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Cornei.io Budin ich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten

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Fig. 7 Bottonega

heiten im künstlerischen Werte
der einzelnen Bilder lassen ver-
muten, daß nicht alle Bilder ge-
nau aus derselben Zeit und noch
weniger von derselben Hand
stammen. Die schlechtesten, mit
kindisch mittelalterlicher Phan-
tasie konzipierten, schlecht ge-
zeichneten und gemalten Teile
sind die Darstellungen des Teu-
fels und des Todes, welche an
der Ecke zwischen Frontwand
und der linken Längswand sich
befinden. Besser sind die Pas-
sionsszenen an der rechten
Wand, und zwar sowohl Pila-
tus, der sich die Hände wäscht
(Fig. 10), die Kreuzigung und
die Grablegung als auch die
Auferstehung an der Front-
wand rechts.
Von größerem Werte an der
ganzen Dekoration dieses kleinen Kirchleins ist jedoch
die Bemalung der Apsis (Fig. 7, 8, 9 und 11). Über
einem Sockel von 75 cm Höhe ist nach mühevoller
Entfernung der Tünchschichten eine Reihe von zwölf
gemalten spitzbogigen Nischen zum Vorschein ge-
kommen. Jede Nische enthält eine Apostelgestalt und
ist 1 10 »»hoch. Die Nischenreihe wird oben von einem
12 in hohen Streifen begrenzt, auf welchem die Halb-
kuppel sich erhebt. Die vier Evangelisten in der ge-
wöhnlichen Tiergestalt schmücken die Halbkuppel


Fig. 6. Barbana
rechts und links, während der mittlere Teil wahrschein-
lich durch eine ganze Gestalt geschmückt war, welche

noch nicht zum Vorschein gekommen ist. Die ganze
Apsisdekoration ist sehr gut konzipiert und die ge-
malte architektonische Gliederung paßt sehr gut zur
Form und zu den Dimensionen der Apsiswände. Die
rhythmische Wiederholung der stehenden Gestalten,
jede mit einem Buch in der Hand und jede in der-
selben Stellung und die interessante Bemalung der
Halbkuppel mögen ursprünglich diese Apsis zu einem
effektvollen Ganzen gestaltet haben.
Die architektonische Gliederung der bemalten
Nischen ist auch für die Datierung dieser Male-
reien wichtig, denn die darin gebrauchten Formen
haben den bekannten spätgotischen Charakter, der
in Istrien im XV. Jh. üblich war. Die Gemälde
gehören ohne Zweifel einer istrianischen Lokal-
schule an.
Die k. k. Zentralkommission hat vor allem die
bauliche Restaurierung der Kirche in Aussicht ge-
nommen und zu diesem Zweck einen Betrag von
1400 Kronen aus dem Religionsfonds erwirkt8).
Capodistria. Der architektonische Charakter
der Stadt wird beinahe gänzlich vom venetianischen
Spitzbogenstil bestimmt. Dies gilt nicht nur von
den bekannteren öffentlichen Gebäuden der Stadt,
sondern auch von den bescheideneren Privat-
häusern, wo man öfters einzelne oder gekuppelte,
mit den eselsrückenförmigen Spitzbogen ver-

8) Man sehe: Mitteilungen der k. k. Zentral-Kom-
mission für Denkmalpflege 1911, pag. 64 u. 617. Die Re-
staurierung dieses Baues ist unterdessen ausgeführt worden.
 
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