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Hummer 14.

Inter nationale Sammler-Zeitung.

Seite 215.

erklärte offen, er begreife nicht, wie ßastiani sich
so in den Geist der alten (Heister habe einleben
können. Derselbe Künstler hat übrigens eine Büste
Savonarolas für 640 Tire modelliert, die später für
10.000 verkauft wurde und wohl noch in einer
Sammlung als vortreffliches Werk der Renaissance steht
Bin Pariser Händler fand ein kostbares llläbel,.
liefj es restaurieren und nach Florenz senden. Dann
ging er zu Baron Rothschild, um ihm anzuzeigen
in Florenz sei ein wertvolles Stück zu erwerben
Beide reisen hin. Der Bankier findet es „gut“ und
kauft es. Ruf dem Transport leidet es Schaden. Der
Käufer vertraute es einem Pariser an, der ihm ge-
wöhnlich solche Sachen instand setzte, empfahl ihm
aber die größte Vorsicht. Die Antwort lautete: „Ich
habe vor drei Wochen diese und jene Stücke schon
ergänzt. Ich werde auch die neuen Beschädigungen
wieder in Ordnung bringen.“
Cine berühmte Holztruhe mit Tiebesszenen,
Tournieren, Gauklern u. dgl. im Clunch JTluseum zu
Paris, welche Viollef le Duc als Illuster gotischer
Kunsttischler rühmt, ist aus verschiedenen älteren
Stücken zusammengeflickt, also wissenschaftlich nicht
viel wert. Herr van der ITlühlen zu Haus Totte
in Westphalen besitzt drei niedrige, kostbare Schränke
Teile eines weiteren fanden sich in Köln bei Thewalt.
Durch eingehende Hachforschung gelang zuletzt Direktor
Brinckmann zu Hamburg die Entdeckung, dafj alle
diese Sachen Reste eines großen geschnitzten Schrankes
seien, welcher im Jahre 1550 für den herrlichen
Kapitelsaal des Domes zu ITlünster verfertigt, aber
im 19. Jahrhundert verschleudert wurde.
Bin holländischer Händler kaufte gute Bilde1'
von Willem de Porter, Jakob de Weef und anderen
meistern zweiten oder driften Ranges, entfernte deren
Signatur, setjte diejenige Rembrandts oder anderer
gesuchter oder geschätzter lllaler an deren Stelle und
erzielte hohe Preise dafür.


Jn Dresden und Brüssel besitzen die ITluseen
zwei auf Holz gemalte Bilder von Rubens: „Die Rite

Sig. 4. Causa. Bild nach der Instandsetzung.
(Zu Artikel: „Die Kunstpflege in Sachsen“ auf Seite 212.)

mit dem Kohlenbecken“ und „Venus in der Schmiede


Sig. 5. Schönfels. Holzfiguren vor der Restaurierung.
(Zu Artikel: „Die Kunsfpflege in Sachsen“ auf Seife 212.)

Vulkans“. Jn Haag hing eine auf Ceinwand ge-
malte Kopie nach Rubens „Venus in einer Grotte
Schul] suchend“. Auffallenderweise fand sich in
der mitte dieser holländischen Kopie das, was in
der Illitte der Dresdener steht, an den beiden
Seifen das, was die Seiten des Brüsseler Gemäldes
zeigen. Wörmann untersuchte die beiden Tafel-
bilder und fand, dafj man um 1700 aus einem
Bilde des Rubens zwei gemacht hatte, indem
man aus demselben die Illitte heraussägte, er-
gänzte und neu bemalte, wodurch der Brüsseler
Rubens entstand. Das JTlittelstück erhielt neue
Seitenteile und wurde zum Dresdener Rubens.
Die Haager Kopie ist vor der Teilung des Kunst-
werkes angefertigt.
Jn Paris stand im Spätherbst des Jahres
1860 ein falscher vor Gericht, welcher durch
lange Übung viel Geld verdient und eine grofje
Geschicklichkeit erworben hatte. Wollte er einen
Teniers oder Ruisdal haben, so nahm er aus deren
Bildern diese oder jene Person oder Gruppe,
diesen oder jenen Gegenstand als Vorbild, stellte
solche Einzelheiten passend aufs neue zusammen
und iiefj von geschickten Ulalern das neue Bild
anfertigen, und zwar auf einer alten, verschimmelten
Unterlage. Die vollendete JTlalerei wurde in den
Strahlen der Sonne oder in der Hifje eines Seuers
gründlich ausgetrocknet, dann durch Öldampf,
 
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