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V. Venchte über vaterl. Vauten, Denkmale re. 175

vvn weißem Kalkstein aufgeführt, der sich indeß mit der Zeit mit schwar-
zen Flechten überzieht, ohne an Dauerhaftigkeit cinzubüßen. Die Facade
der Kirche theilt sich sowohl der Höhe als der Breite nach in fünsTheile,
eine Eigenthümlichkeit, von welcher nicht leicht ein zweites Beispicl sich
snwen dürfte, und wovon der Crfolg ist, daß die Thürme, dcren Grund-
lage gemeinhin mit den Abseiten in derselben Fläche liegen und die sich
demnach in unmittelbarem ^lnschluß an das Ac'ittelschiff erhcben, hier links
rmd rcchts vortretend, frei und gewisserniaßen selbstständig — nne die
iralicnischen Glockenthürme — ausstcigen, dasür aber auch, namentlich von
vorn oder aus der Ferne gesehen, ohne Verbindung mit der Kirche nnd
in zu großer gegenseitiger Entfernung erscheinen. Die Thüren sind, die
wenigen Verzierungen an den Friesen, Umgängen und an den gleichfalls
ganz von demselben Stein aufgeführten Pyramiden abgerechnet, schmucktos;
dagegen hat die Faeade des Vcittelschiffes, außer den Blattornamenten der
Friese — die nicht im Basrelief, sondern ini Sousrelief, d. h. so gearbei-
tet sind, daß sie nicht über die Mauerfläche vorstehen, sondern in Verlie-
sungen hinter diese zurücktreten — und dem vergoldeten Kreuz auf dem
Giebel noch mehrere sehr beachtenswerthe Seulpturen. Jn den fünf Ni-
schen des mittleren Stockwerkes, unter der Nosette, stehen die Statuen Christi
nnv dcr vicr Cvangelisten von Schwanthaler. Sie sind aus demselben
Stein wie die Kirche, und werden also deren klimatische Schicksale theilen.
Ueber den Eckpfeilern des mit einer Akanthusblätterlage geschmückten
Giebels stehen die Apostel Paulus und Petrus, gleichfalls von Schwan-
thaler aus dem Kalkstein der Kirche gehauen. Petrus trägt ein goldenes
Schlüsselbund, Paulus ein goldenes Schwert.

Von der Seitenfacade ist zu bemerken, daß die Fenster, gleich denen
der Westfronte im Halbkreis nach oben geschlossen, durch ein Säulchen
gethcilt und mit einer kleinen Rosette geschmückt, daß die Abseiten nm ein
Stockwerk niedriger als das Mittelschiff und dessen Gewolbe durch Strebe-
pfeiler gehalten sind, welche über das Dach der Abseiten emporsteigen und
zu kleinen Brücken von je 2 Bogen sich gestalten. Das Dach des Mit-
rclschiffes, sehr ftach gehalten, ist mit bunten Ziegeln gedeckt, so daß diese
eine Art Teppich mit großen, die ganze Höhe des Daches einnehmenden
Verzierungen bilden. Die Ostseite der Kirche ist durchaus schmucklos und
schließt, wie schon oben angedeutet, nicht in einem Halbkreis noch in einer
Polygonen-Form, sondern einfach quadratisch ab.

Durch eine Vorhalle an der Westseite, mit drei von Säulen getra-
genen Arkaden, tritt man in das Jnnere der Kirche, deren Höhe im Mit-
telschiffe 90' beträgt. An den Deckcn der Kreuzgewölbe glänzen goldene
Sterne auf blauem Grunde, die Nippen sind mit bunten Verzierungen
 
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