17° Hans Heubach Die Hamburger Malerei unter Meister Bertram und ihre Beziehungen zu Böhmen
So darf man wohl annehmen, daß mit Beginn des XV. Jhs., als in Deutschland eine
allgemeine Wandlung von einer plastischen zu einer malerischen Formauffassung eintrat,
die französische Kunst des ausgehenden XIV. und des beginnenden XV. Jhs. vorbildlich
und unmittelbar, nicht mehr wie früher auf dem Umweg über Böhmen wirksam wurde.
Sie bleibt bis ins dritte Jahrzehnt des Jahrhunderts für die deutsche Malerei richtunggebend.
Schließlich muß auch ihr Einfluß bei einer neuerlichen Änderung des Kunstwollens be-
deutungslos werden. Auf sie geht in letzter Linie die neue Formensprache Franckes zurück,
womit natürlich keineswegs behauptet werden soll, daß Francke seinen Stil unmittelbar
von der französischen Kunst her bekommen habe. Die nächsten Quellen seines Stiles nach-
zuweisen, geht aber bereits über unsere Aufgabe hinaus.
Und derselben Kraft, welche die Erscheinung von Franckes Kunst herbeiführte, ver-
dankt man die allmähliche Auflösung des alten plastischen Stiles in der Hamburger Malerei.
Daß diese Schule damit einen eigentümlichen Vorgang kunstgeschichtlichen Geschehens
veranschaulicht, darin liegt eine Bedeutung, die neben ihrem rein künstlerischen Wert nicht
übersehen werden darf.121)
I21) Die Abbildungen Fig. 64 bis 71, 73 und Tafel IX bis XVIII sind nach Aufnahmen von Dr. F. Stoedtner
hergestellt worden.
Fig. 85 Hohenfurth, Stiftsgalerie, Heilslegende,
Ausschnitt aus der Beweinung Christi
So darf man wohl annehmen, daß mit Beginn des XV. Jhs., als in Deutschland eine
allgemeine Wandlung von einer plastischen zu einer malerischen Formauffassung eintrat,
die französische Kunst des ausgehenden XIV. und des beginnenden XV. Jhs. vorbildlich
und unmittelbar, nicht mehr wie früher auf dem Umweg über Böhmen wirksam wurde.
Sie bleibt bis ins dritte Jahrzehnt des Jahrhunderts für die deutsche Malerei richtunggebend.
Schließlich muß auch ihr Einfluß bei einer neuerlichen Änderung des Kunstwollens be-
deutungslos werden. Auf sie geht in letzter Linie die neue Formensprache Franckes zurück,
womit natürlich keineswegs behauptet werden soll, daß Francke seinen Stil unmittelbar
von der französischen Kunst her bekommen habe. Die nächsten Quellen seines Stiles nach-
zuweisen, geht aber bereits über unsere Aufgabe hinaus.
Und derselben Kraft, welche die Erscheinung von Franckes Kunst herbeiführte, ver-
dankt man die allmähliche Auflösung des alten plastischen Stiles in der Hamburger Malerei.
Daß diese Schule damit einen eigentümlichen Vorgang kunstgeschichtlichen Geschehens
veranschaulicht, darin liegt eine Bedeutung, die neben ihrem rein künstlerischen Wert nicht
übersehen werden darf.121)
I21) Die Abbildungen Fig. 64 bis 71, 73 und Tafel IX bis XVIII sind nach Aufnahmen von Dr. F. Stoedtner
hergestellt worden.
Fig. 85 Hohenfurth, Stiftsgalerie, Heilslegende,
Ausschnitt aus der Beweinung Christi