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Seite 62.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 4.

Schiller und seine Zeit. In einem zweiten Raume befanden sich
Briefe, Bilder und Druckschriften, welche die Beziehungen Schillers
zu Berlin beleuchteten, insbesondere Erinnerungen an Schillers
Besuch in Berlin 1804, an die Schillerfeier 1859, an die Denkmals-
enthüllung 1871 usw.
(Duseen.
(Ein ITluseum der Geschmacksverirrungen.) Eine
Schöpfung ganz eigener Art besißt seit kurzem das Eandesgewerbe-
museum zu Stuttgart. Der Direktor des Instituts, Professor Dr.
Pazaurek, hat dort in einem ziemlich entlegenen und von den
kunstgewerblichen Vorbildern ganz separierten Raum eine Abteilung
kunstgewerblicher Geschmacksverirrungen eingerichtet. Die Absicht,
die ihm dabei vorschwebte, ist klar. Wenn es bisher in unseren
Kunstgewerbemuseen ausschließliche Praxis war, durch Vorführung
vorbildlicher Teistungen auf den Geschmack des Publikums einzu-
wirken, so ist es zweifellos ein ebenso berechtigtes und wirksames
pädagogisches ITlitfel, durch Vorführung oon abschreckenden Bei-
spielen zu zeigen, wie man es nicht machen soll. Die Abteilung
der Öeschmacksoerirrungen zerfällt in drei große Gruppen: Vergehen
in Beziehung auf das material, Vergehen gegen die Konstruk-
tion, Vergehen gegen die Dekoration.
(Eine große ethnographische Sammlung aus
Jllexiko) wurde dem Berliner ITluseum für Völkerkunde als erste
Erwerbung aus jenen Gebieten uom Kultusministerium überwiesen.
Sie stammt oon der ethnologischen Studienreise, die Dr. P r e u ß
1905—1907 im Auftrage der Regierung unternahm. Wie er in den
Amtlichen Berichten mitteilt, sammelte er dabei unter den unzivili-
sierten Stämmen der Cora, Huichol und ITlexicano in der mexika-
nischen Sierra JTladre an der pazifischen Küste u. a. eine große
menge Webereien, Stickereien und religiös bedeutsamer Objekte,
besonders interessant wegen der genauen Erklärungen, die ihnen duich
den Inhalt der in den drei Indianersprachen aufgenommenen zahlreichen
Eieder- und ITlythentexte und durch die Beobachtung der religiösen
Feste zuteil werden, zumal die Religion der Stämme zum guten
Teil die altmexikanische wiedergibf. ITlehr als zwei Drittel der
Sammlung, die 2300 Objekte umfaßt, ist religiöser Art Den wich-
tigsten Teil des Restes aber bilden Hunderte schöner Stickereien
und Webereien, die oon den Weibern auf primitive Weise ohne
Webstuhl hergestellt werden: Eedergürtel, Kopftücher, Taschen und
Kleidungsstücke in mannigfachen mustern. Die Arbeitsmethode ist
vorspanisch, die alten meister aber sind zum Teil durch spanische
ITlotioe, z. B. den Doppeladler verdrängt Die alte Religion und
die zugehörigen Objekte sind noch völlig unbeeinflußt.
(Ein Dotre-D am e-ITluseum.) Aus Paris wird berichtet:
Ulan beabsichtigt, in der altehrwürdigen Kathedrale von llotre-
Dame ein kleines ITluseum einzurichten, das möglichst alle inte-
ressanten Reliquien und Dokumente dieses stolzesten baulichen
Wahrzeichens von Paris vereinigen soll. Es werden hier Auf-
stellung finden alle Fragmente, die während der verschiedenen
Restaurationen der Kirche von ihrem ursprünglichen Standort ent-
fernt wurden und sich jeßt zum Teil in verschiedenen ITluseen be-
finden. Außerdem werden in großer Anzahl hier Erinnerungen
mannigfacher Art zusammengebracht werden, die auf die Geschichte
von Dotre-Dame sich beziehen. Bilder und Zeichnungen der Kirche
aus den verschiedenen Epochen, bildliche Darstellungen und Doku-
mente von Feierlichkeiten, Krönungen, Hochzeiten usw., die in der
Kathedrale stattfanden, außer Originalien auch Abgüsse und Photo-
graphien von Stücken, die sich in anderen ITluseen befinden. So
wird dem Kunstfreunde jedenfalls ein interessanter Überblick über
die Geschichte des berühmten Baues geboten werden.
