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Josef Weingartner Die frühgotische Malerei Deutschtirols
Kleeblattbögen und den Giebelaufsätzen als auch die Muschelbekrönung in der Mitte sind
Formen eines fortgeschrittenen Stilstadiums. Ebenso zeigt der andersgeformte Thron der
hl. Ursula eine sehr reiche Ornamentierung, von der das Maßwerkband mit den ein-
springenden Nasen und kreuzblumenartigen Ansätzen unmittelbar über den Nimben be-
sonders interessant ist. Dieses Ornament wird nämlich auch in den deutschtirolischen
Wandgemälden des frühen XV. Jhs. besonders häufig als Rahmenbesatz verwendet. Auch
die Heiligenscheine sind in Täufers mehrmals verziert, und zwar kehrt auch hier und
ebenso auf der Kirchenwand bei Fig. 25 das gleiche Motiv wieder.
Fig. 24 Täufers, St. Johanniskirche, Wandgemälde
Nicht weniger fortgeschritten zeigt sich bei aller Derbheit die plastische Modellierung
der Einzelfigur. Müssen auch bei einzelnen Köpfen, zumal auf dem St. Ursulabilde, um
Auge und Kinn noch recht derbe Linien die Zeichnung besorgen, so sind andere Gesichter
schon fast durchaus malerisch behandelt. Und auch bei St. Ursula und ihren Begleiterinnen
ist wenigstens das Gewand zwar auch recht grob und schematisch, aber dabei doch aus-
gesprochen plastisch modelliert. Hierher gehört weiterhin die reiche Profilierung am Throne
der hl. Ursula und die perspektivisch-malerische Behandlung der Nimben und ist auch am
Throne die beabsichtigte Verkürzung der Seitenlehnen und damit die Illusion der Raum-
vertiefung am Unvermögen des Malers gescheitert, so verrät doch schon das deutliche
Josef Weingartner Die frühgotische Malerei Deutschtirols
Kleeblattbögen und den Giebelaufsätzen als auch die Muschelbekrönung in der Mitte sind
Formen eines fortgeschrittenen Stilstadiums. Ebenso zeigt der andersgeformte Thron der
hl. Ursula eine sehr reiche Ornamentierung, von der das Maßwerkband mit den ein-
springenden Nasen und kreuzblumenartigen Ansätzen unmittelbar über den Nimben be-
sonders interessant ist. Dieses Ornament wird nämlich auch in den deutschtirolischen
Wandgemälden des frühen XV. Jhs. besonders häufig als Rahmenbesatz verwendet. Auch
die Heiligenscheine sind in Täufers mehrmals verziert, und zwar kehrt auch hier und
ebenso auf der Kirchenwand bei Fig. 25 das gleiche Motiv wieder.
Fig. 24 Täufers, St. Johanniskirche, Wandgemälde
Nicht weniger fortgeschritten zeigt sich bei aller Derbheit die plastische Modellierung
der Einzelfigur. Müssen auch bei einzelnen Köpfen, zumal auf dem St. Ursulabilde, um
Auge und Kinn noch recht derbe Linien die Zeichnung besorgen, so sind andere Gesichter
schon fast durchaus malerisch behandelt. Und auch bei St. Ursula und ihren Begleiterinnen
ist wenigstens das Gewand zwar auch recht grob und schematisch, aber dabei doch aus-
gesprochen plastisch modelliert. Hierher gehört weiterhin die reiche Profilierung am Throne
der hl. Ursula und die perspektivisch-malerische Behandlung der Nimben und ist auch am
Throne die beabsichtigte Verkürzung der Seitenlehnen und damit die Illusion der Raum-
vertiefung am Unvermögen des Malers gescheitert, so verrät doch schon das deutliche