Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
158

IV. Vemerkungen über Einwirkungen

allein Schatten, mithin Feuchtigkeit (wenn sie besonders die Fenster knschat-
ten), sondern sie zerstören zugleich auch den Bewurf (Abputz) der Mauern,
gewähren dem Schnee einen längeren ^iufcnthalt und vernrsachen auch
hierdureh im Frühsahre späteres Abtrocknen der Wände. Außerdem drin-
gen die Wurzelfasern der Schlingpflanzen (des Epheu, wilden Weines rc.)
in die Kalkfugen unbeworfener Maucrn oder solcher, wovon der Bewurf
abgefallen ist, und zerstören nach und nach das Mauerwerk, indem sie es
theils förm'lich auseinauder treiben, theils durch die zunehmende Feuchtig-
keit zerbröckeln machen.

Sind Fachwerkswände mit dergleichen Schlingpflanzen bewachsen,
so befördern diese das schnellere Verfaulen des Holzes und zerstören zu-
gleich die Ausmauerung der Fläche. Deshalb müssen dergleichen Gelände
niemals unmittelbar an den Frontwänden, sondern mindcstcns in einer
Entfernung von zwei Fuß davon angelegt werden; auch muß man darauf
sehen, daß die Fenster immer gehöriges Licht behalten.

Ein anderer Uebelstand, welcher durch Pflanzungen und Baumanlagen
unmittelbar an den Häuscrn verursacht wird, ist die Anhäufung einer gro-
ßen Menge lästiger Insekten in den Zimmern, als Spinncn, Mücken,
Wespen, Gewürm, Motten rc. rc. Bäume, welche zu nahe an Gebäuden
stehen, machen zu viel Schatten, verursachen dadurch feuchte Zimmcr, weil
die Sonne nicht einwirken kann, und machen dadurch eben die Wohnun-
gcn ungesund. Da die Bäume überdics in der heißen Jahreszeit (in wel-
cher die Ziminer anr besten austrocknen würden) das meiste Laub haben
unv dcn meisten Schatten werfen, so ist diescr Umstand Ursache, daß da-
hinter liegende Wohnungen gar nicht austrocknen können und auch in
solchen Näumen leicht Schwainm entfteht.

Ein höchst auffaklcndes Veispiel von der zerstörenden Kraft der Ve-
gctation in Bezug auf Bcauerwerk bemerkte der Verfasser in hiestger
Gegend.

Zu Gristow, eine Meile von Greifswald, sollte ein neuer Kirchthurm
an eine bereits bestehcnde mittclaltcrliche Kirche gebaut werdcn. Gleich-
zeitig mit dem ursprünglichen Vau der Kirche war das Fundament zu ei-
nem Kirchthurine von großen Granitstcincn gelegt worden. Da sedoch der
Thurm bis jetzt niemals erbaut worden war, so hatte sich an der vor-
deren Seite des alten vorhandenen Thurinfundamcntes ein Baum ange-
saamt, welcher nach und nach etwa eine Höhe von 50 bis 60 Fuß er-
reicht haben mochte und noch im Jahre 1839 stand, als, wie obcn
erwähnt, der Bau eincs ganz neuen Thurmes mit Benutzung des alten
vorhandenen Fundamentes beschlossen wurde. Als man jedoch die Erde
 
Annotationen