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1 lummer 7.

Internationale Sammler-Zeitung.

Seite 105.

Genre-und Sportszenen eingestellt. Philippe Boileau hat anmutige
Pariserinnen — allein, zu zweit und zu dritt auf einer Karte —
gebracht.
Der Zeichner Rudolf Kristen hat sechs Karten entworfen,
„Der Traum eines Eeutnanfs“, die die allgemeine Wehrpflicht der
Frauen zum Gegenstände haben. — st.
Antiquitäten.
(Altk elfische Sunde aus Böhmen.) Die vorgeschicht-
liche Abteilung der Berliner FRuseen hat kürzlich aus dem Besitj
von W. Osborne in JTlünchen eine wertvolle Sammlung non Sunden
erworben, die non der Burg, dem Hradischf bei Stradonifj in
Böhmen stammen. Cs handelt sich um eine grofje Siedelung der
Ea-Tene-Kultur der letzten Jahrhunderte vor Christi Geburt, die in
Böhmen die keltischen Bojer zu Trägern hafte und durch den Cin-
bruch der JTlarkomannen kurz nor Christi Geburt ihr Ende fand;
die gleiche Kultur hat sich an verschiedenen anderen Stellen, wie
dem alten Bibracte bei Autun oder auf den G’.eichbergen bei Röm-
hild, gefunden und ihre Spuren lassen sich sogar weithin bis nach
Klein-Asien verfolgen. Die Sunde vom Hradischt bieten, wie in
den Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen
ausgeführt wird, einen umfassenden Überblick über die Ausstattung
keltischer Wohnhäuser und Werkstätten im ersten vorchristlichen
Jahrhundert. Es sind besonders eiserne Geräte, wie JTlesser,
Zangen und Spachtel, bronzene Gebrauchs- und Zierstücke, Hämmer,
Pfriemen und Fladeln aus Hirschhorn und Knochen, gläserne Perlen
und Armringe, schwarze, schön geglättete oder helle, rot und weil)
bemalte Tongefäfje, silberne und goldene JTlünzen. Hervorzuheben
sind lange dünne Geräte aus Tierrippen, die offenbar bei Her-
stellung des Tongeschirrs verwendet wurden, darunter dünne zum
Glätten und gezahnte zum Schraffi ren oder Riefeln der Oberfläche,
und ferner Bronzestücke, wie sie aus der Gufjform kamen und
durch Schmieden, Drehen und Veilen weiter zugerichtet werden
sollten. Diese keramischen Werkzeuge und Rohfibeln zeigen, dafj
auch auf dem Hradischf Werkstätten bestanden, wie sie auf dem
Bibracte besonders für Erz- und Schmelzarbeiten zahlreich fest-
gesteht sind.
(Die Sammlungen des Dichters Sardou.) Aus
Paris wird uns geschrieben: mit Spannung sieht man
in Sammlerkreisen der Versteigerung der Sammlungen
5 ar do us entgegen, die Cnde April ihren Anfang nimmt. Der
Katalog gibt in 342 Hummern einen Überblick über die vielgestaltige
Sammlertäfigkeit des Dichters, der von Jugend an eine nicht
minder grofje Eeidenschaft für Antiquitäten und seltene Sachen
besalj, wie für das Theater. Schon als Student, als es mit seinen
Finanzen noch sehr schlecht bestellt war, schielte er sehnsüchtig
nach den Auslagen der rue du JTlusee hin. Besonders aber hafte
es ihm, wie er päfer oft erzählte, ein silbernes Tafelgefäfj für
Essig und Öl aus dem 15. Jahrhundert angetan, das ein Händler
ausgestellt hatte. Hach dem bescheidenen Erfolg eines seiner
ersten Theaterstücke sah er sich im Besitze von 200 Francs und
nun eilte er klopfenden Herzens, um den heifjbegehrten Gegen-
stand zu erstehen. Aber der Händler war ausgezogen und er
konnte ihn erst nach langem Suchen finden. Dies Tafelgefäfj wurde
der Erstling seiner Sammlungen, das die Familie Sardou als kost-
bares Andenken bewahren wird; es erhielt bald Hachfolger aus
den verschiedensten Zeiten und in den verschiedensten Gestalten.
Sardou hat eigentlich alles gesammelt; zuerst liebte er Renaissance-
stücke und brachte eine sehr interessante Kollektion von Klein-
kunst des 16. Jahrhunderts zusammen. Dann erwachte in ihm
eine Begeisterung für die Zeit Eudwig XVI, die er auf die an-
grenzenden Epochen des Rokkoko und der Revolutionsära all-
mählich ausdehnte. Auf seiner Besitzung in JRarly schmückte er
seine Zimmer mit herrlichen, alten möbeln aus, unter denen be-
sonders ein Rokkokosalon von vorzüglicher Arbeit, eines der
Glanzstücke der Auktion, hervorragt. Schöne Gobelins, prächtige
Uhren, von denen eine aus dem Schlafzimmer Eudwig XVI. in
Fontainebleau stammt, Schnitjereien und Gemälde, ja auch
Sänften, Klaviere und Schlitten waren in seinen Zimmern in
ITlarly zu sehen. Unter den Gemälden befinden sich zwei gute
Bilder von Eoypel und Werke von Hubert Robert, Saint Aubin und
Francois Watteau, unter den Aquarellen ein vortrefflicher Boucher,
unter den Zeichnungen Sachen von Rembrandt, Isabey, Aleissonier,

