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Hummer 2.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 29.


Chronik.


Ansichtskarten.
(Die österreichischen Jubiläums-Postkarten.) Die
österreichische Postverwaltung hat anläßlich des 60jährigen Re-
gierungs-Jubiläums des Kaisers Franz Josef fünf JTlillionen Post-
karten ausgegeben, die nach einem Entwürfe des Rlalers Kolo
JTloser als ganz ungewöhnlich schöne Stahlstiche bei billigem Preise
— das Stück kostete samt eingedruckter Fünf-Hellermarke 15 Heller
- hergestellt und uom 18. August bis inklusive 31. Dezember 1908
in allen Postämtern und in den Tabaktrafiken Österreichs nerkauft
wurden. Das Original des ITloserschen Entwurfes hat vierfache
Postkartengröße und befindet sich im Postmuseum in Wien. Für
den 18. August lief eine solche Unzahl von Bestellungen ein, daß
die Post, die ein solch lebhaftes Interesse nicht erwartet hatte, nicht
imstande war, alle Aufträge zu effektuieren.
Für den Sammler interessant sind die Abstempelungen vom
ersten und leßfen Tage der Ausgabe, 18. August und 31. Dezember
und die Serie mit dem von Kolo ITloser entworfenen roten Jubi-
läumsstempel uom 2. Dezember. Diese Serien, für die in den
ersten Dezembertagen schon fünf Kronen verlangt wurden, obwohl
ihr Anschaffungspreis nur 2 Kronen 40 Heller beträgt, umfassen
16 Karten: Deutsche Inschrift mit deutschem Stempel in Wien, Linz,
Salzburg, Graz, Klagenfurt und Troppau; deutsche, rumänische und
ruthenische Sprache in Czernowiß; deutsche, polnische und ruthenische
Inschrift in Temberg; daselbst auch Karte nur mit deutscher und
polnischer Inschrift; Brünn, Prag und die Prager Jubiläums-Aus-
stellung 1908 haben deutschen und tschechischen Text; Taibach hat
deutsche und slowenische, Zara deutsche, slowenische und italienische
Bezeichnung Der Stahlstich zeigt auf allen Karten den Kaiser,
Ansichten der Wiener Hofburg und der Gloriette in Schönbrunn,
nur die Karte der Prager Jubiläums-Ausstellung trägt statt der
genannten Bauwerke die Ansichten des Prager Hradschins und
des Hungerturmes.
Den größten Verbrauch an diesen Postkarten hatte Wien,
bzw. Dieder-Österreich. Gleich nach der Kapitale rangieren die
Alpenländer. Die Erklärung für diese auffallende Tatsache ist
darin zu suchen, daß diese Karten noch während des Sommers
zur Ausgabe gelangten, und uom Reisepublikum mit solcher Vor-
liebe gekauft wurden, dafj sogar der Ansichtskartenkonsum dadurch
merklich beeinträchtigt wurde. Die Post seßte über 4 Ulillionen
Karten ab, fast 1 JTlillion Karten blieb unverkauft. e ?.
(„Die geschiedene Frau.“) Im Verlage der Österreichischen
photographischen Gesellschaft in Wien ist eine Serie mit Ansichts-
karten aus der im Wiener Carltheater aufgeführten Fall’schen
Operette „Die geschiedene Frau“ erschienen.

flutographen.
(Ein Brief Raffaels.) Eine große Autographenversteigerung
wird am 1. fflärz oon der Firma Sotheby in Tondon oeranstalltet
werden. Unter den unter den Hammer gelangenden Autographen
befindet sich ein ausgezeichneter Brief Raffaels und mehrere
Schriftstücke, die George Washingtons Unterschriften tragen. Der
Brief Raffaels besteht aus einem Foliobogen und ist aus Rom uom
15. August 1514 datiert. Der Adressat ist Fabio Calve.
(Die Sammlung Josef Hentwich.) Die wertvolle Samm-
lung des verstorbenen Komponisten und Humismatikers Josef

Hentwich, aus welcher die Original Siegesdepesche von der
Schlacht bei Custozza in den Besiß des Kaisers Franz Joseph und
das Autographen-Album „Preußische Invasion 1866“ in das Eigen-
tum Kaiser Wilhelms überging, gelangt beim Antiquar J. J. Pi aschka,
Wien I., Wollzeile 34, zum Verkaufe.

