Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
eiiler aslgemeinen Banforinenlehre.

57

bei gleichem Dnrchmesser mit andern Grundrißformen. Der abgestutzte
Kegel, den ste darstellt, gewährte mehr Standfähigkeit als das vielseitige
Prisma oder der Cylinder, und zwar war ihre Standfähigkeit, wie ihre
Tragkraft, um so grdßer, je kürzer und je mehr verjüngt sie war; je
mehr sie sich also dem vollkommenen Kegel näherte. Deshalb sehen wir
kurze und stark verjüngte Verhältnifse im alt-dorischen Baustyl vorwalten, da
dieser Styl sich auf den in Griechenland srüher herrschenden erst neu gründen
und stch die geignetsten Formen, so zu sagen, erst aussuchen mußte. Mit
der Anwendung des jonischen Styles in Griechenland war es ein Anderes,
er war bereits in Asien gewerklich fertig, als man ihn in Griechenland
anwendete.

Die starke Verjüngung der dorischen Säule, folglich die bedeutende
Verbreiterung ihrer untern Fläche, machte einen befondern Fuß derselben,
(wie bei der schlankeren jonischen) unnöthig, da die dorische eben bei
ihrem kurzen Verhältniß und ihrer breiten Unterfläche an sich fest stand.
Das breite und starke Kapitäl hat bei den ältesten Monumenten gewiß
selbst getragen, und ist nicht, wie bei den späteren, wo eine Abwässerung
des Abakus bis zum Kern der Säule die Ausladung desselben zu einer
bloßen zierenden Bekrönung macht, selbst nur eine bloße Verzierung,
sondern ein wesentlicher Theil des Baues gewesen. (Hat sich bei den Ueber-
resten hiervon keine Spur erhalten?) Als die Verhältnisse im Ganzen
feiner und schlanker wurden, mußten die schwächeren Gliederungen vom
Drucke des Architravs besreit werden, der Ausvruck der Form aber blieb.

Ganz anders stellt der ägyptische Styl dieses Auflager in seiner
ganzen Strenge dar. Die verzierten Theile des Kapitäls, welche durch
den Druck des Gebälkes abbrechen müßten, werden jedesmal durch einen
den obern Theil der Säule begränzenden, mehr oder weniger erhobenen
viereckigen Sockel geschützt, welcher den Architrav trägt. Selbst die Bil-
dnng des älteren jonischen Kapitäls deutet daranf hin, daß der Architrav
platt nach dessen ganzer Ausdehnung des Abakus darauf gelegen, da der-
selbe bei den besten Mustern mehr länger als breit erscheint, um die ver-
hältnißmäßig weit frei liegende Architrave besser unterstützen zu können.
Die gesteigerten Maaße späterer Zeit veranlaßten feinere Gliederungen,
und daher mußten diese ebenfalls durch Abwässerung von dem Drucke
des Architravs befreit werden.

Der Architrav, dazu bestimmt, die einzeln stehenden Säulen, oder
anch Pfeiler, unter sich und mit den Mauern zu vereinigen, bedurfte
keiner andern Form, als der eines länglich - viereckigen Blockes, welcher,
um seine Tragbarkeit zu erhöhen, höher als breit im O.uerdurchschnitt ge-
macht wnrde. Er bedurfte ferner nichts weiter, als ein stchtbares Zeichen
 
Annotationen