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Wagen wir eine andere Deutung. Bekanntlich schmückte das Impluvium römischer
Gebäude nicht selten ein Altar, der Gottheit gewidmet, welcher die Familie des Eigen-
thümers besondere Verehrung zollte. Ich möchte geneigt sein zu glauben, dass die Mehr-
zahl der römischen Altäre, welche auf uns gekommen — in dem Besitze der Gesellschaft
befinden sich im Ganzen zwölf — der Privatandacht bestimmt waren. Lässt sich doch
voraussetzen, dass mit der Zerstörung, welche die Tempel traf, falls nicht besondere Rück-
sichten obwalteten, vor Allem die darin befindlichen Götterbilder und Altäre ihren Untergang
fanden, dass hingegen mancher Hausaltar unbeachtet verbleiben mochte *). Soll nun die
mit Trauben und Blumen bekränzte jugendliche Herme in der That den Bacchus vorstellen,
so läge es nahe, sie als vorverkündigend zu nehmen — sie stand an einer Ecke des Ge-
länders — und zu vermuthen, die mit dem Hermengeländer umfriedigte Stelle habe in ihrer
Mitte einen demselben Gott geweihten Altar umschlossen. Die Oertlichkeit, wo die zuletzt
entdeckten Hermen lagen, lässt nach oben Gesagtem einen Platz im Freien vermuthen;
schweres Gemäuer als Abschluss, geeignet zum höheren Aufbau, dann an demselben der
nothdürftige Bewurf und der schräg angetragene Estrich als Schutz gegen die Feuchtigkeit
und endlich die massiven Fussbodenplatten, ganz geeignet für einen unbedeckten Hof.
Jedoch kommt hier ein Bedenken, dem Worte zu geben ich mich nicht enthalten will.
Unter den zuletzt ausgehobenen Steinbildern haben wir die Aufmerksamkeit namentlich auf
zwei derselben hingelenkt, indem wir auf eine wahrscheinliche wechselseitige Beziehung beider
aus dem Grunde hindeuteten, weil sie neben einander lagen und die Köpfe einander anblickend
dargestellt sind. Der Gedanke, dass diese Bilder ein Ehepaar vorstellen sollen, liegt nahe.
Der Mann, wie auf allen römischen Denkmälern, den Ehrenplatz zur Rechten behauptend,
tritt im kräftigsten Mannesalter, vollbärtig, uns vor Augen, die Frau zur Linken, vollwangig,
in der ersten Jugendblüthe, trägt ihr Haar mit einem Blumenkränze, vielleicht dem Braut-
kranze umflochten. Die grosse Aehnlichkeit besonders in der Ausschmückung dieser Büste mit
der, in welcher man die des Bacchus zu erkennen wähnt, bringt bei den weichen fraulichen
Zügen, welche dieser eignen, auf die Vermuthung, dass nicht Bacchus, sondern ein jugend-
licher Frauen- oder Mädchenkopf vorliegt, geziert mit einem Kranze, worin Blumen mit
traubenartigen Gebilden wechseln. Ob diese Abwechselung der Laune der Jungfrau, welche
die Büste veranschaulichen soll, oder der Phantasie des Bildhauers beizumessen, müssen wir
ebenso gut dahingestellt sein lassen, als unentschieden bleibt, ob wir Trauben und Blumen
ein Menschengerippe zu Tage kam, was für ein später der Erde übergebenes erkannt wurde. Die Stelle, wo
früher Aschengefässe ausgegraben sein sollen, wusste Niemand zu bezeichnen, selbst nicht ob sie ausserhalb
oder innerhalb des Bürgberings läge.
‘) Vorschnell wird oft aus der Auffindung eines Altars oder eines Votivsteins auf das ehemalige
Vorhandensein eines dem auf demselben bezeichneten Gotte geweihten Tempels geschlossen, ohne dass
man sich nach andern Momenten, wodurch eine solche Annahme ihre Bestätigung erhielte, weiter umsieht.
Eine eigne Bewandtniss scheint es mit den heidnischen, in christlichen Kirchen entdeckten, Altären zu
haben, wie deren beim Abbruch der Abteikirche zu St. Martin in den Fundamenten, in Messerich und
Berburg als Untergestell des Hauptaltars, in Ahrweiler als Taufstein aufgefunden wurden. Man könnte auf
die Vermuthung .gerathen, heidnische Tempel wären an jenen Orten gewesen, und bei der ersten Umwandlung
derselben in christliche Gotteshäuser, hätten die Glaubensboten des Evangeliums die Altäre, aus besonderen
Gründen veranlasst, an Ort und Stelle belassen.