(Das städtische ITluseum in Halle a S.) hat von der
Kunsthandlung Ernst Zaeslein in Berlin ein Gemälde von Walter
Eeistikow märkische Flußlandschaft) erworben.
(Für das Waltrat-Richartz-ITlus eum in Köln) ist das
Gemälde „Brandenburg“ von Eudwig von Hofmann angekauft
worden. Es ist eine der wertvollsten Erwerbungen, die die Galerie
seit Jahren gemacht hat.
Uom Kunstmarkte.
(94.600 Kronen für ein Blockbuch.) Der ganz außer-
ordentliche Preis von 94.600 K wurde bei der Kunstauktion
der Firma Gilhofer & Ranschburg in Wien für das Block-
buch entrichtet, das den wertvollsten Teil der versteigerten
Sammlung W. E. Schreiber bildete. Das Buch, das in Hr. 1 der
„Internationalen Sammlerzeitung“ (Alte Holzschnitte, von Dr. Ign.
Schwarß) eingehend beschrieben worden ist, wurde mit 10.000 K
ausgerufen und nach einem, man kann sagen, erbittertem Kampfe,
an dem sich Geheimrat Eelirs vom Dresdner Kabinet, Dr. Fried-
länder vom Berliner Kupferstichkabinef, Dr. Dörnhöffer oon der

Wiener Hofbibliothek, Dr. nieder von der Albertina in Wien,
Dr. Pall mann vom Jllünchener Kupferstichkabinef, Dr Willrich
vom Stuttgarter Kabinet, Direktor von Eeezold vom Germanischen
niuseum in Dürnberg, Kustos Schrey vom Städel’schen Institut
in Frankfurt a. Hl., Dir. Quaritch aus Eondon, die Herren
Haller und Rosenthal aus JTlünchen und die Herren Danlos
und Thibault aus Paris beteiligten, von den beiden letztgenannten
um 86 000 Kronen erstanden, wozu noch ein Zuschlag von zehn
Prozent kam. Wie es heißt haben die Herren Danlos und
Thibault das kostbare Stück für den Baron Edmund Rothschild
in Paris erworben.
Einen sehr namhaften Betrag, 23.000 K, erreichte die
der niederländischen Gruppe angehörende „Biblia pauperum“,
die wertvolle Aufschlüsse für die Kenntnis der Technik des Holz-
tafeldruckes enthält.
Von den übrigen Stücken der Schreiber’schen Sammlung
erzielten: ein Silberdruck auf grüner Eeinwand „Die JTladonna oon
Eoreto“ (15. Jasrhundert) 913 K; die Vorbereitung zu Christi
Kreuzigung, Reiberdruck mit Einfassung in ITlinium 385 K; JTlaria
in Halbfigur auf einer Wolke, sehr gut geschnittenes, hübsch
koloriertes Blatt, 297 K; Gottvater mit den Pestpfeilern und ITlaria
als Beschüßerin (Eifaß, Ende 15. Jahrhundert) 475 K; die ITladonna
mit dem Kind und drei mitgliedern des Augustinerordens (in
diesem einzigen Exemplare bekanntes Blatt) 363 K; ITlaria mit dem
Kinde (breitrandiger Abdruck eines um 1470 in Augsburg herge-
sfellten Reiberdruckes) 660 K; JTladonna mit Christkind, Johannes,
Josef und Anna (venezianisches Blatt ca. 1500) 561 K; der heilige
Bernhard kniet vor dem Gekreuzigten, Reiberdruck, 660 K; der
Apostel fflathäus mit Eanze und Buch, Reiberdruck mit ITlinium-
einfassung, 781 K; der von uns in Dr. 1 reproduzierte Holzschnitt
„Der hi. Dikolaus von Tolentino zwischen betenden Gläubigen“
803 K; Allegorie auf das Sakrament des heiligen Abendmales (um
1475) 550 K; JTladonna mit den Heiligen oon Konstanz (Burgkmair,
(daliert 1499) 583 K; Christus am Ölberg (sehr schönes Schrotblatt,
um 1460 in Baden oder Württemberg entstanden) 2090 K; Königin
