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Hummer 3.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 45.


Chronik.

Ansichtskarten.
(Die uier Jahreszeiten.) Die Reihe der Künstlerkarfen
wird durch eine Zwölfer-Serie der Wiener JTlalerin Olga Wisinger-
Florian erweitert, die sich „Die oier Jahreszeiten“ betitelt. Jeder
der zwölf tllonate ist durch entsprechende Blumen symbolisiert.
(militärische Humoresken) nennt sich ein Zyklus oon
Ansichtskarten, der militärische Karrikaturen in guter, handkolo-
rierter Reproduktion bringt.

Bibliophilie.
(Eine Wagner-Ausgabe der Originaluerleger.) Ein
interessantes Unternehmen wird im Börsenblatt für den deutschen
Buchhandel angekündigt. 6s handelt sich um eine Gesamtausgabe
der Werke Richard Wagners, die oon drei Verlagsfirmen, Breit-
kopf & Härte] in Teipzig, Adolph Fürstner in Berlin und B.
Schotts Söhne in ITlainz, oeranstaltet wird. Die Ausgabe, die
aus elf Bänden besteht und auch in (Lieferungen eröffnet wird,
erfolgt als „Ausgabe der Originaluerleger“ auf Subskription. Sie
beginnt am 22. Itlai 1909, dem 96. Geburtstage Richard Wagners,
und wird im Herbst 1910 bzw. uor Ende 1911 uollständig sein.
— Die Schutzfrist der Wagnerischen Werke läuft erst am 1. Jänner
1914 ab.
(Versteigerung einer amerikanischen Sammlung
in Europa.) Dal) eine amerikanische Sammlung in Europa uer-
steigert wird, dürfte ein seltenes Ereignis auf dem Büchermärkte
sein. Die Firma C. G. Boerner in Teipzig uersendet soeben den
Auktionskafalog der Bibliothek des Professors Hewett uon der
Cornell-Unioersity in Jthaka-Hew-Uork, einer reichen Sammlung uon
Erstausgaben deutscher Titeratur mit einer besonders wertuollen
Abteilung Goethe, bei der sich auch uiele interessante Reliquien,
Zeichnungen, Porträts usw. befinden. Aus anderem Besitze enthält
der Katalog Silhouetten und Stammbücher und eine kleine, aber
gewählte Autographensammlung.
(Eine grolje kritische Gesamtausgabe der Werke
Grillparzers) nebst seinen Tagebüchern und Briefen hat der
Stadtrat der Gemeinde Wien zu ueranstalten beschlossen und
mit dieser Aufgabe den Professor der deutschen Titeratur an der
Prager deutschen Uniuersifät Dr. AugustSauer betraut, der schon
die uierte und fünfte Cottasche Ausgabe uon Grillparzers Werken,
bisher die uollständigste der uorhandenen, durchgesehen hat. Das
material dazu soll der literarische Hachlafj Grillparzers liefern, der
sich im Besitze der Gemeinde Wien befindet und noch manches
birgt, was des Interesses des Publikums wert ist. Diese THonu-
mentalausgabe der Werke des österreichischen Dichters soll 25 Bände
umfassen. Hoch in diesem Jahre soll der erste dauon erscheinen,
im nächsten zwei und in jedem nachfolgenden fünf weitere. Das
gelehrte literarhistorische material soll in etwa uier Bänden zu-
sammengefafjt werden. Das Werk wird oon Gerlach und Wied ling
hergestellt und auf Subskription uerlegt werden.

ßilöer.
(Ein neuer Tizian?) Aus (London wird der „B. Z. am
mittag“ geschrieben: Wenn selbst das Urteil eines guten Tizian-
kenners nicht trügt, so hat ein simpler Barbier in dem Tondoner
Stadtteil Soho, Charles Criuelli, kürzlich auf einer Durchschnitts-
auktion alter Bilder einen angeblich echten Tizian für ein paar
Schillinge erstanden. Der Barbier, ein Italiener, ist ein Tiebhaber
alter Bilder und hat, wie er erzählt, auf diesem Gebiet schon
manchen guten Fund getan. Das Bild ist 50X18 Zoll grofj und
stellt die bekannte Episode der griechischen ITlythologie dar, wie
der in einen Satyr uerwandelte Jupiter die schlafende Antiape
überrascht. Unter den Kennern, die dieses Bild für einen echten
Tizian erklärt haben, befindet sich Cheualier Ed. Durassie, der

