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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Hareiter, Karl: Die neugestaltete Wiener Verkaufsstelle der staatlichen Porzellan-Manufaktur, Meissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0215
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INNEN-DEKORATI ON

207

Längenausdehnung des Raumes und in seiner halben
Breite ist ein Chor aus Holz aufgerichtet, auf den man
über eine Wendeltreppe gelangt. Ein reizender kleiner
Gefolgschaftsraum mit geblümten Bauernmustern
auf Tisch, Bank und Ruhegelegenheiten zeigt sich
dem überraschten Besucher. Es ist hier im besten
Sinne des Wortes gemütlich.

Vom Verkaufsraum führt ein ebenso in Mahagoni
verkleideter Abgang mit einer glücklichen Lösung der
Treppenwendung in Holz zu den Kellerräumen, die
als Lager nett in der Anordnung und in dem Grau und
Blau der Bemalung ruhig wirken. Die alten Gewölbe
sind beibehalten. Der Verkaufsraum im Untergeschoß
(Abb. S. 208) läßt uns durch seine Lösung vergessen,
daß noch vor einer Generation an diesen Stellen
kaum Ordnung zu finden war, geschweige denn eine
Gestaltung, wie sie hier zu beobachten ist. Durch die
breit gelagerte Art des Fensters und die schmückende
Vorhangverkleidung, die leichte Art der Schränke
und die Reihung der einzelnen Schmuckgegenstände
und nicht zuletzt durch das Verbleiben des Gewölbes
ist der Anklang an die Tradition des Wiener Ge-
schmackes gegeben.

Der Raum des Geschäftsleiters ist den übrigen in
Ausstattung und Farbe angeglichen und damit
ebenso sachlich und praktisch gelöst (Abb. S. 202).

Allen Räumen ist die gedämpfte Farbigkeit eigen,
die das Porzellan leuchtend zur Wirkung kommen
läßt, und durch die Gradlinigkeit der Möbelanordnung
kommt der Formschatz des Verkaufsgutes, das durch
die Töpferscheibe so reich gestaltet werden kann, in
den Vordergrund. Der Architekt stellt sich hier mit
voller Hingabe in den Dienst des Einrichtungsma-
terials und des Verkaufsgutes.

Ergänzend seien hier noch Proben von Josef Hoff-
manns kunstgewerblichem Können auf dem Gebiet
der Metall- und Holzarbeit gezeigt. Teeservice aus
Silber sind, dem Edelmetall entsprechend, auf vor-
nehme Art vom reinen Gebrauchsgegenstand zum
festlichen Gerät geworden.

In den Kassetten aus Holz variiert Hoffmann die
schon seit Jahrzehnten von ihm mit viel Wirkung in
das Kunstgewerbe eingeführte Oberflächengestal-
tung durch die Kannelüre, die durch ihren lebendigen
Rhythmus dem Gegenstand den Charakter der Klein-
architektur gibt. - DK. KARL HARElTER
 
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