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Seite 94.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 6.

Gebiete eine kleine; soweit bekannt ist, besißt bloß ein Wiener
Gemeinderat eine halbwegs nennenswerte Kollektion. Einen Teil
der Totenmasken hat Zinsler in seinem Atelier aufgehängt. ITlan
sieht da unter anderen die Originolmasken von Tilgner, Amerling,
Hasenauer, Dingelstedt, die der Dichter lAosenthal und Rollert; an
der Totenmaske non Baron ITlundy fällt an der linken Schläfe
eine furchtbare Einschußöffnung ins Auge auf, die erkennen läßt,
dafj sich ITlundy bei seinem Selbstmorde einer schon alten, un-
gewöhnlich großkalibrigen Waffe bedient hat. lieben der Alaske
des Bürgermeisters Prix hat die ITlichael Etiennes ihren Plaß ge-
funden. Den leßten Abdruck der Züge Anton Bruckners hat Bild-
hauer Zinsler selbst genommen. Von der lllakartschen Toten-
maske ist bloß ein Abguß in der Sammlung; das vorhanden
gewesene Original ist in den Besitj der Stadt Wien übergegangen,
während ein gleich bedeutsames Stück — die JTlaske taubes —
ihren Weg in die Hände eines Primaten nahm Ein großer Teil der
Kollektion ist infolge Raummangels in Kisten verwahrt. 6s konnte
leider nicht fehlen, daß im taufe der Zeit einzelne Objekte der
Zerstörung anheimfielen, so auch der noch im Tode hübsche Kopf
der Alutter oon Johann Strauß. Die Ähnlichkeit der ITlasken ist
eine sehr oerschiedene, wechselnd nach der Schnelligkeit, mit
welcher der Verfall eintrat, frappierend ist die Übereinstimmung
zwischen der Totenmaske Bruckners und allen Bildnissen aus den
lebten febensjahren des JTleisters, sowie mit dem oon Tilgner ge-
schaffenen ITlonument. Weit schwerer fällt es schon, sich nach der
lUakartschen Hlaske die Züge des Künstlers zu oergegenwärtigen.
Unter allen Umständen aber hat eine Totenmaske für die posthume
Schaffung einer Büste großen Wert, weil sie über die Knochen-
formation verläßlichen Aufschluß gibt.
(€ine griechisch-ägyptische Eandkarte) ist oon Prof.
Spiegelberg in Straßburg in den Sammlungen des ITluseums
oon Kairo aufgefunden worden. Sie stammt aus dem 3. Jahrhundert
o. Ehr., stellt einen Bezirk aus dem Gau oon Aphroditopolis
dar und ist außer anderm auch durch die Anwendung oon färben
interessant Die färbung der Wasserläufe, des flusses und der
Kanäle durch Blau entspricht ganz der heute üblichen Weise.
(Gin oollständiges mammutskeleft aufgefunden.)
Aus Sarajewo wird uns geschrieben. Jn Eaminzi bei Bosnisch-
Gradiska wurde während einer Arbeit an der Herstellung eines
Dammes ein guterhaltenes oollständiges mammutskelett ge-
funden. Jn den Diluoialablagerungen des Saoetales stieß man
schon off auf Reste des oorsintflutlichen Riesenfieres, doch waren
es immer nur einzelne Gliedmaßen oder Zähne. Zum ersten male
endeckte man jetjt in dieser Gegend ein oollständiges Skelett.
{„Kunstfälschungen“ bei den Südseeinsulanern.)
Von der Hamburaer Südsee-6xpedition bringt der „Globus“ einen
neuen Bericht oon den Admiralitätsinseln, in dem besonders die
Tatsache auffällt, daß das Kunstfälschen sogar bis in diese fernen
Gegenden gedrungen ist. Da die alten Kunstfertigkeiten rasch oer-
schwinden und dabei eine lebhafte llachfrage nach Schnitzereien
und anderen Kunstgegenständen oorhanden ist, so sind die Wilden
darauf oerfallen, für die Europäer neue und abenteuerliche formen
zu erfinden und fabrikmäßig anzufertigen, die sicher niemals in
Gebrauch gewesen sein können. Immerhin konnte die Expedition
noch reiche Sammlungen gewinnen. So wurde noch ein alter
Kriegsbogen aufgefunden, und es wurden Bogen und Pfeile nach-
gewiesen, die heute nur zum Schießen oon fischen gebraucht
werden. Außerdem wurde die Handhabung des fischdrachens und
des beweglichen fischzaunes beobachtet, dann die eigenartigen,
auf hohen Stüßen ruhenden, reich geschnißten Balken, auf welchen
die männer bei bestimmten festlichkeifen herumspringen u. a. Der
lliedergang der alten Kunstübungen ist auf die Abnahme der Be-
oölkerung zurückzuführen, die sich in beständigen fehden aufreibt
und oon schweren Krankheitsepidemien heimgesucht worden ist.
(Eine tschechische Kunstgalerie in Pilsen.) Jn Pilsen
soll eine tschechische Kunstgalerie errichtet werden, für diesen
Zweck haben die Stadtgemeinde Pilsen 2000 K und die städtische
Sparkasse 1000 K gewidmet.
(Archäologische Entdeckungen in Serbien.) Jn der
Berliner Akademie des Jnskriptions machte Salomon Reinach
mifteilungen oon einem funde, der einem serbischen Gelehrten bei
Vinoä an der Donau gelungen ist. man hat dort eine Reihe oon
Gräbern freigelegt, deren älteste formen Analogien zu den Grab-

