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Cornelio Büdinich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten

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Schiffes als auf verschiedene Entstehungszeit und
verschiedenen Stil der beiden Teile der Kirche zurück-
zuführen sei. Das Presbyterium ist rein deutsch-
gotisch, durch die Netzgewölbe, die Strebepfeiler,
die Wandsäulen im Innern und die mit Flamboyant-
maßwerk versehenen spitzbogigen Fenster unver-
kennbar charakterisiert; aber auch das Kirchenschiff
zeigt mehrere mittelalterliche Motive, so vor allem
den nach italischer Tradition sichtbar gelassenen
Dachstuhl, dann aber auch die beiden Fenster,

„Sono assä todeschi, ed di qui a Cao d’Istria
e mia XXV. Qui e una chiesia fabricata di novo,
perhoche intender si dia ehe questo San Zuane e
una villa, et in tempo di Turchi ehe vene in Friul
fa vastato et mal conditionä.“
Auf Abb. 70 gebe ich die geometrische Auf-
nahme der kräftig profilierten spätgotischen Um-
rahmung der Tür, welche vom Presbyterium in die
Sakristei führt.
Sanvincenti. Die meisten architektonischen

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Fig. 69 S. Giovanni del Timavo

welche eine ähnliche fischblasenförmige Maßwerk-
zeichnung aufweisen wie die Fenster des Presby-
teriums. Es ist deshalb höchstwahrscheinlich, daß
wenigstens die Fenster im Presbyterium und im
Kirchenschiff aus gleicher Epoche stammen.
Die Kirche ist teilweise aus antikem Material
erbaut. Einige Steine zeigen noch die römischen
Inschriften, die im Jahre 1483 von Marin Sanudo
bemerkt und gelesen worden sind. Wir wissen außer-
dem, daß an der Stelle der jetzigen Kirche eine
andere Kirche und ein Kloster in frühmittelalterlicher
Zeit bestand30). Die jetzige Kirche dürfte nicht lange
vor 1483 erbaut oder wenigstens wesentlich restauriert
worden sein, denn der erwähnte Venetianer Marin
Sanudo drückt sich diesbezüglich so aus:
30) Kandier: Istria IV, pag. 52.

Denkmäler, an denen dieses schöne Städtchen reich
ist, gehören dem Formenkreise der Renaissance an.
Doch fand ich Gotisches sowohl im Kirchlein zu
S. Antonio Abbate (Fig. 71) als auch in der Kirche
zu S. Vincenzo im Friedhöfe des Städtchens und
in der Kirche S. Caterina.
Das Kirchlein S. Antonio hat rechteckigen
Grundriß, in dessen hinterem Teil durch Verstärkung
der Seitenmauern eine ebenfalls rechteckige Apsis
gebildet wurde. Das Kirchenschiff ist nicht gewölbt,
wohl aber die Apsis, welche mit einem Tonnen-
gewölbe überspannt ist. Die spitzbogige Form des
Gewölbes ist kaum akzentuiert. Der Altar ist mit
einer großen gotischen, polychromierten, sitzenden
Steinstatue des hl. Antonius geschmückt. An den
Seitenwänden des Sitzes fand ich spitzbogige Deko-
rationsmotive eingemeißelt.
 
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