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Cornelio Budinich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
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konstruktion ist sichtbar gelassen und durch
eine im Mittelpunkte des Polygons aufgerichtete
Säule gestützt. Diese Säule hat späte Formen und
trägt das Datum 1682. Man findet jedoch hie
und da, hauptsächlich in der Nähe eines Eingangs-
tores (1576), gotische Motive (Abfasung der Sockel-
ecken).
Tomai. Die Hauptkirche des Ortes hat eine
spätgotische Apsis, welche innen mit den schon
Die in den Figuren 72 und 73 dargestellten
Fresken wurden auf der vorderen Wand der beibe-
haltenen alten Mauer gefunden. Es sind in Figur 72
musizierende und singende Engel in vier Reihen
nebeneinander stehend dargestellt, einige mit ver-
schiedenartigen Instrumenten in den Händen, die
übrigen singend mit offenem Munde. Zeichnung und
Gesichtsausdruck sind minderwertiger als bei den
knienden Gestalten in Figur 73, deren ausdrucks-
Fig. 71 San Vincenti
öfter beschriebenen Netzgewölben überspannt ist.
Die Fenster sind spitzbogig.
Vermo. Ich gebe in den Figuren 72 und 73
die photographischen Aufnahmen der Wandmale-
reien wieder, welche während der Demolierung
der alten Pfarrkirche zutage getreten sind. Wie
bekannt32), wurde das alte mit einem gotischen
Kreuzgewölbe überspannte Presbyterium von der
Demolierung ausgeschlossen. Die dort gefundenen
Fresken wurden auf das sorgfältigste bloßgelegt
und gesichert.
32) Man sehe: Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommis-
sion für Denkmalpflege, 1911, pag. 247.
vollen frommen Gesichter der relativ beste Teil
der Malereien sind, die ein lokaler Künstler des
XV. Jhs. geschaffen haben dürfte.
* *
*
Am Ende meines Berichtes über die im Jahre
1912 durchgeführten Arbeiten zur Erforschung der
weniger bekannten spitzbogigen Denkmäler Istriens
und der angrenzenden Gebiete angelangt, möchte
aber dem Wunsche Ausdruck geben, der Gegen-
stand, mit welchem wichtige Fragen für die Kultur-
geschichte des Landes verknüpft sind, möge in
Jahrbuch des kunsthist. Instituts der k. k. Z. K. für Denkmalpflege 1916. Beiblatt
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Cornelio Budinich Spitzbogige Bauwerke in Istrien und den angrenzenden Gebieten
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konstruktion ist sichtbar gelassen und durch
eine im Mittelpunkte des Polygons aufgerichtete
Säule gestützt. Diese Säule hat späte Formen und
trägt das Datum 1682. Man findet jedoch hie
und da, hauptsächlich in der Nähe eines Eingangs-
tores (1576), gotische Motive (Abfasung der Sockel-
ecken).
Tomai. Die Hauptkirche des Ortes hat eine
spätgotische Apsis, welche innen mit den schon
Die in den Figuren 72 und 73 dargestellten
Fresken wurden auf der vorderen Wand der beibe-
haltenen alten Mauer gefunden. Es sind in Figur 72
musizierende und singende Engel in vier Reihen
nebeneinander stehend dargestellt, einige mit ver-
schiedenartigen Instrumenten in den Händen, die
übrigen singend mit offenem Munde. Zeichnung und
Gesichtsausdruck sind minderwertiger als bei den
knienden Gestalten in Figur 73, deren ausdrucks-
Fig. 71 San Vincenti
öfter beschriebenen Netzgewölben überspannt ist.
Die Fenster sind spitzbogig.
Vermo. Ich gebe in den Figuren 72 und 73
die photographischen Aufnahmen der Wandmale-
reien wieder, welche während der Demolierung
der alten Pfarrkirche zutage getreten sind. Wie
bekannt32), wurde das alte mit einem gotischen
Kreuzgewölbe überspannte Presbyterium von der
Demolierung ausgeschlossen. Die dort gefundenen
Fresken wurden auf das sorgfältigste bloßgelegt
und gesichert.
32) Man sehe: Mitteilungen der k. k. Zentral-Kommis-
sion für Denkmalpflege, 1911, pag. 247.
vollen frommen Gesichter der relativ beste Teil
der Malereien sind, die ein lokaler Künstler des
XV. Jhs. geschaffen haben dürfte.
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Am Ende meines Berichtes über die im Jahre
1912 durchgeführten Arbeiten zur Erforschung der
weniger bekannten spitzbogigen Denkmäler Istriens
und der angrenzenden Gebiete angelangt, möchte
aber dem Wunsche Ausdruck geben, der Gegen-
stand, mit welchem wichtige Fragen für die Kultur-
geschichte des Landes verknüpft sind, möge in
Jahrbuch des kunsthist. Instituts der k. k. Z. K. für Denkmalpflege 1916. Beiblatt
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