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Cornelio Budinich Spitzhogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
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gotisch profilierte, oben segmentförmig abgeschlos-
sene Tür und durch zwei fast quadratische Seiten-
fenster durchbrochen (Fig. 27) und durch eine für
die Glocke bestimmte mittlere Erhöhung bekrönt.
Je ein kleines spitzbogiges Fensterchen dekoriert
die zwei Seitenfassaden und dient zur besseren Be-
leuchtung des Innern. Das Gesims der zwei Seiten-
fassaden bestellt aus durch Steinkonsolen (Fig. 28)
gestützten Steinplatten. Als Deckungsmaterial für das
Kirchenschiff sind Steinplatten angewendet worden.
An der Fassade des graziösen kleinen Baues
ist eine in den Stein eingemeißelte Inschrift ange-
bracht, von welcher ich einen Abklatsch genommen
habe. Figur 29 zeigt eine Photographie der Licht-
pause des genannten Abklatsches, aus welcher fol-
gendes zu entnehmen ist:
A(n)no- d(omini). M''. CCCC'. XX'\ V.°.
die, V". augnsti. (cori)sec(ra)ta.
e{st) . h(aec). ecc(lesi)a. S(anctae'). M(ariae).
V(irginis). p(er). dfominum). Gregoirium)
ep{iscopu)m. pettenfensem).: e(sf). petriiis). fu(n)-
dator
betacic(ius ?) dento qui (?) op(er)a. facta
Die letzte Zeile ist schwer zu entziffern. Fest-
gestellt bleibt jedenfalls, daß das Kirchlein am
5. August 1425 von Gregor, Bischof von Pedena,
Fig. 20 Docaslelli
geweiht worden ist. Dieser ist jener Gregorio di
Carintia, der nach Kandier10) zwischen den Jahren
1418 und 1427 den bischöflichen Stuhl von Pedena
innehatte. Das Innere des Kirchleins ist höchst ein-
fach. Wie aus dem Grundriß zu entnehmen ist, be-
sitzt das Schiff keine Apsis und wird mit einem
spitzbogigen Tonnengewölbe überdeckt.
Im ganzen genommen haben wir es hier mit
einem der interessantesten alten istrianischen Bau-
werke zu tun. Das Vorhandensein der ma’erischen
Vorhalle, die Einfachheit der angewandten Gewölbe-
form und das Fehlen der polygonalen Apsis zeigen,
daß in diesem Bau nördliche Einflüsse (wenn auch
in dem segmentförmigen Bogen der Eingangstür und
in der Profilierung der Türumrahmung nicht zu ver-
kennen) dennoch nicht zum Siege gelangt sind, und
daß wir es hier mit einem architektonisch durch-
gebildeten echt istrianischen Gebäudetypus zu tun
haben.
2. Bischöfliche Kapelle. Mit ihrer Seiten-
fassade (Fig. 30) gegen den Hauptplatz des Ortes
gewendet, erhebt sich, nur einige Meter vom oben
Fig. 19 Chersano
10) Kandier: L’ Istrir, II, pag. 198.
Cornelio Budinich Spitzhogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
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gotisch profilierte, oben segmentförmig abgeschlos-
sene Tür und durch zwei fast quadratische Seiten-
fenster durchbrochen (Fig. 27) und durch eine für
die Glocke bestimmte mittlere Erhöhung bekrönt.
Je ein kleines spitzbogiges Fensterchen dekoriert
die zwei Seitenfassaden und dient zur besseren Be-
leuchtung des Innern. Das Gesims der zwei Seiten-
fassaden bestellt aus durch Steinkonsolen (Fig. 28)
gestützten Steinplatten. Als Deckungsmaterial für das
Kirchenschiff sind Steinplatten angewendet worden.
An der Fassade des graziösen kleinen Baues
ist eine in den Stein eingemeißelte Inschrift ange-
bracht, von welcher ich einen Abklatsch genommen
habe. Figur 29 zeigt eine Photographie der Licht-
pause des genannten Abklatsches, aus welcher fol-
gendes zu entnehmen ist:
A(n)no- d(omini). M''. CCCC'. XX'\ V.°.
die, V". augnsti. (cori)sec(ra)ta.
e{st) . h(aec). ecc(lesi)a. S(anctae'). M(ariae).
V(irginis). p(er). dfominum). Gregoirium)
ep{iscopu)m. pettenfensem).: e(sf). petriiis). fu(n)-
dator
betacic(ius ?) dento qui (?) op(er)a. facta
Die letzte Zeile ist schwer zu entziffern. Fest-
gestellt bleibt jedenfalls, daß das Kirchlein am
5. August 1425 von Gregor, Bischof von Pedena,
Fig. 20 Docaslelli
geweiht worden ist. Dieser ist jener Gregorio di
Carintia, der nach Kandier10) zwischen den Jahren
1418 und 1427 den bischöflichen Stuhl von Pedena
innehatte. Das Innere des Kirchleins ist höchst ein-
fach. Wie aus dem Grundriß zu entnehmen ist, be-
sitzt das Schiff keine Apsis und wird mit einem
spitzbogigen Tonnengewölbe überdeckt.
Im ganzen genommen haben wir es hier mit
einem der interessantesten alten istrianischen Bau-
werke zu tun. Das Vorhandensein der ma’erischen
Vorhalle, die Einfachheit der angewandten Gewölbe-
form und das Fehlen der polygonalen Apsis zeigen,
daß in diesem Bau nördliche Einflüsse (wenn auch
in dem segmentförmigen Bogen der Eingangstür und
in der Profilierung der Türumrahmung nicht zu ver-
kennen) dennoch nicht zum Siege gelangt sind, und
daß wir es hier mit einem architektonisch durch-
gebildeten echt istrianischen Gebäudetypus zu tun
haben.
2. Bischöfliche Kapelle. Mit ihrer Seiten-
fassade (Fig. 30) gegen den Hauptplatz des Ortes
gewendet, erhebt sich, nur einige Meter vom oben
Fig. 19 Chersano
10) Kandier: L’ Istrir, II, pag. 198.