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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 1 (1. Februar)
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Seite 14.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 1.

(Aleslanges d'AHemagne.) Unter den Objekten, die am
5. und 6. Februar uon Richard Härtel in Dresden (Kudwig
Richterstraije 15) zur Versteigerung gebracht werden, befinden sich
auch die sogen. Aleslanges d’AHemagne. Cs ist dies eine aus dem
17. Jahrhundert stammende Papierhandschrift in französischer
Sprache, rnelche zum Teile noch unueröffentlichfe Dokumente, Akten,
Urkunden etc. zur deutschen Geschichte des 16. und 17. Jahr-
hunderts enthält. Die Handschriften sind in alt Rotmaroquin
gebunden. Die beiden Decken sind mit dem Wappen des ersten
Besitzers des flug. Dugne de Bagnols, Conseiller d’Ctat (1674—75)
in Goldpressung geziert.
Dumismatik.
(Illünzen des deutschen Ritterordens.) Bei S. Rosen-
berg in Frankfurt a. 111. ist in den lebten Tagen eine reichhaltige
Kollektion non JTlünzen und ITledaillen des deutschen Ritterordens
oersteigert morden. Cs murden unter anderem ueräufjert: Cin
Achtel-Taler 1531 des Hochmeisters Walter uon Cronberg für 200 111.,
ein 10-Dukatenstück des Hochmeisters Alaximilian I. uon Österreich
uon 1603 (335 111.), eine dreifache Talerklippe desselben Fürsten
non 1614 i445 111.), zwei goldene ITledaillen des Erzherzogs Keopold
Wilhelm uon Österreich (430 und 600 AU, ein silbernes Schaustück
dieses Hochmeisters (475 111.). Die höchsten Preise erzielten zwei
Prägungen des Kiuländischen Ordens, die breite Goldmünze Wilhelms
uon Fürstenberg uon 1558 (945 Al.) und der zweieinhalbfache
Goldgulden Gotthards uon Kettler o. J. 855 Al.).
(Österreichische Zweikronen stücke ) Die Regierungen
in Österreich und Ungarn haben den Parlamenten eine Vorlage
unterbreitet, wornach silberne Z w eikr o nen stü ck e ausgeprägt
werden sollen, welche den gegenwärtig noch im Umlauf befindlichen
Silbergulden ersehen sollen. Die Zweikronenstücke werden leichter
als die Silbergulden sein, denn sie werden nur ein Gewicht uon
zehn Gramm haben, während der Silbergulden 12'3 Gramm wiegt.
Die Zweikronenstücke werden für die kleinen Zahlungen des täg-
lichen lebens dienen, da niemand uerpflichtet sein wird, mehr als
50 K bei einer einmaligen Zahlung anzunehmen, während die
Annahmepflicht der Silbergulden unbeschränkt ist. Cs ist ein erster
Versuch, der mit diesen lllünzen gemacht wird, da in Österreich
und Ungarn zusammengenommen uorerst nur 50 Alillionen Kronen
geprägt werden sollen.
(Alünzfunde.jDerGutsbesiljer llaumann in Stebiijschen
bei Mügeln hat im Garten beim Graben einer Grube ein Oefäfj
mit 300 Silbermünzen aus dem 13. und 14. Jahrhundert gefunden.
Die lllünzen sind gut erhalten und zeigen auf der Auerseite den
Meifjner-Köwen, auf der Reuersseite ein Kreuz. — In Buzheim
bei Ingolstadt hat der dortige Totengräber beim Ausschaufeln eines
Grabes drei irdene Töpfe mit rund 4300 Gold- und Silbermünzen
gefunden. Die lllünzen wurden zur Begutachtung dem Münz-
kabinett in München geschickt. - Vor kurzem hat ein Crdarbeiter
in Wien einem dortigen Priuatier 178 römische Kupfermünzen aus
dem li. Jahrhundert nach Christi Geburt (hauptsächlich sind die
Kaiser Valentinian I., Valens und Gratinnus uertreten) uerkauff.
Diese lllünzen waren im Kaufe des Jahres 1908 oder 1907 bei der
Cinwölbung des Krottenbaches im XIX. Bezirke Wiens gefunden
worden. Die 178 lllünzen bilden aber aller Wahrscheinlichkeit nach
nur einen Teil, etwa ein Fünftel, des ganzen Alünzfundes. Der
Keifer des Aluseum uindobonense, Inspektor Josef Ilowaiski de
Kilia, IV, lleumanngasse 13, dem schlieljlich die 178 münzen
abgelassen wurden, ersucht das Publikum, den Verbleib der übrigen
lllünzen, die die Arbeiter damals an sich genommen haben dürften,
ihm nachzuweisen. Cr würde die restlichen münzen gern erwerben.
(Cin 25-Pfennig-Sfück in Deutschland.) Der für den
besten Entwurf eines 25-Pfennigstückes in Deutschland ausgesetjfe
Preis uon 2000 lllark ist dem Zeichner und IHodelleur A. Häusser
zuerkannt worden. Der Auers der neuen münze enthält die
Worte „25 Pfennig“, die uon zwei Süllhörnern, den Symbolen des
Glücks und des Reichtums, umrankt sind. Die Reuersseite zeigt
den deutschen Adler, der aber nicht in stilisierter, sondern in
natürlicher Form dargestellf ist. In der Kopfhöhe des Adlers ist
die Kaiserkrone, darüber die Worte „Deutsches Reich“, unterhalb
des Gefieders die Jahreszahl „1909“ angebracht.

Uhren.
Im kunsthistorischen Hofmuseum in Wien wurde eine Taschen-
uhr aufgefunden, die aus dem Jahre 1465 stammt und unterhalb
der lllagnetnadel einen scharf eingeschnittenen Abweichungsstrich

zeigt. Dadurch erscheint erwiesen, dafj die magnetische Deklination
nicht, wie allgemein angenommen wird, uon Kolumbus entdeckt
wurde, sondern schon früher bekannt war.

