28 II. Grunvzüge zur Lorschule
deu muu es im Somnier vor Hitze und im Wiuter vor Kälte uicht aus-
halteu kauu.
Wir seheu demnach, daß die Eiuwirkung des Klimas auf bauliche
Formeugestaltuug uur in solchen Fa'lleu entscheideud wirkeu kounte, tvo
eine Bevolkeruug vou Urspruug her im Besitz des Landes allmählig die
Stuseu seiuer Ausbilduug und eines feststehenden Religionskultus durch-
schritt; daß aber in Läuderu, wie die des westlichen Europas, wo gewal-
tige Umwälzuugen und Religiouseiuflüsse von außeu her die ursprüugliche
Entwickeluug klimatischer Formengebung hinderten, auch an derglcichen
uur insoseru gedacht werden kauu, als mau die nothwendigsten kltückst'chteil
dafür uicht gauz aus den Augeu setzen durfte. Wir finden in Deutschlaud
offeue Säuleuhallen, offeue Treppcnhäuser u. s. w., welche wir etwa vier
Wochcu lang des Jahres beuutzeu köuuen, als wenn wir uutcr dem
milvesten Himmelsstriche uud uuter den Strahlen einer tropischen Sonue
lebteu. Llber im Winter liegen diese Bauwerke haushoch voll Schnee,
und wir müssen uns sedes Jahr etwa 10 bis II Monate lang geduloen,
ehe wir die Annehmlichkeiten davon wieder zu genießen bekommen. Unser
Klima sordert des Negens, des Schnees und des Windes wegcn gcschlos-
sene Räumc, und aller griechischer und römischer Styl, wenn wir ihn
auch noch so treu und ängstlich nachahmen, wird uus kein anderes Klima
oerschaffen — als wir eben haben.
tz. L. Der Neligionskultus als die Buuformen bestimmend.
Wir haben bisher gezeigt, wie materielle Ursachen sormbestimmend
wirken konnten und mußten, wir gehen nun zu den geistigen Einwirkun-
gen über.
Wenn die Bauten sür das bloße natürliche Bedürfniß nichts weitcr
verlangen, als die Erfüllung aller darauf Bczug habenden gcwerklichen
Rücksichten, so will als Gegensatz der Kultusbau, außer der Erfüllung
eben derselben Rücksichten, die Verkörperung einer Jdee zur Anschauung
bringen — es soll ein Jdeal geschaffen werden.
Jeder Kultus hat seine von Ursprung her gehciligten Gebräuche,
und seine nach diesen Gebräuchen cingerichteten geheiligten Gebäude, es
mögen Tempel oder Kirchen, Sanctuarien oder Kapellen, Grabmäler
odcr andern heiligen Zwecken dienende Bauwerke sein, immer werden sie
den si n n b i lv l i ch e n Ausdruck des jcdesmaligen 9ieligionskultus an-
nehmen. So oermuthet Hegel (in seiner Aesthetik) ganz richtig, daß die
rhurmähnlichen, runden indischen Pagoden ein Bild des Phallcs sind.
So sind die halbkugelförmigen Bauten über den Reliquien des Bhudda
deu muu es im Somnier vor Hitze und im Wiuter vor Kälte uicht aus-
halteu kauu.
Wir seheu demnach, daß die Eiuwirkung des Klimas auf bauliche
Formeugestaltuug uur in solchen Fa'lleu entscheideud wirkeu kounte, tvo
eine Bevolkeruug vou Urspruug her im Besitz des Landes allmählig die
Stuseu seiuer Ausbilduug und eines feststehenden Religionskultus durch-
schritt; daß aber in Läuderu, wie die des westlichen Europas, wo gewal-
tige Umwälzuugen und Religiouseiuflüsse von außeu her die ursprüugliche
Entwickeluug klimatischer Formengebung hinderten, auch an derglcichen
uur insoseru gedacht werden kauu, als mau die nothwendigsten kltückst'chteil
dafür uicht gauz aus den Augeu setzen durfte. Wir finden in Deutschlaud
offeue Säuleuhallen, offeue Treppcnhäuser u. s. w., welche wir etwa vier
Wochcu lang des Jahres beuutzeu köuuen, als wenn wir uutcr dem
milvesten Himmelsstriche uud uuter den Strahlen einer tropischen Sonue
lebteu. Llber im Winter liegen diese Bauwerke haushoch voll Schnee,
und wir müssen uns sedes Jahr etwa 10 bis II Monate lang geduloen,
ehe wir die Annehmlichkeiten davon wieder zu genießen bekommen. Unser
Klima sordert des Negens, des Schnees und des Windes wegcn gcschlos-
sene Räumc, und aller griechischer und römischer Styl, wenn wir ihn
auch noch so treu und ängstlich nachahmen, wird uus kein anderes Klima
oerschaffen — als wir eben haben.
tz. L. Der Neligionskultus als die Buuformen bestimmend.
Wir haben bisher gezeigt, wie materielle Ursachen sormbestimmend
wirken konnten und mußten, wir gehen nun zu den geistigen Einwirkun-
gen über.
Wenn die Bauten sür das bloße natürliche Bedürfniß nichts weitcr
verlangen, als die Erfüllung aller darauf Bczug habenden gcwerklichen
Rücksichten, so will als Gegensatz der Kultusbau, außer der Erfüllung
eben derselben Rücksichten, die Verkörperung einer Jdee zur Anschauung
bringen — es soll ein Jdeal geschaffen werden.
Jeder Kultus hat seine von Ursprung her gehciligten Gebräuche,
und seine nach diesen Gebräuchen cingerichteten geheiligten Gebäude, es
mögen Tempel oder Kirchen, Sanctuarien oder Kapellen, Grabmäler
odcr andern heiligen Zwecken dienende Bauwerke sein, immer werden sie
den si n n b i lv l i ch e n Ausdruck des jcdesmaligen 9ieligionskultus an-
nehmen. So oermuthet Hegel (in seiner Aesthetik) ganz richtig, daß die
rhurmähnlichen, runden indischen Pagoden ein Bild des Phallcs sind.
So sind die halbkugelförmigen Bauten über den Reliquien des Bhudda