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seiner Arbeitsamkeit keine geringe Vorstellung; und doch muß
man sich sagen, daß diese Leistungen nur möglich waren auf
der Grundlage und im Zusammenhang fortgesetzter Studien
und Hebungen, von welchen unmittelbar gar Nichts zumVor-
schein kam, so wie auch wenigstens die größeren Werke ohne
Vorarbeiten, Entwürfe und Skizzen, die mehrfach aus- und
umgearbeitet werden mußten, nicht so geworden sind, wie
sie jetzt vorliegend Dazu kommen die fortgesetzten Uebungen
im Technischen des Orgel-, Klavier- und Violinspiels, die
ihn zum Virtuosen machten, serner die Beschäftigungen in der
Kirche und bei Hofe, welche ihm seine Anstellung in der Ka-
pelle auferlegte, ungerechnet die nicht seltenen Veranlassungen
in Privateirkeln sich hören zu lassen, endlich die Unterrichts-
stunden, welche er, seitdem er herangewachsen war, zu erthei-
len hatte — in der That, man begreift kaum, woher er die
Zeit nahm, da doch sein Tag auch nur vier und zwanzig
Stunden hatte. Gewiß war es allein die anomale Verbin-
dung des außerordentlichsten Genies mit der planmäßigsten
Ordnung und Thätigkeit, welche so anomale Resultate mög-
lich machte. Uebrigens war der Vater zu einsichtig und gebil-
det, um mit der ausschließlich musikalischen Ausbildung des

3) Die lange Reihe der ost erwähnten Hefte, in welcher Compositio-
nen jeder Gattung in der saubersten Reinschrift von Mozarts Hand, vom
Vater geordnet und mit Titeln versehen uns vorliegen, sind der sprechendste
Ausdruck für den emsigen Fleiß und für das Behagen an Ordnung und
Sauberkeit, zu welchem Wolfgang durch seinen Vater erzogen war. Auch
geben gerade diese Reinschriften gegenüber den flüchtigeren Entwürfen an-
derer Compofitionen dem, der dessen bedarf, den klaren Beweis daß Mozart
seine Compofitionen ausarbeitete und nicht immer gleich ins Reine schrieb,
wie man wohl annimmt, um seiner Genialität ein Compliment auf Kosten
seines Fleißes und seiner Sorgfalt zu machen. Doch davon wird auch spä-
ter noch die Rede sein.
 
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