Uersrtiieäenes.
(DieMenukartensammlungdesKaisersFranzJosef.)
Cs dürfte wenig bekannt sein, dafj Kaiser Franz Josef im Besitje
einer JTlenukartensammlung ist, die ihresgleichen sucht. Die Samm-
lung enthält mehr als 3700 Speisekarten uon Festmählern bei
Höfen. Cs gibt kein Fürstenhaus, das in dieser originellen und
historisch merkwürdigen Sammlung nicht uertreten wäre, man
weil), dafj der Kaiser Wert darauf legt, die Sammlung durch immer
neue Exemplare zu bereichern und diesem Umstande tragen die
diplomatischen Vertreter der Monarchie im Auslande Rechnung,
indem sie uon jedem Festmahl, das an dem Hofe, an dem sie
akkreditiert sind, gegeben wird, eine Speisekarte zu erhalten suchen,
um sie nach Wien zu senden. So ist diese Sammlung, die uom
Kaiser erst nach der Geburt des Kronprinzen Rudolf angelegt
wurde, zur größten und interessantesten geworden, die auf diesem
Gebiete existiert. Über 2000 Cxemplare der Sammlung stammen
uon Hoffestmählern, die in Österreich-Ungarn stattfanden, der Rest
uerteilt sich auf alle anderen Kulfursfaaten in Curopa, Amerika und
— Asien. Die Speiseordnungen sind nach den Staaten eingeteilt; jeder
Staat hat seinen eigenen Schrank, der an sich eine Sehenswürdig-
keit ist. Die originellste und kostbarste aller Menukarten ist jene,
die ein französischer Künstler anläßlich des Prunkmahls geschaffen
hat, das Zar Hikolaus zu Chren des Präsidenten Faure gab. Die
Speiseordnung ist in eine selten schöne schwarze lllarmorplatte
eingrauiert und uon einem farbenprächtigen Blumengewinde um-
säumt. Die Schrift ist mit Clfenbein ausgelegt. Von den übrigen
Denkwürdigkeiten der Sammlung seien erwähnt; die Speisekarten
uom Hofe des Kaisers Maximilian uon Mexiko, eine Speisekarte
uom Festmahl zu Chren der Königinnen Kuise und Viktoria und
Ilapoleons in Königsberg. Für die ITlenus zu den Festmählern, die
zu Chren Bismarcks oder uon diesem selbst gegeben wurden, ist
ein eigener Schrank bestimmt, der zahlreiche Cxemplare enthält.
Die Crdbebenkatastraphe in Süditalien und die
Kunst.) Wie italienische Blätter berichten, hat man uon der ein-
gestürzten San Gregorio-Kirche in lllessina nur ein kostbares
Mosaik aus dem 13. Jahrhundert retten können; uerschollen ist
ein Madonnenbild des Guercino. Auch das Aluseum ist ganz
eingestürzt, in dessen ersten Stocke sich uaterländische Crinne-
rungen und kostbare Stoffe aus dem 17. und 18. Jahrhundert be-
fanden. merkwürdigerweise wurden 75 Stück Majoliken uom
Cnde des Quattrocento und uon der ersten Hälfte des Cinquecento
gerettet. Daselbst war auch eine kleine, doch schätjenswerfe Biblio-
thek, die Inkunabeln, Manuskripte, minierte Bücher aus dem 15
Jahrhundert, Kodexe, einen Traktat der Chirurgie aus dem 15. Jahr-
hundert und das älteste Herbarium Siziliens besafj: man hofft noch
einiges dauon zu retten. In einem anderen Saale des llluseums
befanden sich Stiche Dürers, Tommaso Aloysio Juuaras und seiner
Schüler, uon denen keine Spur vorhanden ist. Im Mittelsaale
prangten Bilder, deren Ursprung uom 14. bis 17. Jahrhundert zu
suchen ist: eine Ansicht Messinas aus dem 17. Jahrhundert uon
Abram Casembrot; eine Madonna mit Heiligen aus der Schule
Antonellos da lllessina; eine Tafel uon Vasari; die Krippe uon
Carauaggio usw. Von dem kostbaren Werke Antonellos da lllessina
„Madonna, die heil. Gregor und Benedikt“ (unterzeichnet und datiert
1473), das sich früher in S Gregorio befand, wurde ein Teil ge-
rettet, der sich in gutem Zustande befindet; man hofft daher,
dieses Bild, dessen Fragment ins llluseum uon Palermo übertragen
wurde, restaurieren zu können. Unrettbar uerloren sind mehrere
Bilder des Bronzino, Carauaggio, uan Hoebracken und Cariani.
(Tod eines schlesischen Sammlers.) Der Senior-Chef
der Firma 5. Fränkel, Heustadf, P.-Schl., Geh. Kommerzienrat
Pincus, ist oar einigen Tagen im Alter uon 80 Jahren gestorben.
Pincus hatte sein Interesse speziell alter Goldschmiedearbeit zuge-
wandt: seine Sammlung war längere Zeit leihweise im llluseum
schlesischer Altertümer in Breslau ausgestellt, lllax Rosenberg
in Karlsruhe hatte die Marken seiner gesammelten Silberschätje
festgestellt und dadurch die Sammlung wissenschaftlich nutzbar
gemacht. Seit einer längeren Reihe uon Jahren indes hat der
uerstorbene Herr seine sammlerische Tätigkeit wegen Altersgebrechen
aufgegeben. Übrigens enthält die Sammlung keine besonders
heruorragenden Stücke, sondern zumeist Gebrauchsgeschirr des 17.
 
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