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Seite 216.

Internationale Sammler-Zeitung.

Rümmer 14.

'rett, Harz udgl. mit Schmufj und Zeichen des
Alters bedeckt. Als Sammler die Hamen und
Chiffren der ITlaler genauer zu untersuchen be-
gannen und fanden, dal) sie nicht fest genug mit
dem Untergrund verbunden seien, grub er sie
tiefer in die färben ein. Brachte man ihm ein
altes Original auf Holz zur Restauration, so sägte
er es durch, malte auf das untere der so er-
haltenen Bretter eine neue Kopie und oerkaufte
das Original. Der Besitzer untersuchte die Rück-
seite, fand sie unuerändert und glaubte sein Ge-
mälde in aufgefrischtem Zustande zurückerhalten
zu haben.
Andere Händler zeigen dem Sammler ein
Bild und empfehlen es als gut und billig. Der
Ciebhaber kauft es, schreibt auf die Rückseite
seinen Hamen, seljt sein Siegel hin und läfjt es
sich zusenden. Bei genauer Untersuchung stellt sich
heraus, dafj er ein minderwertiges Gemälde teuer
bezahlte. Gr begreift nicht, wie er sich so irren
konnte. Aber Schrift und Siegel auf der Rück-
seite zeugen gegen ihn, beweisen, daFj er dies Bild
als gut ansah und erwarb! Hein, der Händler
hatte ihm ein gutes Stück norgelegt und mit Recht


empfohlen, aber unter dem guten Bilde safj die
elende Kopie. Der Käufer hat seinen Hamen auf ^'9
deren Rückseite gesetzt. Als er weggegangen (Zu
war, hob der Händler das gute Bild aus
dem Rahmen, lief; das falsche darin und adressierte es an
seinen Kunden.
Gin Händler kann sich leicht drei oder oier Kopien anfertigen
lassen. Jst die erste abgeset^t, welche er unter dem Original oer-
barg, so kommt die zweite an die Reihe. Es ist kaum anzunehmen,
daf] die Sache herauskommt, wenn er seine Kopien bei oier Lieb-
habern in Rußland, Preußen, England und Amerika unterbringt.
Die werden sich schwerlich treffen und ihre Erwerbungen mit
einander oergleichen. Cs wird auch dem Käufer kaum möglich sein,
oor Gericht zu beweisen, datj er Harne und Siegel auf ein anderes
Bild seijte, auf dem sie stehen, ohne geändert worden zu sein.
Cinem Sammler, der diese Schliche kannte, wollte ein

. 6. Schönfels. Holzfiguren nach der Restaurierung.
Artikel: „Die Kunstpflege in Sachsen“ auf Seite 212.
bezahlt es, läfjt sich eine Quittung ausstellen und schickt sich an,
zu gehen. Der Verkäufer will ihm das Bild senden. „Danke
bestens. Cs ist nicht grofj. Ich kann es selbst tragen.“ Trolj des
Sträubens des Händlers nimmt er es unter den Arm, geht in seine
Wohnung und freut sich, zwei Bilder, ein oberes und unteres, ein
echtes und falsches, als Kuriosität für seine Sammlung billig
erworben zu haben.
Zu Köln befand sich um 1900 im Antiquariatshandel ein
kleines, altdeutsches Gemälde, eine „Thronende IHadonna“. Cin
Fälscher fügte ihr zwei Brustbilder bei, welche er einem
bekannten Bilde des Kölner museums entnahm, Das Bild der
IHadonna war eine gewöhnliche niederländische Schu'arbeit ohne

Händler denselben Streich spielen. Der Biebhaber kauft das Bild,

besondere Bedeutung.


5ig. 7. fflarienberg. Rafsherrenbilder.

Den Kaufwert oerdgnkte das Ganze dem
beigefügten Brustbildern, doch hatten
dieselben einen anderen Stil und war
ihr Original ein oder zwei Jahrzehnte
jünger. De eingehendste technische
Untersuchung des Holzes, der Rückseite
und des Rahmens sprach unwiderleglich
für Echtheit. Da für die Zutaten der
Hintergrund etwas ausgetieft, das Ganze
neu firnisirt und alt gemacht war, schien
die Fälschung oor jeder Einsprache ge-
sichert zu sein.

Zu Herrn Boissel de IHontoille,
dem KunstageWen des Herrn Alphonse
o. Rothschild, kam Pierrat, um ihm
mitzute’.len, zwei Brüder hätten zu
Arles oon einem alten Onkel wertoolle
Sachen, besonders seltene und kostbare
Emails geerbt. Die Sache sei noch un-
bekannt, also keine Zeit zu oerlieren.
Der Agent reist mit dem Händler im
nächsten Zuge nach Arles. Hach langem
Warten und Reden erlangen sie Zutritt
zum Saale, worin die ererbten Schälje
stehen. Der Agent kauft für 17.000 Yrank.
Rothschild ist entzückt über die Er-
werbung. Einige Zeit nachher beweist
ein Experte die Unechtheit. Die Sache

(Zu Artikel: „Die Kunstpflege in Sachsen“ auf Seite 212.)

kommt oor Gericht, und es ergibt sich
 
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