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Cornet.io Budinich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
Fig. 8 Bottonega
sehene, ganz venetianisch profilierte Fensterumrah-
mungen findet.
Diese venetianische spitzbogige Architektur läßt
jedoch meistens die allgemeinen Charakterzüge des
istrianischen Profanbaues leicht durchscheinen: die
Vorliebe für mit kurzen, fast würfelförmigen Quadern
überzogene Fassaden, die Holzgesimse, die ausladen-
den Stockwerke, die aus der Fassade senkrecht
auskragenden durchlöcherten Steine sind charak-
teristische Motive, welche in istrianischen Häusern
schon in vorgotischer Zeit, aber auch in der Renais-
sanceepoche noch vorkommen. Bei manchen dieser
Häuser sind einzelne dieser Motive in höchst inter-
essanter Ausdrucksweise zu beobachten, so in einem
alten Hause in Piazza S. Pietro (Fig. 12), bei an-
deren dagegen herrscht der allgemein venetianische
Charakter vor, welcher die lokaleren Charakterzüge
in den Hintergrund rücken läßt. Es dominieren bei
solchen Bauten die „Pergoli“ an den Fassadenecken,
die Überbrückungen von Straßen, der Quaderbau
ist manchmal durch den Ziegelrohbau ersetzt. Alle
diese Motive sowie die kapriziös gegliederten und
geformten Kamine erinnern sehr an venetianische
Bauart und bieten auch bei den bescheideneren
Bauten, sogar in den engsten Gäßchen, höchst inter-
essante perspektivische Durchsichten.
An alt-istrianischen Quaderbau, an venetianische
Gotik und hauptsächlich an oberitalienischen Ziegel-
rohbau erinnert stark eine schöne kleine Kirche,
welche eine malerische Zierde des Capodistrianer
Brolo bildet; ich meine das Kirchlein S. Gia-
como (Fig. 13, 14 und 15). Der Spitzbogen kommt
hier an der Lünette des Eingangs-
tores, an den beiden Fenstern der
Fassade und an den gekuppelten
Fenstern des Türmchens in seiner
konstruktiveren, nicht in der spe-
ziell venetianischen geschneppten
Form vor. Nur an den Bogen
zwischen den Konsolen des Turmes
ist die venetianische geschneppte
Form und auch hier in kaum aus-
gesprochener Weise zu treffen. So-
wohl an den Seitenfassaden als
auch im Innern ist nichts Be-
merkenswertes erhalten geblieben.
Von der bekannten Fassade des
Capodistrianer Domes gebe ich in
Fig. 16 den oberen Teil des Ein-
gangstores, wo das echt Venetia-
nische der ganzen Konzeption klar
zum Ausdruck gelangt. Es ist dies
ein imjahre 1453 errichtetes Werk9).
Cepich. Auf dem Wege vom Schloß Bellai
nach Chersano fesselten die ungemein malerisch
Cornet.io Budinich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
Fig. 8 Bottonega
sehene, ganz venetianisch profilierte Fensterumrah-
mungen findet.
Diese venetianische spitzbogige Architektur läßt
jedoch meistens die allgemeinen Charakterzüge des
istrianischen Profanbaues leicht durchscheinen: die
Vorliebe für mit kurzen, fast würfelförmigen Quadern
überzogene Fassaden, die Holzgesimse, die ausladen-
den Stockwerke, die aus der Fassade senkrecht
auskragenden durchlöcherten Steine sind charak-
teristische Motive, welche in istrianischen Häusern
schon in vorgotischer Zeit, aber auch in der Renais-
sanceepoche noch vorkommen. Bei manchen dieser
Häuser sind einzelne dieser Motive in höchst inter-
essanter Ausdrucksweise zu beobachten, so in einem
alten Hause in Piazza S. Pietro (Fig. 12), bei an-
deren dagegen herrscht der allgemein venetianische
Charakter vor, welcher die lokaleren Charakterzüge
in den Hintergrund rücken läßt. Es dominieren bei
solchen Bauten die „Pergoli“ an den Fassadenecken,
die Überbrückungen von Straßen, der Quaderbau
ist manchmal durch den Ziegelrohbau ersetzt. Alle
diese Motive sowie die kapriziös gegliederten und
geformten Kamine erinnern sehr an venetianische
Bauart und bieten auch bei den bescheideneren
Bauten, sogar in den engsten Gäßchen, höchst inter-
essante perspektivische Durchsichten.
An alt-istrianischen Quaderbau, an venetianische
Gotik und hauptsächlich an oberitalienischen Ziegel-
rohbau erinnert stark eine schöne kleine Kirche,
welche eine malerische Zierde des Capodistrianer
Brolo bildet; ich meine das Kirchlein S. Gia-
como (Fig. 13, 14 und 15). Der Spitzbogen kommt
hier an der Lünette des Eingangs-
tores, an den beiden Fenstern der
Fassade und an den gekuppelten
Fenstern des Türmchens in seiner
konstruktiveren, nicht in der spe-
ziell venetianischen geschneppten
Form vor. Nur an den Bogen
zwischen den Konsolen des Turmes
ist die venetianische geschneppte
Form und auch hier in kaum aus-
gesprochener Weise zu treffen. So-
wohl an den Seitenfassaden als
auch im Innern ist nichts Be-
merkenswertes erhalten geblieben.
Von der bekannten Fassade des
Capodistrianer Domes gebe ich in
Fig. 16 den oberen Teil des Ein-
gangstores, wo das echt Venetia-
nische der ganzen Konzeption klar
zum Ausdruck gelangt. Es ist dies
ein imjahre 1453 errichtetes Werk9).
Cepich. Auf dem Wege vom Schloß Bellai
nach Chersano fesselten die ungemein malerisch