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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Tschauner, Ellie: Der äussere Rahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0259
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INN EN-DEKORATI ON

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DER ÄUSSERE RAHMEN

Rahmen sind unselbständige und unvollkommene
Dinge. Sie könnten nie für sich allein bestehen,
sondern sind darauf angewiesen, im wahrsten Sinne
des Wortes »ausgefüllt« und so zu sinngemäßem
Leben gerufen zu werden. Denn was nützte uns die
schönste Einfassung, mag sie noch so kunstvoll mo-
delliert, so reizvoll profiliert und so geschmackvoll
gewählt sein, wenn sie ohne den Inhalt eines Spiegels,
eines Bildes, eines Aquarells, eines Gemäldes bliebe?

Erst die feine Harmonie zwischen beidem, das
Aufeinander-Abgestimmtsein, das den Beschauer wie
eine untrennbare, von Anbeginn vorhandene Ein-
heit anmutet, schafft den wirklichen schmückenden
und bestechenden Wert. Denn wie der Rahmen das
Bild, braucht das Bild den Rahmen. Ein Ölgemälde
ohne entsprechende Umfassung würde immer an die
Improvisation einer Atelierausstellung, an die un-
abgeschlossene Periode seines Seins auf einerStaffelei,
zwischen Leinwand und Palette erinnern. Und selbst
ein zartes Aquarell, eine Zeichnung in Bleistift oder

Kohle, oder was es sonst immer sein mag, wirkten
unvollkommen und unbeständig, hätte man sie nur
mit Stiften an die Wand geheftet. Allein der Spiegel
mag hier, in manchen Fällen, eine Ausnahme bilden.
Aber eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Denn
auch hier wird die Wirkung durch den sorgsam ge-
wählten Rahmen meistens noch erhöht oder über-
haupt erst ausgelöst.

Über diese tatsächliche Ausdeutung hinaus läßt
sich der konkrete Begriff der »Umrahmung« mit den
gleichen Gültigkeitsgesetzen auch in anderer Ver-
bindung anwenden: auch ein Bücherbord oder
-schrank ist eine Art von »Rahmen« für den ihm zu-
gedachten Inhalt, ein Zimmer wird zum Rahmen
der Person, die es besitzt und benutzt, und eine Woh-
nung zum äußeren Rahmen unseres Lebens.

Wir sprechen vom »äußeren Rahmen« und bringen
damit zum Ausdruck, daß dieser konkreten Sache
zugleich ein abstrakter Wert innewohnt: die Ge-
pflegtheit eines Stils, die Kultiviertheit einer Form,
 
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