Hans Heubacii Die Hamburger Malerei unter Meister Bertram und ihre Beziehungen zu Böhmen 14t
Fig. 81 Paris, Musee des arts djcoratifs, Einzug in Jerusalem
In derselben Richtung ist die Erklärung für die merkliche Veränderung der Gesichter
zu suchen. Wenn auch die Grundzüge meist, nicht immer, ganz bertramisch sind, so ist
doch auch hier eine ganz bestimmte Abwandlung der Oberflächenbehandlung zu spüren.
Bei Bertram hatten wir die scharfe Scheidung der Teile des Gesichtes festgestellt, die sich
an den Übergangsstellen von Auge, Wange und Nase besonders bemerkbar macht. Hier
findet im Gegenteil eine weiche Verschmelzung statt. In dem Augenwinkel liegt ein
weicher unbestimmter Schatten, der alle Grenzlinien verwischt. Derselben Umformung
unterliegt das ganze Gesicht. Stärker veränderte Formen haben die Frauenköpfe aufzu-
weisen. Bei ihnen kommt eine Zuspitzung des Untergesichtes hinzu, unterstützt durch die
Haartracht. Doch bleiben die Ohren noch verdeckt. Es ist derselbe Vorgang, der später
bei Meister Francke zu erörtern ist. Zugleich muß festgestellt werden, daß er anders
erscheint als beim Buxtehuder Altar. Hier kam zwar Ähnliches vor, doch war die Ver-
kleinerung und Bereicherung das Ausschlaggebende.
Die Farben sind im Zusammenhang mit den eben gemachten Beobachtungen von
großer Bedeutung. Sie sind ganz anders als auf dem Grabower Altar. Das dunkle, warme
Blau dort ist hier einem kühleren, helleren Ton gewichen. Ebenso ist das Karminrot hier
zu einem helleren, kalten Rosa geworden. Dem entspricht die Veränderung der anderen
Farben. Sie ergeben zusammen eine Farbstimmung, wie sie uns aus späterer Zeit geläufig
Fig. 81 Paris, Musee des arts djcoratifs, Einzug in Jerusalem
In derselben Richtung ist die Erklärung für die merkliche Veränderung der Gesichter
zu suchen. Wenn auch die Grundzüge meist, nicht immer, ganz bertramisch sind, so ist
doch auch hier eine ganz bestimmte Abwandlung der Oberflächenbehandlung zu spüren.
Bei Bertram hatten wir die scharfe Scheidung der Teile des Gesichtes festgestellt, die sich
an den Übergangsstellen von Auge, Wange und Nase besonders bemerkbar macht. Hier
findet im Gegenteil eine weiche Verschmelzung statt. In dem Augenwinkel liegt ein
weicher unbestimmter Schatten, der alle Grenzlinien verwischt. Derselben Umformung
unterliegt das ganze Gesicht. Stärker veränderte Formen haben die Frauenköpfe aufzu-
weisen. Bei ihnen kommt eine Zuspitzung des Untergesichtes hinzu, unterstützt durch die
Haartracht. Doch bleiben die Ohren noch verdeckt. Es ist derselbe Vorgang, der später
bei Meister Francke zu erörtern ist. Zugleich muß festgestellt werden, daß er anders
erscheint als beim Buxtehuder Altar. Hier kam zwar Ähnliches vor, doch war die Ver-
kleinerung und Bereicherung das Ausschlaggebende.
Die Farben sind im Zusammenhang mit den eben gemachten Beobachtungen von
großer Bedeutung. Sie sind ganz anders als auf dem Grabower Altar. Das dunkle, warme
Blau dort ist hier einem kühleren, helleren Ton gewichen. Ebenso ist das Karminrot hier
zu einem helleren, kalten Rosa geworden. Dem entspricht die Veränderung der anderen
Farben. Sie ergeben zusammen eine Farbstimmung, wie sie uns aus späterer Zeit geläufig