ITloreau-le-Jeune. Von herroorragender Schönheit ist ein Teeservice
der Ulme. Dubary mit ihrem Wappen und eine Tabatiere aus
dem Besifje Beaumarchais. Interessant ist auch die Bücher-
sammlung Sardous, die wertvolles material für die französische
Theatergeschichte und die Geschichte der französischen Revolution
enthält.
(Der Antikenhandel im Hillande.) Der bekannte fran-
zösische Papyrusforscher Seymour de Ricci, der kürzlich von
einer archäologischen Erwerbungsreise nach Ägypten zurückgekehrt
ist, erstattete der Pariser Akademie einen kurzen Bericht. Cs ist
von Interesse, daraus einiges über den gegenwärtigen Antiken-
handel im Hillande zu entnehmen. Cs werden mehrere Ptolomäer-
inschriften teils erworben, teils wenigstens in Abschriften mitgeteilt,
so z. B. eine Weihinschrift aus dem Pharbaithitischen Gau, worin
eine den Pfolemäergöttern erbaute Kapelle und ein Prunkthron er-
wähnt wird. Der Handel in Handschriften war nicht umfangreich.
Araber brachten aus der Thebai's einige Bündel schöner byzan-
tinischer Urkunden, dann auch ein paar literarische Texte, wie es
schien, doch hat Ricci wegen der schlechten Erhaltung und auch
wegen des hohen Preises von einem Kaufe abgesehen. Er erwähnt
dabei, dafj vieles davon gleich daraut in deutsche Hände gekommen
sei, womit wohl der Vertreter des deutschen Papyruskarfells gemeint
ist Koptische und mittelalterliche griechische Handschriften wurden
öfter angebofen, zum Teil in arger Zersfückung, indem die hab-
gierigen Eeute, wie sie es schon immer zu tun pflegten, die wert-
vollen Bände zerschnitten. So wurde dem Franzosen auch ein
Probeblatt aus einem Palimpsest gezeigt, den ein Kloster von
Diabeker besitzen sollte. Ulan forderte 10.000 Fr. für das Ganze,
aber de Ricci verzichtete. Er erwähnte dann noch einige Grabbilder
nach Art der von Theodor Graf nach Europa gebrachten, und
legt auch die schönsten, zwei ausdrucksvolle Köpfe, in Phothographien
vor. Endlich hat er noch eine karische Grabschrift, zwei Zeilen
linksläufigen Textes, erworben, wobei er bemerkt, dafj damit die
Zahl der vorhandenen karischen Stellen auf sieben gestiegen sei.
(Der Verkauf kirchlicher Kunstgegenstände.) Der
Oberste Gerichtshof in Wien hat eine Entscheidung gefällt, die
Kirchenvorstehern und Antiquitätenhändlern als Warnung dienen
mag. Ein Kirchenvorsteher verkaufte an einen Antiquitätenhändler
einen der Kirche gehörigen gotischen Flügelaltar um 400 und eine
Eourdesstatue um 100 K. Der Händler verkaufte den Altar weiter
für 2200 K. Hun besteht aber in Österreich ein Gesefj zur
Sicherung heimischer Kunstschäije, nach dem zum Kirchenvermögen
gehörige Objekte nur mit Genehmigung des Ordinariats und des
Staates verkauft werden dürfen. Danach wurde der Händler ver-
urteilt, den Altar zurückzugeben, oder falls ihm das unmöglich
sein sollte, 1300 K und 5°/0 Zinsen an die Kirche zu zahlen.

fiutographen.
(Die Aufographensammlung Darmstädter.) Aus
Berlin wird uns geschrieben: Professor Dr. Eudwig Darm-
städter hat seine berühmte Aufographensammlung der könig-
lichen Bibliothek zum Geschenke gemacht. Die Sammlung, die mehr
als 10.000 Hummern enthält, umfafjt alle Entdecker und Erfinder
aus den Gebieten der Welf- und Kulturgeschichte, sowie der freien
und exakten Wissenschaften — an 7000 Hamen -- und bietet so
ein Bild der Entwicklung der Wissenschaften vom sechzehnten
Jahrhundert bis auf unsere Tage. Der Katalog der Sammlung, der
von Dr. Darmstädter verfafjf ist, wird demnächst bei J. A. Star-
gardt erscheinen.
(Ungedruckte Briefe von Platen und Hauff.) Einen
wertvollen Schatj neuer Platenbriefe kündigt ein Aufographen-
katalog des Antiquariats J. A. Stargardt in Berlin an. Die
Briefe fallen fast durchwegs in die erste italienische Zeit des
Dichters, also in die Hlifte der zwanziger Jahre. Der romantischen
Schule und Philosophie wird häufig Erwähnung getan, und auch
seine damals beginnende Fehde gegen Jmmermann und Heine
finden ihr Echo. Während der Arbeit am „Romantischen Oedipus“,
den er 1827 in Rom vollendet hat, schreibt er an Puchta, den
Erlanger Juristen: Zum Helden dieses Eustspiels habe ich mir
Jmmermann auserwählt als Harr der Harren. Erst nachdem die
stärksten Stellen gegen ihn im fünften Akte gestrichen waren, habe
ich durch Fugger erfahren, dafj der Dummkopf in Heines Reise-
bildern einige Epigramme auf mich gemacht hat, z. B. : „Von den
Früchten, die sie aus dem Garfenhain von Schiras stehlen, essen
sie zu viel, die Armen und vomieren dann Ghaselen.“ Da in der
ITlehrzahl gesprochen wird, so ist Rückert auch mit gemeint, doch
 
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