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Hummer 4.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 61.

den Falsifikaten. Ein Sammler, fflirko Poppooics, hat sich bei-
spielsweise auf Sehldrucke verlegt; ein anderer, Fiatska in Temes-
oär, stellt sämtliche ung. marken aus den Jahren 1850—1872 aus; ein
dritter, Hauptmann Gelber, hat sich mit einer prächtigen öster-
reichischen Sammlung eingestellt. Dann begegnet man allerlei
Abnormitäten: so einen Block, der aus der Kleinigkeit non einer
million österreichischer Zehn-Kreuzer-JTlarken aus dem Jahre 1885
besteht und 55'4 Kilogramm wiegt; Bildern non ganz angenehmer
koloristischer Wirkung, die ganz aus marken hergestellt sind etc.
Das ungarische Handelsministerium hat Druckplatten, die Post-
direktion JTlarkenentroürfe beigesteuert. Huch die Eiteratur über
Philatelie fehlt nicht in der Ausstellung, um deren Arrangement
sich Hdorjan non Rdcz und Josef Schmidt jun. besondere Ver-
dienste erwarben.
(Cin Hormalkatalog für Briefmarken.) Huf Einladung
des Vereines „Wiener Briefmarkensammler“ versammelten sich am
26, v. m. Vertreter aller Wiener philatelistischen Vereine zu einer
Besprechung über die Herausgabe eines „Hormal-Kataloges“ für
Briefmarken. Unter dem Vorsiße des Österreichischen Philafe.isten-
Klubs „Vindobona“ einigte man sich dahin, daß die Herausgabe
eines „normalkataloges“ zu begrüßen sei, daß aber die Jngerenz
aller österreichischer Vereine in Bezug auf Katalogisierung und
Preisbestimmung unbedingt gewahrt werden müsse. Ein Komitee,
das aus je einem Vertreter der interessierten Vereine besteht,
wurde mit der Redaktion jenes Teiles des Kataloges betraut, der
sich auf Österreich bezieht. Es ist sehr erfreulich, daß die so zahl-
reichen österreichischen Briefmarkensammler sich aktiu an der
Abfassung eines Kataloges beteiligen. Es wird dadurch möglich
sein, wieder eine Preisliste zu schaffen, welche den wirklichen
Wertverhältnissen der österreichischen marken Rechnung trägt.
Anfragen oon Interessenten sind zu richten an Otto Range, Wien 111.,
Steingasse 31.

Porzellan.
(Die Herender lllanufaktur.) In der „Europe Politique
et Eitteraire“, bespricht Contessa Colonna die Geschichte der un-
garischen Porzellanmanufaktur in Herend bei Veszprim, welche
1839 zur Zeit des allgemeinen Strebens nach Begründung einer
nationalen Industrie in Ungarn non moriß Fischer errichtet wurde.