frühere Sekretär des Pariser Touure. Um den neuen Tizian, der
jetzt einer sorgfältigen Renouation unterzogen wird, haben sich
bereits mehrere englische Sammler beworben.
(Der Hachlafj Fritz Werners), der am 17. Februar bei
Rudolf Tepke in Berlin uersteigerf wurde, brachte im ganzen
15.500 Kronen. Für das Armee-Werk Hlenzels erzielte man blofj
1212 Kronen, weil sich heraussfellte, dafj es sich hier nicht um
das Subskriptionsexemplar, sondern um ein uon Fritz Werner zu-
sammengestelltes Exemplar handelt, das übrigens doch 60 uon
ITlenzel selbst kolorierte Blätter enthält. Der „Totenkopf-Huber“
kam auf 792 Kronen, „Der Hinterhalt“ Hlenzels auf 690 Kronen,
das Selbstporfrät des Künstlers auf 670 Kronen. Für „das Werk
Adolph Hlenzels“ (uom Künstler autorisierte Ausgabe) zahlte man
369 K. Die Preise für ?ritj Werner-Zeichnungen bewegten sich
zwischen 56 und 170 Kronen.
(Ein falscher Raffael.) Aus Budapest wird uns ge-
schrieben: Das lllagnatenhausmitglied Graf Dionys Andrassy, ein
bekannter Kunstmäzen, hat durch seinen Rechtsanwalt den Reichs-
tagsabgeordnefen Dr. Emmerich Sziuak, gegen den Bilderagenten
Giuseppe ITlelli in Florenz die Anzeige erstattet, weil er ihm für
zweimalhunderttausend Tire einen falschen Raffael uer-
kaufte. Graf Andrassy hielt sich uor etwa einem Jahre in Florenz
auf, wo ihm Hlelli einen echten Raffael, „Adam und Eua“ dar-
stellend, zum Verkaufe anbot. Die Echtheit des Gemäldes suchte
der Agent durch Dokumente zu beweisen. Graf Andrassy erklärte
sich zum Ankäufe bereit und wollte das Bild dem Hluseum der
schönen Künste in Budapest zum Geschenke machen. Die Tex
Pacca uerbietet jedoch den Export uon Kunsfschäfjen aus Italien.
Um nun das Bild aber trofjdem wegtransportieren zu können, lief]
Graf Andrassy auf Anraten des Agenten in lllünchen einen Koffer
anfertigen, in welchem das Bild unfergebracht wurde. Der Graf
bezahlte den Kaufpreis in der Höhe oon 200.000 Tire und der
Koffer mit dem Bilde wurde nach Hlünchen gebracht, wo der Graf
seinen ständigen Wohnsitz hat. Hier besichtigten nun Kunstkenner
das Bild und stellten sofort fest, dafj das Bild kein echter
Raffael ist und dafj Raffael überhaupt kein Bild „Adam und Eua“
gemalt habe. Auch die Urkunde, die die Echtheit des Bildes dar-
tun sollte, war gefälscht. Dr. Sziuak hat nun die nötigen Schritte
bei der italienischen Botschaft in Wien sowie bei den österreichisch-
ungarischen Konsulaten in Italien unternommen. Sie dürften jedoch
kaum uon Erfolg begleitet sein, da der Ankauf gegen das be-
stehende Gesetz erfolgt ist.
(Ein Jugendwerk Corregios.) Durch die Wiener Presse
geht ein Alarmruf. Ein im Prioatbesifj befindliches Jugendwerk
Corregios soll oerkauft werden und man befürchtet, dafj es wie
uiele andere Werke uor ihm, ins Ausland gelangen könnte, wo
mehr Opferwilligkeit zu finden ist, als jetjt in Wien. Es handelt
sich um das in der Sammlung Reisinger in Wien befindliche
Gemälde „Die Verlobung der heil. Katharina mit dem Jesuskinde“,
das aufjer diesen beiden Figuren noch den heil. Johannes den
Täufer, die heil. Anna und den heil. Josef zeigt. Das Gemälde
soll das erste grolje Jugendwerk des meistens sein. Als Jugend-
bilder uon Corregio gelten nach den neuesten Forschungen einige
Hladonnenbilder in den Uffizien zu Florenz, im ITluseo Ciuico in
lllailand und in der Pinakothek zu Pauia.
(Gegen das Restaurieren uon alten Gemälden.) Das
bayrische Kultusministerium hat angeordnet, dafj die Rubensbilder
in der alten Pinakothek restauriert werden. Gegen diese Verfügung
wendet sich nun eine Zuschrift, die der lllaler Hermann Ti n de an
die „THünchner neuesten nachrichten“ richtet. Tinde schreibt:
„Die Schäden an alten Gemälden entstehen, wie der Vergleich
restaurierter Bilder mit unrestaurierfen lehrt, zum grofjen Teile
erst durch das Restaurieren; namentlich zeigt sich dies oft
bei auf Holzplatten gemalten Bildern nach einiger Zeit. Dafj ein
 
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