stätten der „zweiten Stadt oon Troja“ bieten, wogegen die jüngeren
Gräber Gegenstände enthielten, wie sie ähnlich bei funden in Un-
öflrn, Rumänien, Bulgarien, Thessalien und sogar Kreta ans Eicht
gefördert wurden. Außerdem wurde ein militärisches Diplom,
datiert vom Juni 120, entdeckt, das jeßt im JTluseum oon Belgrad
bewahrt wird. Dieses Dokument gibt interessante Aufschlüsse
über die Rekrutierung der römischen Kohorten.
(funde aus derzeit der zweiten Türkenbelagerung.)
Bei den fundierungsarbeiten des Baues zum Verwaltungsgebäude
für die städt. Gaswerke in Wien (Schmidgasse 11 ist man auf
interessante Überreste aus der Zeit der zweiten Türkenbelagerung
gestoßen. Jn einer Tiefe oon zirka drei Dietern unter dem Straßen-
nioeau entdeckte man alte, im Zickzack geführte Eaufgräben mit
einer Sohlenbreite oon 2 m, oben bis zu 8 m breit. Die Eaufgräben
dienten offenbar zum Schüße und zur Befestigung des türkischen
Zeltlagers gegen die Ausfälle der Belagerten. Diese Eaufgräben
sind vielfach mit Scherben und tierischen Knochen ausgefüllt.
(Eine Unioersitätsausstellung in Eeipzig.) Anläßlich
des 500 jährigen Bestehens der Eeipziger Universität wird im
Sommer d. J. in Eeipzig eine Universitätsausstellung stattfinden,
die die Entwicklung der Universitäten in bildlichen Darstellungen
oorführen und einen möglichst geschlossenen Überblick über die
im Besiße der Universitäten befindlichen Altertümer gewähren soll.

(Duseen.
(Aeuerwerbungen in Wien.) Die Gemeinde Wien hat
für das Hugo Wolff-Zimmer im neuen Rathaus das Hugo Wolff-
Bildnis des münchener Dialers Clemens oon Wagner erworben. --
für die Dloderne Galerie wurde von der Theodor oon Hör-
mann’schen Stiftung das Bild oon Richard Harifinger „Hallstätter-
See vom Salzberg“ angekauff.
Ein Ku nst-llluseum auf Jslan d.) Die alte sagenumwobene
Jnsel im nordischen ITleere wird in kurzer Zeit ein eigenes Kunst-
museum besißen. Der isländische Bildhauer Einar Janson hat
nämlich seinem Heimatlande seine gesamten Werke überwiesen,
insgesamt 40 Gruppen Statuen und Reliefs, und daran die Be-
dingung geknüpft, ein isländisches JTluseum zu errichten. Die
Regierung hat die Widmung angenommen, und alsbald wird mit
der Einrichtung des Dluseums begonnen werden.
(Das Thoma-JTluseum zu Karlsruhe) soll zum 70. Ge-
burtstage des JTleisters im Oktober 1. J. eröffnet werden. Die ge-
summte Innenausstattung erfolgt nach den Entwürfen des Künstlers
der zurzeit angestrengt daran arbeitet. Der Badische Kunstoerein
plant zum 70. Geburtstage des Dleisters eine umfassende Thoma-
Ausstellung in Karlsruhe.
(Die Goslarer Bergkanne.) Die Berliner königlichen FDu-
seen sind, wie uns gemeldet wird, um einen kostbaren Schaß be-
reichert worden. Die Bergkanne in Goslar, dieses im feinsten
gotischen Stil gehaltene JTleisterwerk altdeutscher Goldschmiede-
kunst, ist für den Preis von 750.000 mark in den Besiß der ge-
nannten JTluseen übergegangen. Die Bergkanne, die bis jeßt im
„Huldigungszimmer“ des Goslarschen Rathauses aufbewahrt wurde,
soll zu Berlin im Kaiser friedrich-Illuseum aufgestellt werden.
(Städtisches DJuseum in Elberfeld.) Der Wuppertaler
Rennverein stiftete für das städtische JTluseum in Elberfeld ein
Gemälde von Professor Angelo Jank (ITlünchen), ein „Jockey-
Hürdenrennen“ darstellend.
(Ein Weinmuseum.) Ein origineller Plan, der schon seif
längerer Zeit besteht, soll nunmehr mit fertigstellung des ITluseums-
neubaues zu Speyer seine Verwirklichung finden. Als meister
Gabriel oon Seidl den Bauplan des prächtigen Hauses, das die
Kleinodien pfälzischer Geschichte und Vorgeschichte bergen und
bewahren wird, entwarf, wurden bereits Räume vorgesehen, in
denen der Grundzug des sonnigen Eändchens links des Rheins in
der Errichtung eines Weinmuseums zum Ausdruck kommen sollte.
Zwei .dieser Hallen werden nun die Geschichte des Pfalzweines
darstellen in Geräten, Urkunden und Wappen der pfälzischen
Weingemeinden, während ein dritter Kellerraum alte Keltern,
fässer, faßböden und geschnißte Weinembleme aufnehmen wird.
Auch Werkzeuge, Gläser, Humpen, Bilder und alles Altertümliche,
was mit dem Pfalzwein zusammenhängt, wird gesammelt und
aufbewahrt werden. Dieses Weinmuseum wird wohl eine Sammlung
darstellen, wie sie in Deutschland noch nicht besteht, und ist jeden-
falls in einem Eand, dessen Weinbau bis in die römische Zeit
 
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