Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
66

Josef Weingartner. Die frühgotische Malerei Deutschtirols

gehört53), können wir an den schon vollständig plastisch modellierten Gesichtern deutlich
beobachten, wie sich allmählich italienische Elemente mit dem französischen Dekorations-
prinzip vermengen und einen neuen, den hochgotischen Stil vorbereiten.
Für diese weitere Entwicklung, die das ganze XIV. Jh. ausfüllt, haben wir es aber
nicht mehr nötig, uns auf die meist wenig bedeutenden und nur kümmerlich illustrierten
Handschriften zu berufen, da uns ja seit dem zweiten Viertel des Jahrhunderts eine


F'g- 33 Wien, Hofbibliothek, Cod. 1898

ununterbrochene Reihe von umfangreichen und auch künstlerisch hochstehenden Wand-
gemälden erhalten ist. Nur für die Zeit unmittelbar vor und nach 1300 füllt die Miniatur-
malerei bisher eine wirkliche Lücke aus und was uns ihre nähere Untersuchung vor allem
lehrte, ist die wichtige Tatsache, daß um diese Zeit der in Frankreich entstandene neue
gotische Stil die byzantinisierende Richtung auch in Tirol endgültig überwindet. Oder mit
anderen Worten: daß der im XIII. Jh. sich vollziehende und um 1300 vollendete Stil-
wandel in letzter Linie auf die von Frankreich herüberkommenden Einflüsse zurückzu-
führen ist.

52) Hermann (S. 188) setzt ihn in die erste Hälfte des Jahrhunderts.
 
Annotationen