Die Herender Porzellanmanufaktur ist schon bald nach ihrer Grün-
dung durch die außerordentlichen Vorzüge ihrer Produktion, welche
in der getreuen Hachahmung der ältesten und schönsten Arbeiten
in Porzellan bestand, zu allgemeiner Anerkennung gelangt. Das
rasche Aufblühen eines derartigen Industriezweiges in einem so
exklusiven Hgrikulturlande, wie es damals Ungarn gewesen ist,
war schon an sich eine der merkwürdigen Erscheinungen in der
Kulturgeschichte Ungarns. Sie war ausschließlich das Verdienst der
eigenen Kraft und Energie ihres Gründers und seiner Söhne, die
jahrzehntelang die größten Erfolge errangen, ohne sich einer För-
derung und Unterstüßung oon Seiten der Wiener Porzellanfabrik
zu erfreuen. Dagegen hatte die Herender Fabrik den Erfolg einer
zweiten Blüte, während das berühmte Wiener Etablissement sich
von seinem niedergange nicht mehr zu erholen vermochte. Die
Herender Porzellanfabrik war ein nationales Unternehmen und
wurde nicht bloß non den Familien des damaligen ungarischen
Adels, sondern auch non Kossuth gefördert. Sie hat den Krieg
non 1848/49 glücklich überstanden, während ihr Gründer und seine
Söhne in den Reihen der nationalen Armee standen. Schon 1846
hatte Herend mit der Ausstellung seiner Imitationen des meißner
Porzellans in Wien Huffsehen erregt und das Ehrendiplom errungen,
und als, wenigstens zum Scheine, ruhige und friedliche Zustände
in Ungarn hergestellt waren, errang Herend in der ersten londoner
Weltausstellung einen großen, für seinen Weltruf entscheidenden
Erfolg. Ebenso großartig war der Erfolg in der ersten Pariser
Weltausstellung oon 1855. Im Jahre 1875, als die Weltausstellung
in Wien sfatffand, harte Herend unter der Eeitung der Söhne des
alten JTloriß Fischer, Desider und Eeo und seiner genialen Schwieger-
tochter Katharina, den Höhepunkt der Vollendung erreicht, und
Kaiser Franz Josef kaufte unter den Herender Prachtstücken die
Ehrengeschenke für seine fürstlichen Gäste. Die Eeistungsfähigkeit
der Herender Porzellanmanufaktur zeigte sich damals namentlich
in der Imitation der chinesischen Porzellantassen. 1884 mußten
die Eigentümer oon Herend eine Subvention oon der ungarischen
Regierung oerlangen, und durch die Vermittlung des Handels-
ministers Grafen Paul Szechenyi wurde Herend in eine Aktien-
gesellschaft verwandelt, die sich auf die Erzeugung billiger ITlarkt-
ware verlegte. 1897 kaufte aber Eugen uon Farkashazy, der
Enkel des ersten Begründers oon Herend, das Etablissement wieder
zurück und erneuerte die alten rühmlichen Traditionen der Hauses.

UJohltäfigkeifsmarken.
(Eine Johann Straußmarke.) Das Komitee für die
Errichtung eines Johann Strauß-Denkmals in Wien hat eine Johann
Straußmarke ausgegeben, die nach dem Entwürfe des Professors
Heinrich Eefler und des Architekten Josef Urban non dem aka-
demischen Kupferstecher Ferdinand Schirnböck künstlerisch vor-
nehm ausgeführt wurde.
(Für die Hinterbliebenen der Erdbeben-Opfer) in
Süditalien und Sizilien ist in Berlin eine Sammelmarke ausge-
geben worden. Die marken sind in der Währung der wichtigsten
Kulturstaaten hergestellt.
Uerschieöenes.
(Für Zeitungssammler.) Der belgische Verein der Zeitungs-
sammler in Brüssel beabsichtigt, ein Album herauszugeben, das
eine Wiedergabe in natürlicher Größe der ersten Seite der Zeitungen
und Zeitschriften enthalten soll, die im 17. und 18. Jahrhundert
erschienen sind. Das Werk soll als Euxusausgabe in monatlichen
oder vierteljährlichen Heften erscheinen. Unter den ITlerkwürdig-
keiten, die es in künstlerischer Wiedergabe bringen soll, ist oor
allem zu erwähnen eine Hachbildung des ersten Titelblattes der
„Hieuwe Tidinghe nit Italien, ende Weenen in Oosterik oan f’gene
daer gepasserf is“. Diese berühmte Zeitung, die 1620 zum ersten
lllale von Abraham Verhoeoen in Antwerpen herausgegeben
wurde, galt lange Zeit als die erste und älteste Zeitung, die in
Europa erschien. Heuere Forschungen haben indes ergeben, daß
dieser Ruhm nicht dem niederländischen Blatt sondern der „Ordinarij
Heisa“ des Jean Carolus in Straßburg 1609 zukommt.
