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Seife 20.

internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 2.

verschiedene Ansichten benachbarter Gegenden schuf, darunter
ein Panorama oom Kahlenberg in oier Blättern, oon denen
das erste die Umrisse des Panoramas oom Kahlenberge
mit Angabe der einzelnen Ortschaften, interessanten Punkte
ustn. gibt. Das ztoeife bringt die Rundsicht oon der
Karthause aus bis an die steirischen, mährischen und

ungarischen Gebirge mit der Ansicht oon Wien und der
umliegenden Orte, das dritte und oierte Blatt Croquis der
einzelnen malerischen Punkte.
Vielleicht geben diese Zeilen Anregung zu weiteren
Aachforschungen über die Werke dieses interessanten oater-
ländischen Künstlers.


Der Kunstschuuinöel.

€inen interessanten Beitrag zu dem Kapitel „Kunstfälschungen“,
das £. Brosch in der vorigen Hummer der „Internationalen
Sammler-Zeitung“ behandelt hat, liefert J. Purcifj Carter, der
Kunstexperte des verstorbenen ITlarquis of Bute und der bekannten
Döff-Kollektion in Hew-Uork, ein JTlann von gutem Hamen, der
seit Jahren für amerikanische Kunstfreunde alte Gemälde restauriert.
Carter erzählt in amerikanischen Blättern: Ich bin seit
Jahren in den Kunstgalerien und privaten Gemäldesammlungen der
alten und neuen Welt tätig und weifj genau, welche Schwindeleien
auf diesem Gebiete verübt werden. Cs ist meine Pflicht, das
Publikum vor den Fälschungen gewissenloser Händler zu warnen,
denen nur darum zu tun ist, 10.000 Prozent Profit oder mehr
herauszuschlagen.
Viele der vermeintlichen Schäfje, für welche amerikanische
Sammler von 10.000 bis zu 100.000 Dollar bezahlt haben und die
die glorreichen Hamen von Sir Josua Reynolds, Gainsborough, Van
Dyk, Velasquez, Rubens, Hals, Veronese etc. tragen, sind erbärm-
liche Fälschungen und dabei sind sie nicht einmal alt, sondern
Erzeugnisse der jüngsten Zeit. Jn Paris und Brüssel existieren
Dutjende von Fabriken „alter meister“, die gelegentlich von der
Polizei ausgehoben werden. Der Hauptmarkt für die Produkte
dieser Gauner ist Hew-Uork. Ihre Fälschungen sind meistens mit
grofjem Geschick ausgeführt, und um sie loszuschlagen, bedienen
sie sich der raffiniertesten mittel. Gewöhnlich wird den fiebhabern
erzählt, dafj irgendeine Persönlichkeit mit einem hochtrabenden
Adelstitel, sich am Rande des finanziellen Abgrundes befinde und
infolge dessen gezwungen sei, sich von ihren Kunstschulen zu
trennen. Cs werden gefaschte Dokumente herbeigeschafft, um die
Echtheit der alten „meister“ zu beweisen, und in neun Fällen von
zehn beifjen unsere amerikanischen „Kenner“ an. Werden ihnen
später die Augen geöffnet, so verschmerzen sie lieber ihren Ver-
lust, als dafj sie die Schwindler zur Anzeige bringen und öffentlich
gestehen, dafj sie düpiert worden seien.
Ich habe zwei Hlonate in der berühmten Sammlung von
Sir William Van Horn in ITlontreal zugebracht und unter den
dreihundert Gemälden, die da sind, mindestens zwei Dutjend „Fakes“
der schlimmsten Sorte gefunden, berichtet Carter weiters. Zwei
Tandschaften, die Constable gemalt haben sollte, stammten aus
dem Atelier irgend eines Pfuschers in Brüssel und ein Guyp erwies
sich als schlechte Kopie eines Gemäldes, das im Touvre hängt. Als
ich ein angebliches Frauenporträt oon Hicholas JTlaas, dem grofjen
Holländer, restaurieren wollte, fand ich unter demselben einen
übermalten JTlännerkopf.
Sehr viele Fälschungen enthält auch die berühmte Kollektion
von Francis Bartlett in Boston. Jn derselben ist unter anderem
ein angeblicher Rembrandt mit dem Titel „Schiffsbauer und Frau“,
für den Bartlett 50.000 Dollar zahlte. Das Original befindet sich

im Besitze des Königs Eduard von England. Ich hatte die Kopie
vor zwei oder drei Jahren bei einem Kunsthändler in Hew-Uork
gesehen und ihn auf die Fälschung aufmerksam gemacht. Das
hinderte den Ehrenmann jedoch nicht, sie Herrn Bartlett als echt
aufzuschwafjen.
Jn der Hafhaniel-Thayer-Kollektion in Boston sind
Dutjende von Fälschungen und in der Bayard-Thayerschen in
Cancaster, Iltass., gleichfalls. Hoch schlimmer sieht es in den
Sammlungen der Bundeshauptstadt aus. Jn der berühmten
Corcoran-Galerie zum Beispiel befindet sich ein angeblich
„echter“ Van Dyk, den ich in Baltimore und zwei anderen Pläfjen
in ebenso falschen Exemplaren gesehen habe Ein „echter“ Tizian
in derselben Galerie ist eine von einem unbekannten holländischen
ITlaler angefertigte Kopie, und vier Porträts, die George Romney
zugeschrieben werden, stammen aus den Fabriken in Paris und
Brüssel.
Einer der vorsichtigsten Sammler ist der frühere Bundes-
senator Clark, aber auch unter den Bildern, die er wiederholt in
Washington ausstellte, habe ich plumpe Fälschungen entdeckt. Jn
der Kollektion der verstorbenen Frau Harriet Cane Johnstone in
Washington, einer Tochter des Präsidenten Buchanan, befindet
sich eine Bernardino Tuini zugeschriebene JTladonna mit dem Jesus-
kinde. Dieses auf Holz gemalte Bild mag vielleicht echt sein, aber
es ist nur ein Teil des ganzen Gemäldes Jch war dabei, als
dieses von einem Hew-Uorker Händler in drei Stücke zersägt
wurde. Auf dem Bilde befanden sich auch Johannes, die heilige
Elisabeth und das Tamm. Aus jeder dieser Figuren wurde ein
besonderes Bild gemacht und ich sollte die Bruchteile so übermalen,
dafj der Schwindel nicht bemerkt würde.
Der von Harry K. Thaw erschossene Architekt Stanford
White war ein Kunstkenner, aber auch er wurde „hineingelegt“.
Sein Stolz war ein angeblicher Tintoretto, für den er ein Vermögen
bezahlt hatte. Als ich ihm eines Tages mitteilfe, dafj ich das Bild
vor Jahren für ein paar Schillinge in einem londoner Trödlerladen
erwarb, renovierte und um 50 Dollar weiter verkaufte, traf ihn
beinahe der Schlag.
ITlehr als irgendein anderer Sammler wurde vielleicht der
verstorbene Wm. C. Whitney übers Ohr gehauen Er bezahlte
seinerzeit eine Riesensumme für einen angeblichen Raffael, und als
ich ihm bewies, dafj er begaunert worden war, liefj er das Bild
in die Rumpelkammer werfen.
Eine ganze Alenge von Fälschungen ist auch in der
Widener'schen Sammlung in Philadelphia und in der Tam-
bert’schen in Paterson, H. J., zu finden. Die wenigsten habe ich
in den Kollektionen von Havemeyer und oon Frick entdeckt,
doch sind auch diese nicht frei von wertlosen Imitationen und
Kopien.
 
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