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Hans Heubach t)ie Hamburger Malerei unter Meister Bertram und ihre Beziehungen zu Böhmeti
Fig. 82 Paris, Musee des arts decoratifs, Fußwaschung
ist. Es sind die kühlen, oft süßlichen Farben der niederdeutschen Malerei in den ersten
Jahrzehnten des XV. Jhs. Darin gehen die Tafeln also entschieden weit über den Grabower
Altar hinaus.
Faßt man diese Beobachtungen alle zusammen, so kommt man zu dem Schlüsse, daß
an der engen Beziehung der Pariser Tafeln zur Hamburger Malerei nicht zu zweifeln ist.
An Bertram selbst ist nicht zu denken; dies wurde ja auch nie behauptet. Welcher Art
die Beziehungen sind, läßt sich nicht so leicht beantworten. An Fälschung möchte ich nicht
denken. Sie würde eine 1861 (oder gar noch früher) schwerlich vorhandene Kenntnis der
einschlägigen Denkmäler voraussetzen und als Spekulation nicht verständlich sein. Aber
an eine Verfälschung könnte sehr wohl gedacht werden, d. h. eine ganz naive Restaurierung
im Sinne eines bestimmten —• nämlich des „kölnischen“ — Stils, um die ursprünglichen
Härten des bertramischen Stils zu mildern. Die stilistische Erscheinung kommt mir aber
doch organisch genug vor, um die verändernde Wirkung der Herstellung auf ein Maß
zurückzuführen, das der Forschung keinen Eintrag tut. Man hat sich etwa vorzustellen,
daß der Meister, dessen Können ziemlich gering ist, den Grabower Altar und andere Ham-
burger Kompositionen kannte und aus irgend einem Grunde auf sie angewiesen war, daß
er aber später gewirkt haben muß, weil er mit den Aug-en einer viel jüngeren Generation
sieht, und zwar einer Generation, die noch über den Buxtehuder Altar und die Außenseiten
Hans Heubach t)ie Hamburger Malerei unter Meister Bertram und ihre Beziehungen zu Böhmeti
Fig. 82 Paris, Musee des arts decoratifs, Fußwaschung
ist. Es sind die kühlen, oft süßlichen Farben der niederdeutschen Malerei in den ersten
Jahrzehnten des XV. Jhs. Darin gehen die Tafeln also entschieden weit über den Grabower
Altar hinaus.
Faßt man diese Beobachtungen alle zusammen, so kommt man zu dem Schlüsse, daß
an der engen Beziehung der Pariser Tafeln zur Hamburger Malerei nicht zu zweifeln ist.
An Bertram selbst ist nicht zu denken; dies wurde ja auch nie behauptet. Welcher Art
die Beziehungen sind, läßt sich nicht so leicht beantworten. An Fälschung möchte ich nicht
denken. Sie würde eine 1861 (oder gar noch früher) schwerlich vorhandene Kenntnis der
einschlägigen Denkmäler voraussetzen und als Spekulation nicht verständlich sein. Aber
an eine Verfälschung könnte sehr wohl gedacht werden, d. h. eine ganz naive Restaurierung
im Sinne eines bestimmten —• nämlich des „kölnischen“ — Stils, um die ursprünglichen
Härten des bertramischen Stils zu mildern. Die stilistische Erscheinung kommt mir aber
doch organisch genug vor, um die verändernde Wirkung der Herstellung auf ein Maß
zurückzuführen, das der Forschung keinen Eintrag tut. Man hat sich etwa vorzustellen,
daß der Meister, dessen Können ziemlich gering ist, den Grabower Altar und andere Ham-
burger Kompositionen kannte und aus irgend einem Grunde auf sie angewiesen war, daß
er aber später gewirkt haben muß, weil er mit den Aug-en einer viel jüngeren Generation
sieht, und zwar einer Generation, die noch über den Buxtehuder Altar und die Außenseiten