emer allgemeuun Bausorinenlehre. 87
Anordimngen derselbe nur als Zufälligke it, alS S ch ni u ck Lorkom-
men kann.
Itnbenommen aber wird es im Gegentheil jedem Baumeister bleiben,
für die bestimmten Verhältnlsse eines vorliegenden Baueö eine dorische, jo-
nische, corinthische 2lnorduung zu erfinden, welche, ohne eiuem Muster
der Antike Lngstlich nachgeahmt zu sein, doch auch schöne und
andere Berhältnisse haben kaun, wie irgend eines dieser Muster, wie wir
es an den antiken Gebäuden selbst wahrnehmen.
Nichts ist daher lächerlicher, als besondere Maaßbestimmungen, es
ist dies eben so, als wenn gnau cin Bild, was nur aus einem sernen
Standpunkre geseheu werden soll, so fauber und sein wie ein sogeuanntes
Cabinetstück malen wollte; keiu Mensch würde etwas davon erkennen.
Wir sehen hieraus, daß die Neuheit iu der Baukunst lediglich darin
besteht: die Formengebung nach den naturgemaßeu und gei-
stigen Bedingungen de m jedesmal gegebenen eiuzelnen
Falle anzupassen; aber nicht darin, daß man etwas noch
nie Dagewesenes zu erfiuden sich bemüht, denu sonst könnte
man ein Gebaude wie einen Vogel, wie einen Baum, wie eine Blume
gestalten, welches am Eude im Reiche der Möglichkeit läge, aber, aller ge-
sunden Vernunft und allen Vedingungen eiues Bauwerkes widersprechend,
zur bloßen Spielerei ausarten müßte. Leider stnd auch solche Beispiele
vorhanden.
Das Maskiren inder Baukunst. Hierunter versteht man,
einem Bauwerke das Anseheu geben, als ware es mit einem anderen
Material erbaut, wie es wirklich der Fall ist. Wenn man z. B. einen
SLulenbau von gebrannten Mauersteinen aufführte, ihu alsdann mit Mör-
tel überzöge, diesem Mörtel das Ansehen von Marmor gLbe, so würde der
ganze Bau als Marmorbau erscheinen und folglich maskirt sein.
Es leuchtet aus den ersten Vlick ein, wie verderblich ein solches Ver-
sahren aus die naturgemLße Formengebung einwirken muß. Bei nLherer
Betrachtung findet der Veschauer sogleich die absichtliche TLuschung heraus,
uud die geistige Befriedigung, welche ein seiner Natur und seinem Material
gemäß aufgeführtes GebLude gewährt haben würde, ist verschwunden.
Dieses Mißbehagen steigert sich noch mehr,. wenn, wie es gewöhnlich der
Fall ist, die Uebertünchung an mehrrren Stellen herabfLüt, und man so-
gleich von vorn herein das Bestreben einer abstchtlichen TLuschung gewahrt.
Außerdem bringt dieses Verfahren einen noch weit größeren Uebelstand
hervor, es ist folgender: Will man durch irgend ein beliebiges Material
irgend ein anderes nachahmen, so muß das erstere sich durchaus zu For-
men beguemen, die seiner Natur zuwider sind, es wird also hierbei jedes-
Anordimngen derselbe nur als Zufälligke it, alS S ch ni u ck Lorkom-
men kann.
Itnbenommen aber wird es im Gegentheil jedem Baumeister bleiben,
für die bestimmten Verhältnlsse eines vorliegenden Baueö eine dorische, jo-
nische, corinthische 2lnorduung zu erfinden, welche, ohne eiuem Muster
der Antike Lngstlich nachgeahmt zu sein, doch auch schöne und
andere Berhältnisse haben kaun, wie irgend eines dieser Muster, wie wir
es an den antiken Gebäuden selbst wahrnehmen.
Nichts ist daher lächerlicher, als besondere Maaßbestimmungen, es
ist dies eben so, als wenn gnau cin Bild, was nur aus einem sernen
Standpunkre geseheu werden soll, so fauber und sein wie ein sogeuanntes
Cabinetstück malen wollte; keiu Mensch würde etwas davon erkennen.
Wir sehen hieraus, daß die Neuheit iu der Baukunst lediglich darin
besteht: die Formengebung nach den naturgemaßeu und gei-
stigen Bedingungen de m jedesmal gegebenen eiuzelnen
Falle anzupassen; aber nicht darin, daß man etwas noch
nie Dagewesenes zu erfiuden sich bemüht, denu sonst könnte
man ein Gebaude wie einen Vogel, wie einen Baum, wie eine Blume
gestalten, welches am Eude im Reiche der Möglichkeit läge, aber, aller ge-
sunden Vernunft und allen Vedingungen eiues Bauwerkes widersprechend,
zur bloßen Spielerei ausarten müßte. Leider stnd auch solche Beispiele
vorhanden.
Das Maskiren inder Baukunst. Hierunter versteht man,
einem Bauwerke das Anseheu geben, als ware es mit einem anderen
Material erbaut, wie es wirklich der Fall ist. Wenn man z. B. einen
SLulenbau von gebrannten Mauersteinen aufführte, ihu alsdann mit Mör-
tel überzöge, diesem Mörtel das Ansehen von Marmor gLbe, so würde der
ganze Bau als Marmorbau erscheinen und folglich maskirt sein.
Es leuchtet aus den ersten Vlick ein, wie verderblich ein solches Ver-
sahren aus die naturgemLße Formengebung einwirken muß. Bei nLherer
Betrachtung findet der Veschauer sogleich die absichtliche TLuschung heraus,
uud die geistige Befriedigung, welche ein seiner Natur und seinem Material
gemäß aufgeführtes GebLude gewährt haben würde, ist verschwunden.
Dieses Mißbehagen steigert sich noch mehr,. wenn, wie es gewöhnlich der
Fall ist, die Uebertünchung an mehrrren Stellen herabfLüt, und man so-
gleich von vorn herein das Bestreben einer abstchtlichen TLuschung gewahrt.
Außerdem bringt dieses Verfahren einen noch weit größeren Uebelstand
hervor, es ist folgender: Will man durch irgend ein beliebiges Material
irgend ein anderes nachahmen, so muß das erstere sich durchaus zu For-
men beguemen, die seiner Natur zuwider sind, es wird also hierbei jedes-