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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Tschauner, Ellie: Spiegel Nordischer Herbheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0026
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INNEN-DEKO RAT I 0 N

des Raumkünstlers gibt nicht nur seine eigene Schau
Zeugnis, es spricht auch aus den auffallend preiswer-
ten und »einfachen« Möbeln, die zum Beispiel die
Warenhäuser der großen Städte ihren Besuchern ge-
fällig aufreihen. In ihnen spürt man die gleiche
Grundidee, wenn auch natürlich in einfacherer Be-
handlung als es an anderer Stelle offenbar wird.

Allgemein gültig für Schwedens Raumkunst sind
einige Grundsätze: Zuerst eine übersichtliche Klarheit
und Weiträumigkeit, wie sie diesem dünnbesiedelten
Land allgemein entspricht. Es weiß nichts von Platz-
mangel, selbst in Stockholms Altstadt drängen sich
nicht engbrüstig-winklige, düstere Gäßchen in bun-
tem Gewirr wie anderswo, sogar hier weht eine fri-
schere, freiere Luft und dehnt sich der gegenseitige
Abstand. Dieses »Venedig des Nordens« ist großzügig
und weitfiächig erbaut.

Die offenkundige Herbheit des Möbelstils ent-
spricht dem schwedischen Naturell. Immer aber wird
sie durch ein Gemütlichkeit spendendes Beiwerk auf-
gelockert, auch - nein, gerade weil dies sparsam und
bewußt angewandt wird. Kein Farbenfleck loht über-
mütig und wie zufällig in die abgetönte Harmonie.

jedes Zuviel wird sorglich vermieden. Dabei be-
stimmen überall Licht und Helligkeit den Charakter
dieser Räume. Die Fenster werden wie eine Art
Schmuck in den Raum hineinkomponiert, sie wer-
den gleichsam die umfangreichen Wandbilder, die
die Hauptflächen des Raumes auflockern und zieren.
Die Fensterumrahmung wird ziemlich schlicht ge-
halten. Sie soll weder ablenken noch Streifen Licht
abdecken. Ich habe überall in Schweden, aber auch
nur hier, eine bezaubernde Art der Fenstereinrah-
mung gefunden: sie besteht aus schmalen, naturfar-
benen Bambusstangen, die eine Längsseite und die
obere Front des Fensterausschnittes begleiten. An
ihnen ranken sich zierliche Blattgewächse hoch, wie
sie von schwedischen Gärtnern eigens zu diesem
Zweck gezüchtet werden. Sie gedeihen in verhältnis-
mäßig winzigen Töpfen und zeichnen den zarten Um-
riß ihrer vielgestaltigen Blätter in dekorativen Linien,
zierlich - auch hier ohne jeden Überschwang - auf
den klarweißen oder pastellhellen Grundton der
Mauer. Man verwendet ein schlankes Bambusge-
flecht über das Pflanzenarme ranken, vielfach auch
dazu, Räume in sich abzugrenzen oder abzuteilen, so
 
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