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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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D., M.: Hersteller und Verbraucher
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0398

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384

INNEN-DEKOR AT ION

»WOHN- UND ARBELTSZIMMER« RÜSTERHOLZ ENTW. UND AUSF. ALBERT MÜLLER-LEIPZIG

HERSTELLER UND VERBRAUCHER

Die Gebrauchsdinge, die ein Mensch für einen an- ken.« Hätte ich mich mit dem Beamten am Eisen-
dem herstellt, bilden die schönsten, herzhaftesten bahnschalter über Ansichten zu verständigen, es
Berührungspunkte, welche es zwischen an sich frem- würde lang dauern und gäbe Streit. Aber die Fahr-
den Leuten geben kann. Der Meister, der mir ein karte (und den io-Pfennig-Spendenschein) hat er mir
gutes Haus oder einen tüchtigen Schrank gebaut hat, im Nu verkauft; an dem bißchen Objekt treffen er und
hat mir einen Dienst getan, an dem nicht zu drehen ich freundlich zusammen. Das Subjektive ist überall
und zu deuteln ist. Er ist mir da begegnet, wo ich ein unruhig und problematisch. Das Objektive, das Ding-
echtes Lebensbedürfnis hatte, und ich bin ihm da be- liehe hat eine vereinigende Kraft. Wer weiß, ob nicht
gegnet, wo sein Können mir helfen konnte. Das greift dem modernen Volksverband etwas Kostbares ge-
beides gut und positiv ineinander. Gibt es einen bes- nommen wurde durch jene Entwicklung, welche die
seren Boden als den des faktischen Bedürfens und persönliche Berührung zwischen dem Hersteller
Leistens für ein Zusammentreffen, in dem sich zwei und dem Empfänger der täglichen Gebrauchsgüter
Menschen gegenseitig sehen und achten lernen sollen ? aufgehoben hat! In seinem fachlichen Können ist je-
Ein Wort von Schiller sagt zwar: Leicht bei einander der Mensch unbedingt zu achten, ebenso wie er un-
wohnen die Gedanken. Aber im Leben draußen merkt bedingt zu achten ist in seinen echten Lebensbedürf-
man sehr oft, daß die Gedanken der verschiedenen nissen. In beidem ist der Mensch objektiv, unanfecht-
Menschen keineswegs leicht bei einander wohnen. bar und gesetzlich vorhanden, und das führt ihn mit
Jeder hat seine Ansichten, seine Lieblingsmeinungen, seinesgleichen positiv zusammen. Wir spüren das
und im Handumdrehen kehren sich diese feindlich Verbindende, welches da waltet, heute noch sehr deut-
gegeneinander. Eine tiefe Weltkenntnis spricht aus lieh, wenn etwa am i. Mai die Gewerke aufziehen und
Goethes Wort: »Die Menschen treffen viel mehr zu- die Innungsfahnen über ihnen wehen. Was die Fahne
sammen in dem, was sie tun, als in dem, was sie den- vereinigt, sind Männer, die etwas Bestimmtes kön-
 
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