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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Gemeinschaftsräume der Luftwaffe
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Nicht blosse Gehäuse
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0315
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INNEN-DEKORATION

301

»KASINO-SPEISESAAL« DECKE: RQSTER GEBEIZT UND BEMALT, WÄNDE: GROBKÖRNIG GEPUTZT, BODEN: EICHE NATUR

Mannschaftsspeisesäle erhalten meist kräftige
Steinfußböden, derbe gespannte Deckenbalken und
rauhgeputzte Wände, seltener auch Holzverklei-
dungen. Tische und Stühle in Naturholz sind gleich-
falls kräftig geformt, um der Beanspruchung stand-
zuhalten. Besonderer Wert wurde gelegt auf die ge-
mütliche Ausgestaltung der Kantinenräume; fühlt
sich der Soldat in ihnen wohl, so zieht ihn nicht
mehr das Wirtshaus an, sondern er ist geneigt, eine
familienähnlichere Kameradschaft im eigenen Hause
zu pflegen.

Die Offiziersspeisesäle sind weniger robust als die
der Mannschaften, aber doch stets straff und einfach
in der Form gehalten. Nur einzelne künstlerisch
wertvolle Zutaten geben ihnen ein besonderes Ge-
präge. Eine Deckenbemalung, eine gobelingeschmück-
te oder freskenbemalte Wand sind dort die beherr-
schenden Motive.



Der hier gegebene Bildbericht, der nur einen win-
zigen Ausschnitt aus einer wahrhaft reichen Fülle
zu bringen vermag, vermittelt besser als Worte, daß
der gesunde nationalsozialistische Wehrmachtsgeist
auch das Bauschaffen der Luftwaffe beherrscht. —

NICHT BLOSSE GEHÄUSE sind die Räume, die
ein Architekt zum menschlichen Gebrauch er-
richtet. Die Baukunst hat seit je gewußt, daß die Be-
förderung und Erhaltung hoher menschlicher Le-
bensform eine ihrer wichtigsten Nebenaufgaben
bildet. Als der englische Baumeister Wykeham vor
nahezu 600 Jahren das New College in Oxford er-
richtete, wählte er zum Motto das Wort: »Lebens-
art macht den Menschen.« Hätte er das getan, wenn
er sich nicht bewußt gewesen wäre, daß Raumge-
staltung eine mächtige Erzieherin, daß sie geradezu
objektivierter Lebensstil ist? Die Form, das
Lebensniveau einer Wohnarchitektur teilt sich un-
mittelbar dem Bewohner mit, erst als äußere, dann
als innere Haltung. Gute Raumform trägt nicht
gute Lehren über den rechten Lebensstil vor; sie ist
das Training zu ihm. Sie wendet sich mit ihrer Päda-
gogik nicht an den Verstand und den guten Willen
der Menschen, sondern an ihre Sinne und an ihren
Körper. Sie ist Vorbild, nicht Theorie. Anpassungs-
trieb, Nachahmungstrieb, Geltungstrieb, Gewöhnung,
- all diese Mächte nimmt sie in Dienst, still und laut-
los, und vollbringt mit deren Hilfe ihr schönes Werk,
bildend von außen her auf das Innere zu wirken. -
 
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