Hans HeübacH Die Hamburger Malerei unter Meister Bertram und ihre Beziehungen Zu Böhmen
I 15
Fig. 67 Grabower Altar, Innenseite des rechten Außenflügels
stilisierte Blätter gebildet, doch mit dem wohlgelungenen Eindruck einer kugeligen Blätter-
masse und in durchaus natürlicher Farbe. Stellenweise sind durch die Art der Blattbildung
die verschiedenen Baumgattungen angedeutet, so z. B. auf der „Verwarnung“ und dem
„Sündenfall“ (Fig. 66).
Auch an der Formgebung der Architekturen kommt die beobachtete Gesetzlichkeit
von Bertrams Formensprache sehr zur Geltung. Man hat den Gesamteindruck dieser Formen
in das Urteil zusammengefaßt, es seien, im Gegensätze zu anderen deutschen Schulen, Stein-
architekturen nachgeahmt. Das ist gewiß richtig. Wichtiger ist jedoch die Frage, warum der
Meister gerade zu diesen Formen gegriffen hat. Der Grund mag wohl der gewesen sein, daß er
hier, in der Steinarchitektur, die seinen Absichten entsprechenden klaren kubischen Formen
fand. Solche plastische Klarheit und greifbare Raumwirkung vermögen die Architekturen
I 15
Fig. 67 Grabower Altar, Innenseite des rechten Außenflügels
stilisierte Blätter gebildet, doch mit dem wohlgelungenen Eindruck einer kugeligen Blätter-
masse und in durchaus natürlicher Farbe. Stellenweise sind durch die Art der Blattbildung
die verschiedenen Baumgattungen angedeutet, so z. B. auf der „Verwarnung“ und dem
„Sündenfall“ (Fig. 66).
Auch an der Formgebung der Architekturen kommt die beobachtete Gesetzlichkeit
von Bertrams Formensprache sehr zur Geltung. Man hat den Gesamteindruck dieser Formen
in das Urteil zusammengefaßt, es seien, im Gegensätze zu anderen deutschen Schulen, Stein-
architekturen nachgeahmt. Das ist gewiß richtig. Wichtiger ist jedoch die Frage, warum der
Meister gerade zu diesen Formen gegriffen hat. Der Grund mag wohl der gewesen sein, daß er
hier, in der Steinarchitektur, die seinen Absichten entsprechenden klaren kubischen Formen
fand. Solche plastische Klarheit und greifbare Raumwirkung vermögen die Architekturen