Ragilde mit der Engelleiter, ITletallschnitt auf Pergament (um 1550)
308 K; Christus als Schmerzensmann mit Rute und Geißel (um
1490, anscheinend Unikum 770 K; die Dornenkrönung (nieder-
ländischer Provenienz, etwa Rostock oder Eübeck, um 1470) 1045 K;
das Jesukind, sißend, mit aufgehobener Einken (norditalienischer
Provenienz, um 1470) 517 K; Christus am Kreuze mit ITlaria und
Johannes (als scheinbar erster bekannter deutscher Farbenholzschnitt
aus der Zeit um 1495 von besonderer Bedeutung) 880 K; Passion
Christi Folge von 20 Blatt kolorierter Holzschnitte niederländischen
Ursprungs um 1480, je 88:66 mm) 2200 K
Weiters wurden angekauft: The Weespoken Dobody (Eondon,
Wynkyn de Worde? ca. 1554) um 880 K; 21 Blatt apokalyptische
Darstellungen, 1525, um 541 K; Eukas Cranach d. Ä, Christus am
Kreuz zwischen JTlaria und Johannes, 539 K; Albr. Dürer, Brustbild
Kaiser JTlaximilians zwischen Säulenumrahmung, 385 K; Dürer,
der hl. Hieronymus mit Zimmer, 385 K; Wolfgang Huber, Christus
am Kreuz, 902 K.
Von den Inkunabeln des Kupferstichs erzielten: vier
Stiche des meistens der Berliner Passion Israel van JTleekenem
der Ältere, 5280 K; JTlohogrammisf, Salvator mundi, 583 K; von
demselben, Petrus, unbeschrieben, 330 K; St. Jacobus major, 352 K;
Johann der Evangelist, 682 K; St. Johannes und JlTaria ITlagdalena
mit Eandschaft, 374 K; St. Paulus 517 K; die Geburt Christi, 220 K.
Dur einige Stücke der Sammlung blieben unverkauft. Der Gesamt-
erlös der Auktion beläuft sich auf ca. 150.000 K.
(Die Antiquifäten-Versteigerung im „Dorotheum“.)
In der Zeit vom 1. bis 6. JTlärz wurde im Wiener „Dorotheum“
die Auktion der Antiquitäten aus dem Besiße eines Tiroler Samm-
lers durchgeführt. Das Ergebnis ist im großen und ganzen ein
zufriedenstellendes, der größte Teil der ausgebotenen Objekte
fand Käufer und die Auktion schloß mit einem Saldo von über
2 8.00 0 Kronen ab. nennenswerte Preise erreichten von Kera-
miken: majolikaschale auf Fuß (Faenza, Casa, Pirota, c 1550)
1000 Kr., majolikaschale (Ein Greis und ein junger behelmter
Krieger. Urbino. 16. Jahrh.) 580 K; majolikaplatte (Die Kundschafter
Josua und Kaleb. Urbino, 17 Jahrh.) 125 K; große JTlajolika-
schlüssel mit der Darstellung der Flucht Davids (17 Jahrh.) 820 K;
Gubbio-Platfe. (1. Hälfte 16. Jahrh) 240 K; JTlajolikafigur Knieende
ITladonna. Italienisch. (16. -17. Jahrh.) . 00 K; ein paar Apotheker-
vasen. Dorditalien. 17. Jahrh. 150 K; Fruchtkranz, Südtirol, 17. Jahrh.
175 K; Fayencekrug (Deutsche Arbeit um 1750) 690 K; Siegburger
Schnalle (datiert 1589) 530 K; Kreussener Humpen 115 K; Hafner-
geschirr (Oberösterreich, 17 Jahrh.), 171 K; Porzellanschlüssel mit
Blaumalerei. China, 17. Jahrh. 101 K
Von den metallarbeiten erzielten Applike eines Vortrags-
kreuzes, 12. Jahrh., 100 K; Giovanni da Pisa, ITladonna in Halb-
figur, 130 K; Französische Kassette aus Holz mit Satteldach
(14.—15. Jahrh.) 520 K; Annanaspokal, Kupfer vergoldet (16. Jahrh.)
150 K; Kupferkrug mit Engelsköpfen und Eöwenmasken 275 K;
Ein paar Empire Bronze Kandelaber, die mit 2500 K ausgerufen
wurden, fanden kein Angebot.
 
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