(Eine Konzertanzeige des Vaters JTlozarts.) Ein
Berliner Sammler besißt ein Frankfurter Zeitungsblaft vom 25. Ok-
tober 1764, das folgende vom Vater JTlozarts veröffentlichte
Konzertanzeige enthält, „meine Tochter, zwölf Jahre alt, und mein
Sohn, der sieben zählt, werden die Konzerte der größten meister
auf einem „Klavizin mit und ohne Schweif“ ausführen, mein Junge
auch ein Konzert anf der Violine, mein Sohn wird die Tasten des
Klavizin mit einem Tuche zudecken und auf demselben spielen, als
wäre es nicht zugedeckt. Van weitem, wie aus der Höhe, wird er
jeden Ton, jeden Akkord erraten, den man ihm auf dem Klavizin
oder an einer Glocke oder auf irgendeinem Instrumente angeben
wird. Zum Schlüsse wird er so lange frei phantasieren, als man
nur will, und zwar nach Wahl, auf der Orgel oder dem Klavizin,
in allen Tonarten, in den allerschwierigsten nach Wahl. Sein Orgel-
spiel ist ein ganz anderes als sein Klavizinspiel.“
(Hltertumsfunde in Italien.) Unter den leßfen Funden,
von denen die römische Akademie dei Eincei berichtet, findet sich
die Aufdeckung eines Etrusker-Grabes bei Vaiano in Toskana.
Es ist ein großes Gewölbe mit einem besonderen Zugangstunnel
und hat auf der dem Eingänge zugekehrten Wandseite zwei wohl-
erhaltene, mit Inschriften versehene steinerne Aschenkisten. Eeider
war der künstlerische Gehalt nur gering, es kam nur leichte Orna-
mental-Verzierung vor. Ferner berichtet die „Voss. Ztg.“: Jn Florenz
wurde eine hübsche wohlerhaltene Steinurne gefunden, doch hatte
sie keine Beigaben. Gallische Bronzehelme wurden bei Stagno
lombardo aus dem Po gezogen, einem bekannten, in Kiel gefun-
denen Helmmuster sehr ähnlich, ein anderer aus der Hdda bei
Pizzighettone. Bei Eodi kam ein gallisch-römisches Grab zu Tage,
bei Cella Dati eine vorgeschichtliche Ansiedlung, bei Pavia Ver-
schiedenes von römischer Kultur, darunter ein Sarkophag. JnRom
selbst wurden neue Teile der alten Via Flaminia bei Gelegenheit
von Straßenpflasterungen aufgedeckt, bei der Villa Doria Pamphili
kamen mehrere marmorskulpturen ans Eicht, darunter ein bärtiger
mann im Philosophentypus und ein Sarkophag mit sorgfältig ge-
arbeitetem Relief; zahlreich, wie immer, waren die Funde an Grab-
steinen. In Pompeji grub man in der 16. Insel der 6. Region,
in einem armen Viertel, wobei man nur kleine Häuser und geringes
Gerät aus der Asche holte. Das Beste ist eine kunstvoll gefertigte
Bronzevase. Huch der Wandschriften gab es nicht viele.
(Eine Schiller-Ausstellung in Berlin.) Vom 3. bis
5. d. ITl. fand im Hause des Sammlers Dr. Hoering in Berlin
mit Unterstüßung des Schiller-JAuseums in ITlarbach, des märkischen
ITluseums und einiger Berliner JTlitglieder des Schwäbischen Schiller-
Vereines eine Ausstellung statt. Die Ausstellung enthielt unter
anderen ein Schiller-Zimmer, dessen Inhalt dem Schiller-JTluseum
in ITlarbach geschenkt wurde und binnen kurzem dorthin abgehen
wird. Jn diesem Zimmer waren möbel aus Schillers Besiß und
ähnliche Schiller-Reliquien neben einer großen Zahl oon Schiller-
Bildnissen und oon Bildern und Gegenständen zur Erinnerung an
 
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