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Josef WeingarTnex Die frühgotische Malerei Deutschtirols

Der reichste Codex der ganzen Gruppe, der, nach einer Initiale zu schließen, für die
Landesfürstin bestimmt war (Cod. 1898 in Wien, Fig. 33), zeigt auch eine ganze Reihe der in
Frankreich so berühmten Drolerien, z. B. Musikanten, einen Greis im Kampfe mit einem
Affen, einen Pfau, musizierende Tiere, eine säugende Mutter usw. Und diese Art der Aus-
schmückung ist letzterhand um so sicherer auf französische Einflüsse zurückzuführen, als
sie in Frankreich schon längst herrschte, in Tirol aber bisher nirgend nachzuweisen ist.
Doch besteht natürlich keine Nötigung, direkte Zusammenhänge mit Frankreich anzu-
nehmen, da ja der französische Stil schon seit geraumer Zeit die gesamte deutsche Buch-



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Fig. 31 Innsbruck, Ferdinandeum, Cod. 1015

illustration beherrschte und daher aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Umwege über
Süddeutschland auch nach Tirol vordrang. Von Interesse ist auch noch, daß unsere Gruppe
allen Anzeichen nach in deutschem Südtirol, und zwar am wahrscheinlichsten im Dominikaner-
kloster in Bozen entstanden ist.
Was sich aus den nächsten Jahrzehnten an Codices aus deutschtirolischen Klöstern er-
halten hat51), zeigt durchaus den französierenden Illustrationsstil (Fig. 34), und zwar nicht nur
in den eigentlichen Miniaturen, sondern auch in der einfachen, mit der Feder gezeichneten
Schreiberornamentik, die sich (vgl. Universitätsbibliothek Cod. to8 vom Jahre 1346) immer

51) Als Beispiel seien erwähnt: Universitätsbibliothek
Innsbruck: Cod. 17, 90, 297 aus Stams; Cod. 283, 298, 289
aus Kloster Schnalstal; Cod. 104 aus Wilten; Cod. 370 (die
jüngeren Miniaturen) aus Kloster Halltal usw. Die Zeit-
bestimmungen Hermanns für diese Codices sind nicht

immer genau. Auch die Miniaturen des Cod. 89, die Her-
mann (S. 150) einem italienischen Maler zuweist, sind
wohl im Lande gemalt worden und zeigen trotz ihrer
Derbheit deutlich den provinziell umgewandelten französi-
schen Stil.
 
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