Bibliophilie.
(Ein konfisziertes Tolstoi-Buch.) Wie uns aus St.
Petersburg geschrieben wird, ist das neueste Werk Tolstois,
das in ITloskau unter dem Titel „Wo ist der Ausweg?“ erschienen
ist, konfisziert worden. Der greise Dichter hat in diesem Werke
die immer fortschreitende Verarmung der Bauern und die mehr
um sich greifende Reaktion im Zarenreiche geschildert und ist zu
der Schlußfolgerung gekommen, daß die Tage der Dinge zu neuen
Katastrophen führen werde.
(Die Bibli oth ek 5p eck von Sternburg s.) „Im JTluseum
of Arts“ in Ilew-Uork wurde anfangs Februar die Bibliothek des
verstorbenen deutschen Botschafters in Hew-Üork Speck oon
Sternburg versteigert. Eine Sammlung alter „Tutherschriften“, die
zum großenTeil bei Hanns Tufft in Witte nb erg um 1530 gedruckt
wurden sind, ging um 4900 Kronen in den Besiß eines in Hew-
Uork ansäßigen Kaufmannes über, eine alte Ausgabe von Sebastian
Brants „Harrenschiff“ erzielte 840 Kronen, die ersten Schriften
Goethes, die ohne Vorwissen des Dichters bei Timburg im Jahre
1776 erschienen und mit schönen Kupferstichen von Chodowiecki
versehen sind, erzielten 3360 Kronen.

Bilöer.
(Vom englischen Kunst markte.) Aus Tondon wird
uns geschrieben: In den leßten Tagen brachte Christie eine Reihe
interessanter Bilder zur Versteigerung. Das Hauptstück der Auktion
bildete Eonstables „Stratfort-Hlühle an der Stour“, das um
210.000 Kronen veräußert wurde. Der ITlaler hatte für das Bild
seinerzeit den Spottpreis von 2460 Kronen erhallen. Kleine Skizzen
von Constable wurden mit 1200- 1900 Kronen bezahlt. Ein Bild
von Turner, das den Tuganersee darstellt, erzielte 2320 Kronen,
ein Diaz, „Wald von Fontainebleau“, 3800 Kronen, ein Höppner
Porträt der lllrs, JTlunroe 4800 Kronen und eine „Waldszene“ oon
Daubigny 2400 Kronen.
(Bilderkäufe.) In der Aquarell-Ausstellung im Wiener
Künstlerhause wurden vom Unterrichtsministerium das Tempera-
gemälde „Ein stiller Waldwinkel“ oon Oswald Grill, und das
Gouachegemälde „Schnitter“ oon Stefan Simony, für die „moderne
Galerie“ das Pastellgemälde „Ansicht oon Taufenburg“ von Professor
Gustav Schönleber in Karlsruhe angekauft.
(Ein neuer Tionardo da Vinci?) Ein THailänder Kunst-
liebhaber, Diego Santambrogio mit Hamen, will ein bisher
unbekanntes Gemälde von Tionardo da Vinci gefunden haben.
Ein mitarbeiter der F. Z., der das Bild bei seinem jeßigen Besißer,
Eesare Pisoni, in der Via Brera zu Hlailand sah, gibt von ihm
folgende Beschreibung: Das Gemälde ist von einer Tafel oon
61 y 79 Zentimeter Größe und zeigt einen weiblichen Halbakt, der
in der Stellung eine auffallende Ähnlichkeit mit der bekannten
Zeichnung der Gioconda im ITluseum Conde zu Chantilly hat, während
er in der Zeichnung und namentlich im Ausdruck des Gesichtes stark
davon abweicht. Der Kopf ist von ovaler Form, mit hoher Stirn
 
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