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Internationale Sammlerzeitung: Zentralbl. für Sammler, Liebhaber u. Kunstfreunde — 1.1909

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Nummer 7 (1. Mai)
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Seite 100.

Internationale Sammler-Zeitung.

Hummer 7.

schatt des österreichischen Thronfolgers, Erzherzog franz
ferdinand, liegen in einer vortrefflich illustrierten Ver-
öffentlichung non H. J. Hermanns nor.


Ag- 4.
Trat] all dieser Publikationen der neuesten Zeit steht
unserer Wissenschaft gerade auf dem Gebiete der Klein-
bronzen noch eine große Arbeit beoor. Das große Bodesche
Werk gibt nur eine Auswahl der künstlerisch heroor-
ragendsfen der frührenaissance und zahlreiche unbekannte
JTlodelle enthalten noch die öffentlichen und privaten Samm-
lungen diesseits und jenseits der Alpen, sowie in England
und Amerika. Besonders die Kleinbronzen der Spät-
renaissance und der Barockzeit, dann die deutschen des
16. und 17. Jahrhunderts, die Bode sämtlich ausschließt,
müssen noch systematisch gesammelt und publiziert werden.
Prinzipielle fragen sind zahlreich vorhanden, so über Le-
gierung, Zweck und Verwendung der Bronzen etc. Speziell
eine genaue Untersuchung der Eegierungen, mit der oor
oielen Jahren in glücklichster Weise der frühere Direktor
des Bayrischen Gewerbemuseums in Dürnberg, H. oon Steg-
mann, begonnen hat, wird das leßte Wort in der gerade
bei Bronzen so schwierigen Entscheidung über die Echtheit
zu sprechen haben.“
Diese allgemeinen Bemerkungen leiten den Heraus-
geber zu dem Zweck seiner Publikationen hinüber, über
den er sich wie folgt auspricht: „für alle diese künftigen
Untersuchungen muß in erster Einie das JTlaterial möglichst
komplett oorliegen und der Hauptzweck uorliegender
Publikationen ist der, der forschung einen Beitrag an
ITlaferial und Anregungen zu bieten. Auch dem Sammler
dürfte eine derartige interessante und zielbewußte Spezial-
sammlung zu Vergleichszwecken willkommenen Stoff bieten.“
Über die Sammlung selbst teilt Direktor Braun mit:
„Herr oon Rhö hat seine Sammlung zum größten Teile
auf weitausgedehnfen Reisen zusammengebracht und ent-
stammen Diele Stücke alten, bedeutenden Sammlungen. Den
Hauptstock bilden die italienischen Bronzen der Renaissance,
doch sind auch, was in derartigen Sammlungen seltener ist,
eine Anzahl oon Stücken deutscher, niederländischer und
französischer Provenienz der Renaissance oorhanden; das
18. Jahrhundert ist mit fallonet und Clodion vertreten.
Die Antike repräsentieren drei feine, kleine figuren. Die
meisten der abgebildeten figuren sind sehr seltene Ellodelle,
von denen nur wenige Exemplare in hervorragenden Samm-
lungen Vorkommen.“
Wir reproduzieren hier einige Bronzen aus dem
Textfeile des Werkes, deren Klischees uns vom Verlag in
liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt wurden.
fig. 1 ist eine italienische Bronzeplakette, die der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehört. Herkules
im Helm, die Rechte auf die Eanze gestüßt, das Eöwenfell
auf dem rechten Arm, nimmt das Gewand der üessus

entgegen, das ihm Eichas überreicht. Auf dem fußabschnitt
das IHonogramm H. B. und ein Adler mit ausgebreiteten
flügeln im Profil nach links. Durchmesser 3-9 cm.
Dr. Braun bemerkt zu dem Illustrationstexte: „JTlolinier
(I., 48) weist die frühere Theorie, welche das Stück dem
Cadino zumeist, zurück und verweist auf die Ähnlichkeit
des JTlonogramms mit dem des H. 5. Beham. Die ältere
Theorie, welche den Ursprung in die Gruppe der Paduaner
Imitationen antiker ITledaillen verseßf, teilt auch Hagler
(Hlonogr., 111. Hr. 690), der das IHonogramm H. B. als
das des Herkules Bassianus deutet.“
Die Vignette (fig. 2) ist eine bolognesische Arbeit.
Zeit 15. Jahrhundert. Die rechteckige Plakette zeigt das
Brustbild eines jungen EHannes nach links, mit runder
müße und langen Eocken. Höhe 4-2 cm, Breite 3’5 cm.
Die Art der Ausführung deutet auf francesco Raibolini,
genannt francia hin, der oon 1450—1518 gelebt hat.
Hach der Aussage des Vorbesißers, Professors Zamboni,
bezeichnete Corrado Ricci den Dargestellten als einen
Bentiooglio.
Zum Hausaltar (fig. 3) gibt Dr. Braun folgende Er-
klärung: „Bronzeplaketten mit Relieffiguren der Augs-
burger Eokalheiligen St. Ulrich und St. Afra, auf der
Außenseite der flügel des kleinen Hausaltars aus Ebenholz.
Auf der Innenseite der flügel sind zwei Plaketten mit den
figuren des hl. Ignacio und der hl. Hilaria angebracht.
Der ITlittelteil trägt eine nach oben abgerundete Plakette
mit der Grablegung, die sich als die deutsche Kopie einer
Plakette des IHoderno erweist. In das Gebälk des Altars
ist eine rechteckige Plakette eingelassen, die zwei geflügelte
Putten mit Eorbeerkranz trägt. (Offenbar nach einem ita-
lienischen Vorbild, nach einem Kaminfuß u. dgl. modelliert.)
In die ITlensa des Altars ist eine weitere Plakette mitreiner
Darstellung der Pieta eingelassen, die wohl gleichfalls’nach
einem italienischen Vorbild entstand.


fig. 4 zeigt den Kopf einer Eoa, die im Werke auf
einer Eichtdrucktafel ganz abgebildet ist. Die figur ist
nackt und steht aufrecht auf einer achteckigen flachen Basis.
 
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