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Betty Kurth Über den Einfluß der Wolgemut-Werkstatt im östlichen Siiddeutschland
Komposition Wolgemuts, die in schichtenförmig hintereinander gereihte, parallel zur Bild-
ebene gelegte Flächen gezwängt ist, einen wesentlichen Fortschritt durch die aufgelockerte
Räumlichkeit, deren größerer Tiefeneindruck durch die schräg zum Bildfeld angeordneten
Hauptfiguren bestimmt wird.
Auch diese Beobachtung entscheidet in dem bereits dargelegten Sinne über die chrono-
logische Abfolge der beiden Altarwerke.
Daß der Einfluß der Wolgemut-Schule in Österreich auch noch nach dem Jahre 1500 an
Fig. 55 Kreuzigung _Cliristi. Wien, Schottenstift
Wirksamkeit nicht eingebüßt hat, beweist schließlich ein österreichisches Tafelbild mit der
Anbetung der Könige in der Stiftsgalerie zu Klosterneuburg (Fig. 6i)5G).
Überzeugend lehrt der Vergleich dieses Bildes mit Wolgemuts Dreikönigs-Altar in
St. Lorenz, der aus dem Anfang der Sechzigerjahre des XV. Jhs. stammt (Fig. 62J57), .wie
tiefgehend und dauernd die österreichische Durchschnittsproduktion von der Nürnberger
Kunst befruchtet wurde. Die Klosterneuburger Tafel ist bei weitem später entstanden. Darauf
weisen neben kostümlichen Details die vorgeschrittene Licht- und Schattenbehandlung,
die Aufwendung von Beleuchtungseffekten zur Steigerung der farbigen Kontrastwirkung,
56) Vgl. Carl Drexler und Camillo List, Tafelbilder Taf. XVI.
aus dem Museum des Stiftes Klosterneuburg, Wien; s. a. 57) Abraham, op. cit., pag. 64.
Betty Kurth Über den Einfluß der Wolgemut-Werkstatt im östlichen Siiddeutschland
Komposition Wolgemuts, die in schichtenförmig hintereinander gereihte, parallel zur Bild-
ebene gelegte Flächen gezwängt ist, einen wesentlichen Fortschritt durch die aufgelockerte
Räumlichkeit, deren größerer Tiefeneindruck durch die schräg zum Bildfeld angeordneten
Hauptfiguren bestimmt wird.
Auch diese Beobachtung entscheidet in dem bereits dargelegten Sinne über die chrono-
logische Abfolge der beiden Altarwerke.
Daß der Einfluß der Wolgemut-Schule in Österreich auch noch nach dem Jahre 1500 an
Fig. 55 Kreuzigung _Cliristi. Wien, Schottenstift
Wirksamkeit nicht eingebüßt hat, beweist schließlich ein österreichisches Tafelbild mit der
Anbetung der Könige in der Stiftsgalerie zu Klosterneuburg (Fig. 6i)5G).
Überzeugend lehrt der Vergleich dieses Bildes mit Wolgemuts Dreikönigs-Altar in
St. Lorenz, der aus dem Anfang der Sechzigerjahre des XV. Jhs. stammt (Fig. 62J57), .wie
tiefgehend und dauernd die österreichische Durchschnittsproduktion von der Nürnberger
Kunst befruchtet wurde. Die Klosterneuburger Tafel ist bei weitem später entstanden. Darauf
weisen neben kostümlichen Details die vorgeschrittene Licht- und Schattenbehandlung,
die Aufwendung von Beleuchtungseffekten zur Steigerung der farbigen Kontrastwirkung,
56) Vgl. Carl Drexler und Camillo List, Tafelbilder Taf. XVI.
aus dem Museum des Stiftes Klosterneuburg, Wien; s. a. 57) Abraham, op. cit., pag. 64.