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Cornelio Budinich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
I 2
Fig. 4 Barbana
Bottonega. Das kleine, von den Alten Bo-
tegla, nach Kandier7) Buttenilla, Buttenegla,
jetzt Bottonega genannte Dörflein, besitzt ein
Friedhofkirchlein, in welchem ich noch im
Herbste des Jahres 1909 nach Entfernung der
obersten Tünchschichten Reste mittelalterlicher
Wandmalereien zutage brachte.
Die Kirche bestand schon im Mittelalter. Sie
bildet im Grundriß ein Rechteck von 4’57 X 7T5 m
mit anstoßender kleinen Apsis. Die Fassade ist
höchst einfach, mit einer Erhöhung in der Mitte,
von zwei für die Glocken bestimmten fenster-
artigen Öffnungen durchbrochen. Das Ganze ist
ein schlichter Bau in dem ortsüblichen Stein-
mauerwerk von gar keiner architektonischen Be-
deutung.
Nach der mühevollen Entfernung der Tünch-
schichten ergab sich, daß sämtliche Wände ur-
sprünglich mit freskoartiger Malerei überdeckt
waren. Die Seitenwände waren in mehrere recht-
eckige Felder geteilt, deren Bildflächen mittels
zirka 12 cm breiten, nach verschiedenem Muster
dekorierten Streifen voneinander getrennt sind.
Die lichte Höhe der Felder der rechten Wand be-
trägt TI7 in, während an der linken Wand die Felder
1'09 m, an der Frontwand 1-40 m hoch waren.
Sowohl dieser Umstand als auch die Verschieden¬
schrägen Flächen, gegen welche die herumgehenden
Profile sich anlaufen, sind ganz nordisch. Das runde
Seitenfensterchen ist dagegen echt venetianisch
umrahmt.
Inwendig fand ich noch einige Spuren von
alten Wandmalereien6). Es kamen, nachdem es mir
gelungen war, einige Tünchschichten zu entfernen,
an der rechten Wand Teile mehrerer Figuren zum
Vorschein, darunter, speziell interessant, eine Hei-
ligenfigur an der inneren Leibung des engen spitz-
bogigen Fensterchens. Es wäre wohl der Mühe
wert, alle übrigen Wände in dieser Beziehung zu
durchforschen und die zutage tretenden Malereien
mit den anderen in Istrien vorkommenden Malereien
zu vergleichen.
Interessant und bekannt, hauptsächlich aus Ca-
prins Werken, ist im Dom zu Barbana ein gotisches
Tabernakel: eine schöne, echt venetianische, reich
verzierte, seinerzeit vergoldete Arbeit, ähnlich jenen
in Parenzo, in Castelnuovo—Boccadarsia und in
Mormorano.
6) Solche Spuren waren schon vor Jahren sichtbar
(1893), denn es werden dieselben erwähnt bei M. Tamaro:
Le cittä e le castella dell’ Istria, II. Bd., pag, 687.
1
:-5-55-»J
Fig. 5 Barbana
7; Dott. Pietro Kandier: Notizie storiche di Mon-
tana, Trieste 1875, pag. 9.
Cornelio Budinich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
I 2
Fig. 4 Barbana
Bottonega. Das kleine, von den Alten Bo-
tegla, nach Kandier7) Buttenilla, Buttenegla,
jetzt Bottonega genannte Dörflein, besitzt ein
Friedhofkirchlein, in welchem ich noch im
Herbste des Jahres 1909 nach Entfernung der
obersten Tünchschichten Reste mittelalterlicher
Wandmalereien zutage brachte.
Die Kirche bestand schon im Mittelalter. Sie
bildet im Grundriß ein Rechteck von 4’57 X 7T5 m
mit anstoßender kleinen Apsis. Die Fassade ist
höchst einfach, mit einer Erhöhung in der Mitte,
von zwei für die Glocken bestimmten fenster-
artigen Öffnungen durchbrochen. Das Ganze ist
ein schlichter Bau in dem ortsüblichen Stein-
mauerwerk von gar keiner architektonischen Be-
deutung.
Nach der mühevollen Entfernung der Tünch-
schichten ergab sich, daß sämtliche Wände ur-
sprünglich mit freskoartiger Malerei überdeckt
waren. Die Seitenwände waren in mehrere recht-
eckige Felder geteilt, deren Bildflächen mittels
zirka 12 cm breiten, nach verschiedenem Muster
dekorierten Streifen voneinander getrennt sind.
Die lichte Höhe der Felder der rechten Wand be-
trägt TI7 in, während an der linken Wand die Felder
1'09 m, an der Frontwand 1-40 m hoch waren.
Sowohl dieser Umstand als auch die Verschieden¬
schrägen Flächen, gegen welche die herumgehenden
Profile sich anlaufen, sind ganz nordisch. Das runde
Seitenfensterchen ist dagegen echt venetianisch
umrahmt.
Inwendig fand ich noch einige Spuren von
alten Wandmalereien6). Es kamen, nachdem es mir
gelungen war, einige Tünchschichten zu entfernen,
an der rechten Wand Teile mehrerer Figuren zum
Vorschein, darunter, speziell interessant, eine Hei-
ligenfigur an der inneren Leibung des engen spitz-
bogigen Fensterchens. Es wäre wohl der Mühe
wert, alle übrigen Wände in dieser Beziehung zu
durchforschen und die zutage tretenden Malereien
mit den anderen in Istrien vorkommenden Malereien
zu vergleichen.
Interessant und bekannt, hauptsächlich aus Ca-
prins Werken, ist im Dom zu Barbana ein gotisches
Tabernakel: eine schöne, echt venetianische, reich
verzierte, seinerzeit vergoldete Arbeit, ähnlich jenen
in Parenzo, in Castelnuovo—Boccadarsia und in
Mormorano.
6) Solche Spuren waren schon vor Jahren sichtbar
(1893), denn es werden dieselben erwähnt bei M. Tamaro:
Le cittä e le castella dell’ Istria, II. Bd., pag, 687.
1
:-5-55-»J
Fig. 5 Barbana
7; Dott. Pietro Kandier: Notizie storiche di Mon-
tana, Trieste 1875, pag. 9.