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Josef Weingartner Die friihgotische Malerei Deutschtirols
sionale Berge, deren Form aber ausgesprochen italienisch ist. Ein paar Jahrzehnte später,
z. B. im Dreikönigenbild an der St. Valentinskirche bei Seis, schließen sich Szenen und
Landschaft schon zu einem einheitlichen Raumbild zusammen, dabei ist aber die For-
mation der Landschaft derart an die italienische Malerei angenähert, daß sogar Braune,
der sonst die These vom südlichen Einfluß scharf bekämpft, an eine direkte Herübernahme
denkt56).
Direkt nachweisen läßt sich endlich eine derartige Herübernahme bei einem um
1400 g'emalten neuentdeckten Bilderzyklus in Bozen, wo aus den Werken Giottos einzelne
Fig. 40 St. Helena bei Deutschnofen, Evangelistenbild
Motive entlehnt würden, und zwar bis aufs kleinste Detail57). Auch die Stamser Altartafel,
deren unmittelbaren Zusammenhang mit italienischen Vorbildern Semper nachgewiesen hat,
muß hier erwähnt werden5S).
Das Gesagte mag zur Erhärtung der Tatsache genügen, daß der unleugbare italienische
Einschlag in der hochgotischen Malerei Deutschtirols kein unvermittelt auftretendes Phä-
nomen ist, sondern nur der besonders energischen Steigerung eines bereits seit Jahrzehnten
andauernden Assimilierungsprozesses zuzuschreiben ist. Damit ist aber auch unsere Aufgabe
erfüllt und der organische Zusammenhang der frühgotischen Malerei Deutschtirols nicht nur
5G) Zeitschrift des Ferdinandeums, 1906, S. 87. essanten Bilder einen Aufsatz vorbereitet.
57) Den Hinweis auf diese Tatsache verdanke ich 53) Zeitschrift des Ferdinandeums, 1906, S. 373.
meinem Freunde Dr. Jos. Garber, der über die inter-
Josef Weingartner Die friihgotische Malerei Deutschtirols
sionale Berge, deren Form aber ausgesprochen italienisch ist. Ein paar Jahrzehnte später,
z. B. im Dreikönigenbild an der St. Valentinskirche bei Seis, schließen sich Szenen und
Landschaft schon zu einem einheitlichen Raumbild zusammen, dabei ist aber die For-
mation der Landschaft derart an die italienische Malerei angenähert, daß sogar Braune,
der sonst die These vom südlichen Einfluß scharf bekämpft, an eine direkte Herübernahme
denkt56).
Direkt nachweisen läßt sich endlich eine derartige Herübernahme bei einem um
1400 g'emalten neuentdeckten Bilderzyklus in Bozen, wo aus den Werken Giottos einzelne
Fig. 40 St. Helena bei Deutschnofen, Evangelistenbild
Motive entlehnt würden, und zwar bis aufs kleinste Detail57). Auch die Stamser Altartafel,
deren unmittelbaren Zusammenhang mit italienischen Vorbildern Semper nachgewiesen hat,
muß hier erwähnt werden5S).
Das Gesagte mag zur Erhärtung der Tatsache genügen, daß der unleugbare italienische
Einschlag in der hochgotischen Malerei Deutschtirols kein unvermittelt auftretendes Phä-
nomen ist, sondern nur der besonders energischen Steigerung eines bereits seit Jahrzehnten
andauernden Assimilierungsprozesses zuzuschreiben ist. Damit ist aber auch unsere Aufgabe
erfüllt und der organische Zusammenhang der frühgotischen Malerei Deutschtirols nicht nur
5G) Zeitschrift des Ferdinandeums, 1906, S. 87. essanten Bilder einen Aufsatz vorbereitet.
57) Den Hinweis auf diese Tatsache verdanke ich 53) Zeitschrift des Ferdinandeums, 1906, S. 373.
meinem Freunde Dr. Jos. Garber, der über die inter-