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Jahn, Otto
Die Gemälde des Polygnotos in der Lesche zu Delphi — Kiel, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.1053#0004
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Thasischen Künstlers, den Aristoteles den Ethographen
nannte, auf die Hellenen machte, wird er nach einigen
schwachen Andeutungen und Ueberlieferungen .kaum sich
veranschaulichen können. Ein trauriges Gestundniss! Und
doch wendet er lieber seine ungetheilte Kraft auf die Erfor-
schung der bedeutungsvollen Anordnung und Coinposition,
welche, wenn auch nur eine Seite von Polygnotos künstleri-
scher Thätigkeit, doch sicher nicht die wenigst bedeutende war,
als dass er einem Nebelbilde nachzujagen, den sichern Grund
und Boden aufgiebt. Dass jede Restitution dieser Gemälde
sich genau an die von Pausanias gegebene Beschreibung hal-
ten müsse, und, wo sie von ihm abweicht, rein hypothe-
tisch wird, versteht sich von selbst und ist von allen Er--
klärern stillschweigend eingestanden, allein die Klagen, wel-
che sie über die verworrene, unklare Beschreibung desselben
äussern, lassen schon vermuthen , dass -sie darin eine Be-*
rechtigung finden, seine Angaben hie und da zu vernach-
lässigen, und so ist es auch in der That. Mir erscheinen
diese Beschwerden grossentheils ungerecht, und indem ich
mich in der folgenden Betrachtung genau seinen Worten
anschliesse, hoffe ich eine Anordnung nachzuweisen, welche
durch das Princip der Symmetrie, wie der Bedeutsamkeit
ihre Rechtfertigung finden wird.

Wenn dabei die Frage, ob wir uns Tafel - oder Wand-
gemälde zu denken haben , ausser Acht gelassen wird , so
bedarf diese scheinbare Vernachlässigung desshalb, glaube
ich, keiner Entschuldigung, weil die Beantwortung dieser
Frage für unsern Gesichtspunkt nichts ausmacht, übrigens
aber nicht in der Kürze geschehen kann, und das einfache
Aussprechen einer Ansicht kein Gewicht in die Wagschale
legen kann. 2)

Auf der rechten Seitenwand der Lesehe, welche die
Knidier in Delphi erbaut hatten, war das Gemälde, welches
das eroberte llion und die Abfahrt der Hellenen darstellte
zwei Abtheilungeu, welche, obwohl deutlich geschieden
doch in jeder Hinsicht sich genau auf einander bezogen, und
ein Ganzes ausmachten. Wir folgen dem Pausanias, wel-
cher an der Wand hinaufgehend die einzelnen Gruppen be-
 
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