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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Hareiter, Karl: Die neugestaltete Wiener Verkaufsstelle der staatlichen Porzellan-Manufaktur, Meissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0214

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206

INNEN-DEKORATI ON

bauten, streng sachlichen Vitrinen reicht die kostbare
Holzverkleidung aus Mahagoni bis zur Decke. Die
Betonung der Waagrechten in der Gliederung der
Schaukasten gibt dem Raum die vornehme Ruhe.
Der Verzicht auf Dekor ist durch den beweglichen
Schmuck, durch die edlen Porzellangefäße und Ge-
genstände gerechtfertigt.. Im oberen Teil der Wand
stehen in goldumrahmten Nischen farbige Papageien,
und an der Decke zieht sich ein goldenes Schmuck-
band hin, das zur Stuckdecke überleitet. Der beweg-
liche Dekor strömt so nach oben aus.

Drei form- und farbprächtige Alt-Meißner Lüster,
auf elektrisches Licht umgearbeitet, vervollständigen
den geschmackvollen Eindruck. Man sieht in dieser
künstlerischen Einheit über die Begriffe Alt und Neu
hinweg, sie können nicht zu Bewußtsein kommen, da
sie in den gleichen Qualitätsrahmen gespannt sind.

Hier, wie in allen anderen Räumen, ist durch eine
unauffällige, unregelmäßige Anordnung der Schau-
kasten und der ausgestellten Gegenstände dem Reiz
der Betrachtung freie Bahn gelassen. Durch die
psychologisch begründete Verhinderung der Serien-
anordnung bleibt der Besucher in gleichmäßiger An-

spannung und andauernder Schaulust. Aber auch die
Lösung der Proportionen läßt die Ausrichtung nach
dem Kunstgut erkennen. Das Verkaufspult, selbst
wieder ein schmaler Schauschrank, übersteigt kaum
das Ausmaß eines fahrbaren Büfetts und wird so zu
einem richtig eingegliederten Möbel, dessen eigentliche
Bedeutung nicht mehr besonders unterstrichen wird.

Der Eingang und Abstieg zu den übrigen Räumen
liegt an der Schmalseite der Verkaufshalle. Diskret in
eine Nische gerückt, fügt sich daneben noch der
Kassaraum ein (Abb. oben). Die gleiche edle Ver-
kleidung läßt ihn unauffällig in die Umgebung ein-
gliedern. Zu den anstoßenden Räumen führt zuerst
ein schmaler Durchgang in ein Sprech- oder Emp-
fangszimmer in Blau, mit einem runden Tisch und
bequemen, eingeschwungenen Sitzgelegenheiten und
ein weiterer breiter Zugang (Abb. S. 204 -205), in dem
Schaukasten, grau-blau gestrichen, einzelne Stücke
bergen, und dessen Wände mit Ziertellern versehen
sind, in den rückwärtigen Verkaufsraum (Abb.
S. 203). Dieser ist ganz auf Braun gestimmt. Von der
zarten Tapete heben sich die Natureichenschränke
und die ebenso getäfelte Decke ab. Über der ganzen
 
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