Wagen wir eine andere Deutung. Bekanntlich schmückte das Impluvium römischer
Gebäude nicht selten ein Altar, der Gottheit gewidmet, welcher die Familie des Eigen-
thümers besondere Verehrung zollte. Ich möchte geneigt sein zu glauben, dass die Mehr-
zahl der römischen Altäre, welche auf uns gekommen — in dem Besitze der Gesellschaft
befinden sich im Ganzen zwölf — der Privatandacht bestimmt waren. Lässt sich doch
voraussetzen, dass mit der Zerstörung, welche die Tempel traf, falls nicht besondere Rück-
sichten obwalteten, vor Allem die darin befindlichen Götterbilder und Altäre ihren Untergang
fanden, dass hingegen mancher Hausaltar unbeachtet verbleiben mochte *). Soll nun die
mit Trauben und Blumen bekränzte jugendliche Herme in der That den Bacchus vorstellen,
so läge es nahe, sie als vorverkündigend zu nehmen — sie stand an einer Ecke des Ge-
länders — und zu vermuthen, die mit dem Hermengeländer umfriedigte Stelle habe in ihrer
Mitte einen demselben Gott geweihten Altar umschlossen. Die Oertlichkeit, wo die zuletzt
entdeckten Hermen lagen, lässt nach oben Gesagtem einen Platz im Freien vermuthen;
schweres Gemäuer als Abschluss, geeignet zum höheren Aufbau, dann an demselben der
nothdürftige Bewurf und der schräg angetragene Estrich als Schutz gegen die Feuchtigkeit
und endlich die massiven Fussbodenplatten, ganz geeignet für einen unbedeckten Hof.
Jedoch kommt hier ein Bedenken, dem Worte zu geben ich mich nicht enthalten will.
Unter den zuletzt ausgehobenen Steinbildern haben wir die Aufmerksamkeit namentlich auf
zwei derselben hingelenkt, indem wir auf eine wahrscheinliche wechselseitige Beziehung beider
aus dem Grunde hindeuteten, weil sie neben einander lagen und die Köpfe einander anblickend
dargestellt sind. Der Gedanke, dass diese Bilder ein Ehepaar vorstellen sollen, liegt nahe.
Der Mann, wie auf allen römischen Denkmälern, den Ehrenplatz zur Rechten behauptend,
tritt im kräftigsten Mannesalter, vollbärtig, uns vor Augen, die Frau zur Linken, vollwangig,
in der ersten Jugendblüthe, trägt ihr Haar mit einem Blumenkränze, vielleicht dem Braut-
kranze umflochten. Die grosse Aehnlichkeit besonders in der Ausschmückung dieser Büste mit
der, in welcher man die des Bacchus zu erkennen wähnt, bringt bei den weichen fraulichen
Zügen, welche dieser eignen, auf die Vermuthung, dass nicht Bacchus, sondern ein jugend-
licher Frauen- oder Mädchenkopf vorliegt, geziert mit einem Kranze, worin Blumen mit
traubenartigen Gebilden wechseln. Ob diese Abwechselung der Laune der Jungfrau, welche
die Büste veranschaulichen soll, oder der Phantasie des Bildhauers beizumessen, müssen wir
ebenso gut dahingestellt sein lassen, als unentschieden bleibt, ob wir Trauben und Blumen
ein Menschengerippe zu Tage kam, was für ein später der Erde übergebenes erkannt wurde. Die Stelle, wo
früher Aschengefässe ausgegraben sein sollen, wusste Niemand zu bezeichnen, selbst nicht ob sie ausserhalb
oder innerhalb des Bürgberings läge.
‘) Vorschnell wird oft aus der Auffindung eines Altars oder eines Votivsteins auf das ehemalige
Vorhandensein eines dem auf demselben bezeichneten Gotte geweihten Tempels geschlossen, ohne dass
man sich nach andern Momenten, wodurch eine solche Annahme ihre Bestätigung erhielte, weiter umsieht.
Eine eigne Bewandtniss scheint es mit den heidnischen, in christlichen Kirchen entdeckten, Altären zu
haben, wie deren beim Abbruch der Abteikirche zu St. Martin in den Fundamenten, in Messerich und
Berburg als Untergestell des Hauptaltars, in Ahrweiler als Taufstein aufgefunden wurden. Man könnte auf
die Vermuthung .gerathen, heidnische Tempel wären an jenen Orten gewesen, und bei der ersten Umwandlung
derselben in christliche Gotteshäuser, hätten die Glaubensboten des Evangeliums die Altäre, aus besonderen
Gründen veranlasst, an Ort und Stelle belassen.