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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Verschiedene Gestaltungsgrundsätze
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0367
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INNEN-DEKORATION

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Dauerwertes gesehen. Er hat seinen Gedanken: »Aus schichte der Menschheit« geschrieben habe, käme da-
Verhältnissen, die nicht in die Tiefe gehen, kann nie rauf hinaus, daß ein Mensch ein Hauswesen besitze,
etwas Gescheites werden«, ganz gewiß auch auf das Wo von solcher Gesinnung her an die Gestaltung
Verhältnis desMenschenzuseiner dinglich-häuslichen der Wohnung herangegangen wird, muß eine Bevor-
Umgebung bezogen.Und dieFestlegung des Menschen zugung der Dauerform entstehen, will sagen: einer
in einer objektiv bedeutsamen Häuslichkeit, das An- Wohnform, die sich ruhig auf Immerwiederkehrendes
gesiedelt-sein im Gegensatz zum freien nomadischen im Tageslauf einstellt, die den Menschen faßt und zu-
Schweifen galt dem klassischen Denken als ein rechtweist, die seiner Willkür etwas Regelndes ent-
Grundelement der eigentlich menschengemäßen Le- gegensetzt. Da entstehen gehalt- und ausdrucksvolle
bensform (der »Humanität«). Das leuchtet aus »Her- Hausratgebilde, feste Gruppierungen und Plätze, die
mann und Dorothea« hervor, das zeigt sich in Schil- feste Wohnzimmerbucht für die Mahlzeiten, die Eck-
lers »Eleusischem Fest«, dieser reizvollen Vorweg- sitzbank bei Fenster oder Ofen. Wir haben vor Augen,
nähme des Bachofenschen Gedankens von der ersten daß lange Strecken der älteren deutschen Wohnform
Kulturstiftung durch frauliche Gewalten. Zu Herders in Stadt und Land aus diesem Gefühl für die Wohltat
Gattin Karoline konnte Goethe geradezu sagen: alles der Festlegung gespeist waren. Aber auch in der be-
was Herder in den »Ideen zur Philosophie der Ge- weglicheren Gegenwart leben die Gesinnungen fort,

die zu solchen Gestaltungen
führen. »Daß der Mensch einer
gewissen Geregeltheit im täg-
lichen Leben bedarf«, sagt ein
Schriftsteller von heute, »liegt
* v' t daran, daß er nicht absolut frei

er sich nach anderen desto fe-
ster binden. Der Vorzug aller
Regel beruht ausschließlich dar-
ffM auf, daß sie Freiheit ermög-
179 licht, nicht, daß sie in Fesseln
AM schlägt.« Die Wohnform, die
rH sich in charaktervollen, festen
mm Einzelheiten bewegt, ist ohne
|u Zweifel in betonterem Sinne
SJm »Heim« und »Heimat«. Denn
aM was wir als den Wert der Hei-
mat spüren, hängt eng damit
zusammen, daß Heimat sich
nicht nach uns und unseren
wechselnden Launen richtet,
""^^■■Bf^^^"" Wmmm^^m^^mmmmi M 1 daß sie das Bleibende ist, das

!Sfcf-„- ^*lA--~. . uns aufnimmt, das uns zurecht-

■feu^gäfl ," Ä^^^ ruft. Gerade als das Dauernde

te^ - '" und Bleibende ist sie das Be-

■v^^PI ^S'm glückende. Der Sitzplatz, das

II I schöne werttragende Einzel-

^ÄsStrfBj^K'fi Jp* stück des Wohnraums haben

uns in vielen wechselnden Zu-
ständen des Gemüts gesehen;
eben deshalb führen sie uns

*'^rWr «Jn immer still von der augenblick-

lichen Wallung der Seele auf
i das Bleibende in uns selbst, auf

M^^aoS^Kl^ die Ruhelage zurück. Sie reprä-

\^Mjf]l zl sentieren im Bereich der Dinge

SCTtffi'Sf^y^JS^Kfe1 jenes Element »Dauer im Wech-

ICfc^5l^»fc^^feyS2lfcjy/gj^p^^se*<<' ^em Goethe, wissend um

alles echte Bedürfen der Men-

»schreibtisch und schrank mit intarsie : Grossdeutschland« nussbaum gebqrstet schenseele, eins seiner schön-

t1schplatte: naturfarb. leder, stuhl: grau velours. - werkstätten dürselen - berlin sten Gedichte gewidmet hat. -
 
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