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Michel, Wilhelm: Eine ländliche Gaststätte
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0263
INNEN-DEKORATION
253
ARCHITEKT CARL MÜLLER-KÖLN: GASTSTÄTTE »KUCKUCK« AUSSENBAU MIT HERAKL1TH VERKLEIDET UND VERPUTZT
EINE LÄNDLICHE GASTSTÄTTE
Ländliche Gasthausbehaglichkeit! Wer hat nicht
J Begriffe von ihr, frohe gute Erinnerungen an
Tage, wo ein Wanderweg durch herbstliche Buchen-
wälder, über burggekrönte Berge und durch weltver-
lorene Talgründe ins Waldgasthaus führte, an den
Tisch mit der gescheuerten Ahornplatte, zum behag-
lichen Kachelofen und zum Imbiß, den die Försters-
tochter oder die Frau des Waldhüters aus der saube-
ren Küche nebenan auftrug! Die städtische Gaststube
in Ehren - aber der eigentliche Sinn des wirtlichen
Gasthauses kommt so recht saftig nur im Waldwirts-
haus, in der Gebirgshütte, in der Seegaststätte zur
Erfüllung. Wenn draußen Schnee liegt und ein stun-
denlanger Marsch unter weißbeladenen, tiefhängen-
den Tannenzweigen die Knie müd gemacht und den
ganzen Menschen durchkältet hat, was ist das für ein
herrliches Ausruhen beim prasselnden Feuer, das
vom Atem des Winterwindes saust, und beim Wein
im gebuckelten Schoppenglas! Welche Freuden ge-
währt am blaugoldenen Herbsttag der gastliche, be-
sonnte Tisch am schweigenden Waldweiher, auf dem
die roten Ahornblätter schwimmen, unter der blauen
Seligkeit der Himmelstiefe, die von ringsum starren-
den Tannenwäldern getragen wird! Wer ist nicht
wenigstens mit seiner Phantasie dem Märchenerzäh-
ler Hauff ins »Wirtshaus im Spessart« gefolgt, wo es
zwar weniger gemütlich zuging, wo aber gleichwohl
die Waldwirtshausromantik in ihrer vollen Pracht
zu Hause war ?
Bei der ländlichen Gaststätte zum »Kuckuck«, wel-
che der Kölner Architekt Carl Müller durch Umbau
und Erweiterung eines älteren Barackenbaus ge-
schaffen hat, sind von vornherein zivilisiertere Be-
dingungen gegeben. Sie liegt in der Nähe einer Groß-
stadt, bei dem Stadion Müngershausen, und es be-
darf keines ermüdenden Marsches, um sie zu er-
reichen. Aber dennoch hat sie aus ihrer Waldlage und
aus ihrer Barackenvergangenheit ebenso viele An-
triebe entnommen, an gute Überlieferungen der bo-
denständigen deutschen Landgaststube anzuknüpfen.
In sämtlichen Einzelheiten des Umbaus und der
Innenausstattung wurde die ländliche Note durchge-
führt, ohne daß ein sogenannter »Bauernstil« zur
Anwendung kam. - Der Umbau entfernte zunächst
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ARCHITEKT CARL MÜLLER-KÖLN: GASTSTÄTTE »KUCKUCK« AUSSENBAU MIT HERAKL1TH VERKLEIDET UND VERPUTZT
EINE LÄNDLICHE GASTSTÄTTE
Ländliche Gasthausbehaglichkeit! Wer hat nicht
J Begriffe von ihr, frohe gute Erinnerungen an
Tage, wo ein Wanderweg durch herbstliche Buchen-
wälder, über burggekrönte Berge und durch weltver-
lorene Talgründe ins Waldgasthaus führte, an den
Tisch mit der gescheuerten Ahornplatte, zum behag-
lichen Kachelofen und zum Imbiß, den die Försters-
tochter oder die Frau des Waldhüters aus der saube-
ren Küche nebenan auftrug! Die städtische Gaststube
in Ehren - aber der eigentliche Sinn des wirtlichen
Gasthauses kommt so recht saftig nur im Waldwirts-
haus, in der Gebirgshütte, in der Seegaststätte zur
Erfüllung. Wenn draußen Schnee liegt und ein stun-
denlanger Marsch unter weißbeladenen, tiefhängen-
den Tannenzweigen die Knie müd gemacht und den
ganzen Menschen durchkältet hat, was ist das für ein
herrliches Ausruhen beim prasselnden Feuer, das
vom Atem des Winterwindes saust, und beim Wein
im gebuckelten Schoppenglas! Welche Freuden ge-
währt am blaugoldenen Herbsttag der gastliche, be-
sonnte Tisch am schweigenden Waldweiher, auf dem
die roten Ahornblätter schwimmen, unter der blauen
Seligkeit der Himmelstiefe, die von ringsum starren-
den Tannenwäldern getragen wird! Wer ist nicht
wenigstens mit seiner Phantasie dem Märchenerzäh-
ler Hauff ins »Wirtshaus im Spessart« gefolgt, wo es
zwar weniger gemütlich zuging, wo aber gleichwohl
die Waldwirtshausromantik in ihrer vollen Pracht
zu Hause war ?
Bei der ländlichen Gaststätte zum »Kuckuck«, wel-
che der Kölner Architekt Carl Müller durch Umbau
und Erweiterung eines älteren Barackenbaus ge-
schaffen hat, sind von vornherein zivilisiertere Be-
dingungen gegeben. Sie liegt in der Nähe einer Groß-
stadt, bei dem Stadion Müngershausen, und es be-
darf keines ermüdenden Marsches, um sie zu er-
reichen. Aber dennoch hat sie aus ihrer Waldlage und
aus ihrer Barackenvergangenheit ebenso viele An-
triebe entnommen, an gute Überlieferungen der bo-
denständigen deutschen Landgaststube anzuknüpfen.
In sämtlichen Einzelheiten des Umbaus und der
Innenausstattung wurde die ländliche Note durchge-
führt, ohne daß ein sogenannter »Bauernstil« zur
Anwendung kam. - Der Umbau entfernte zunächst