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Seife 2.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 1.

gernden Eifer im Erwerben seltener Dinge sind endlich
auch neue Gebiete des Handels, neue Werte entstanden,
und die Großzügigkeit unseres Verkehrslebens hat Kunst,
Künstler und Kunstgegenstände in seinen Bereich gezogen.
In mannigfacher Hinsicht geht die Kunst nach Brot,
der Kunsthandel ist ein roirtschaftlicher Faktor geworden,
der in der Bilanz manches Bandes eine große Ziffer aus-
macht. Jm Wesen aber jedes Handels liegt es, daß oft
eine flagge unwürdige Ware deckt. Die Kunstfälschung
ist ein Gebreste, das doch nur am Körper der Kunst wachsen
kann, auf fruchtbarem Boden ein gieriger Parasit. Der
Pfleger im Garten aber mufj auch die Sichel handhaben.
So werden diese Blätter mannigfache Dienste leisten,
auf oielerlei Gebieten und uon oielerlei Art. Wir werden

an den Käufer und den Verkäufer zu denken haben, wie
ihnen beiden zu nütjen, wie sie vor Schaden zu bewahren
sind. Der markt des Sammlers wird daher einen breiten
Raum einnehmen. Schädlinge werden zu oerfolgen sein,
das einemal — wo ihr ITlotio Gewinnsucht und ihr mittel
der Trug ist — mit unnachsichtigen Hieben, das anderemal,
wo sich besonders in öffentlichen Sammlungen Versündi-
gungen gegen den Geschmack und gegen die Wissenschaft
zeigen, mit der Waffe offenen Tadels und wohlbegründeter
Kritik. Solchergestalt wird, das hoffen wir, die „Inter-
nationale Sammler-Zeitung“ zu einem notwendigen Weg-
weiser und zu einem Faktor auf all den bedeutsamen
Gebieten werden, auf denen sich fiebhaberei und Forscher-
tum betätigen.


fDiniaturen.
Von Hlfred Straffer, Wien.

Das Wiedererwachen eines sich immer mehr steigern-
den und in weitere Kreise dringenden Interesses für ITlinia-
tur-Kunst datiert bei uns in Österreich erst aus den leßten
Jahren. Seitdem die Photographie um die mitte des vorigen
Jahrhunderts ihren Siegeslauf angetreten hafte, nerschwanden
die graziösen Bildchen auf Elfenbein, Pergament, Kupfer
und Goldemail unter altem Hausrate oder wanderten zu
Trödlern und Antiquitätenhändlern, wo dieselben, nur selten
non Sammlern begehrt, ein bestaubtes Stilleben führten,
mit den llliniaturen verschwanden die Bildner dieses Kunst-
gebietes und die ITleister Daffinger, Saar, Theer, Peter,
Raab etc. fanden keine Hachfolger mehr. Vielleicht wandten
sich diese dem lukrativen photographischen Gewerbe zu,
von der richtigen Erkenntnis geleitet, daß bei der herr-
schenden mode für ihre Werke kein Plaß unter der Sonne
frei wäre.
Dicht so schlimm war es in den anderen Haupt-
ländern der miniaturkunst bestellt. In Frankreich und Eng-
land fanden zwar auch die grofjen meister Augustin, Perin,
Isabey, Eosway, Roß, Hall etc. keine ebenbürtigen flach-
folger, aber die Kunsthistoriker und die erstklassigen
Sammler sorgten durch Veröffentlichung von Essays und
Biographien und durch Schaustellungen in öffentlichen und
privaten Kreisen dafür, daß die miniaturkunst und ihre
llleister in steter Gemeinschaft mit dem kunstliebenden
Publikum blieben.
In diesen Ländern traten in dem letjten Dezennium
des vorigen Jahrhunderts die amerikanischen multimillio-
näre und afrikanischen Diamantenkönige als Käufer auf
den Plan, zum Schrecken und zur Betrübnis der Sammler.
Ulan wird wohl leicht begreifen, daß zwischen einem
Sammler, der ja auch Käufer ist und einem Käufer, der
den Kunstgegenstand bloß deshalb besitjen mufj, weil er
nebst Automobil, Theaterloge, Bleute, Prunkmöbel und
schweren Seidentapeten in einem Salon seines Palais auch

eine Vitrine mit „köstlichem ITleifjner-Porzellan und ITlinia-
turen“ den entzückten und neidischen Besuchern zeigen
will, ein gewaltiger Unterschied ist. Es bildet eine Samm-
lung sich in der Stille — gekauft wird in dem Strom der
Welf! Durch diese Käufer ohne Wahl wurden in Frank-
reich und England die Preise schon zu einer Zeit in die
Höhe gewirbelt, in welcher bei uns noch immer die Sammler
inmitten eines grofjen Angebotes bei einer minimalen Geld-
ausgabe schwelgen konnten. Damals waren noch Dresden,
JTlünchen, fast ganz Italien, die südliche Schweiz neben
Wien, Prag, und einigen oberungarischen Städten uner-
schöpfliche Reservoirs für die Sammlerbegierde. Jeßt sind
diese Städte und Länder mit abgegrasten Alpen zu ver-
gleichen, auf denen Amerikaner und Kapmänner gehaust
haben und aus den Schaufenstern der kleinen und grofjen
Händler grüfjen uns höhnisch die fragwürdigen Kopien und
Fälschungen an.
Eine Änderung in den angedeuteten Verhältnissen
trat auch in Österreich zumal in Wien durch die geschickt
in Szene gesetjten Kunstwanderungen ein, welch’ letjtere
der nicht allzugrofjen Gemeinde von Kunstbegeisterten und
Kunstliebhabern bislang ungekannte Schöße erschlossen und
hierdurch belebend und werbend auf gröfjere Kreise wirkten.
Es folgte dann im Jahre 1905 die IHiniaturen-Ausstellung.
Veranstaltet von Damen der Aristokratie zu einem wohl-
tätigen Zwecke, konnte sich dieselbe noch eines dilettanten-
haften Zuges nicht erwehren. Die Räume boten zu wenig
ficht und das vorhandene reiche material konnte aus
diesem Grunde und wegen der Platjbeschränkung nicht zur
Geltung kommen. Auch entsprach der Katalog der Aus-
stellung weder den Wünschen der Sammler noch dem Be-
dürfnisse des grofjen Publikums.
Fachmännisch arrangiert und ausgestattet waren die
rasch nach einander veranstalteten Ausstellungen in Troppau
(geleitet von dem sachkundigen Direktor Braun des Kaiser
 
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