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Anton MatEjöek Die romanischen Wandmalereien in der Rotunde der hl. Katharina in Znaim
8o
Diese Eingaben blieben ohne Erfolg. Erst
im Jahre 1874 wurde das Mitglied der Zentral-
kommission, Prof. Klein, mit der Ausarbeitung des
Entwurfes für die bauliche Restaurierung der Burg-
kapelle betraut und das fertige Projekt wurde dem
Znaimer Stadtrate vorgelegt. Die Restaurierungs-
arbeiten wurden auch diesmal nicht in Angriff ge-
nommen.
In demselben Jahre hat in den Mitteilungen
der Zentralkommission B. Grueber den Znaimer
Wandmalereien eine größere Abhandlung gewid-
met9). Es scheint, daß Grueber sich dabei aus-
antwortet. Im dritten Streifen findet er folgende, den
älteren Beschreibungen ganz widersprechende Dar-
stellungen: „Es ist hier die Einführung des Christen-
tums dargestellt, und zwar ganz in derselben Weise,
wie in der südlichen K,apelle der Georgskirche zu
Prag. Eine Prozession von Benediktinermönchen zieht
einher mit Kreuz und Fahne, einer steht auf erhöhtem
Platze und scheint zu predigen, umher Volk aus allen
Ständen, Bauern, Krieger und Fürsten. Weiterhin
sieht man einen bespannten Wagen, der, wie es
scheint, von Musikanten bewillkommnet wird. Der
ganze Zusammenhang läßt sich der vielen Lücken
schließlich auf seine Beobachtungen verlassen hat,
denn in seiner Beschreibung und Deutung der
Wandmalereien finden wir keine Spur, die darauf
hinweisen würde, daß er von der älteren Literatur
beeinflußt war. Die Beschreibung der Überreste
der Malereien in der Apsis bereichert nicht ältere
Wahrnehmungen. Die Gestalten beiderseits der
Apsis deutet er als Bilder des hl. Wenzels und
der hl. Ludmilla und bemerkt, daß ihre Namen
an der Wand beigefügt sind (!). Desgleichen hat
Grueber in der Kuppel nur spärliche Fragmente der
Malereien vorgefunden. Im vierten Streifen hat
Grueber isolierte Gestalten auf dunkelblauem Grunde
konstatiert; die Frage, welche Heiligen und alle-
gorischen Gestalten diese darstellen, läßt er unbe-
9) Mitteilungen der Zentralkommission Bd. XIX
(1874), S. 59 ff.
wegen nicht mehr ganz zusammenstellen.“ Die Re-
daktion der Mitteilungen fügt folgende Bemerkung
hinzu: „Wir geben die Beschreibung der Malereien
mit dem Bemerken, daß dieser nur von Grueber
angenommenen Erklärung entgegen andere Fach-
männer in diesem Cyklus Begebenheiten aus der
Geschichte des Hauses Premysl erkennen wollen10).“
Der untere Streifen (II) mit den Bilddarstellungen
war in dieser Zeit nicht erkenntlich; es scheint, daß
seine Überreste in den Fünfzigerjahren, als man die
10) Im alten Amtsexemplar der Zentralkommission der
Mitteilungen habe ich bei dieser Anmerkung eine mit
Bleistift geschriebene Aktenzahl vorgefunden, die sich auf
ein Aktenstück, in welchem Trapp heftig gegen Grueber
polemisiert, bezieht. Daraus ist es ersichtlich, daß mit
den Worten „andere Fachmänner“ nur Trapp gemeint
werden kann.»
Anton MatEjöek Die romanischen Wandmalereien in der Rotunde der hl. Katharina in Znaim
8o
Diese Eingaben blieben ohne Erfolg. Erst
im Jahre 1874 wurde das Mitglied der Zentral-
kommission, Prof. Klein, mit der Ausarbeitung des
Entwurfes für die bauliche Restaurierung der Burg-
kapelle betraut und das fertige Projekt wurde dem
Znaimer Stadtrate vorgelegt. Die Restaurierungs-
arbeiten wurden auch diesmal nicht in Angriff ge-
nommen.
In demselben Jahre hat in den Mitteilungen
der Zentralkommission B. Grueber den Znaimer
Wandmalereien eine größere Abhandlung gewid-
met9). Es scheint, daß Grueber sich dabei aus-
antwortet. Im dritten Streifen findet er folgende, den
älteren Beschreibungen ganz widersprechende Dar-
stellungen: „Es ist hier die Einführung des Christen-
tums dargestellt, und zwar ganz in derselben Weise,
wie in der südlichen K,apelle der Georgskirche zu
Prag. Eine Prozession von Benediktinermönchen zieht
einher mit Kreuz und Fahne, einer steht auf erhöhtem
Platze und scheint zu predigen, umher Volk aus allen
Ständen, Bauern, Krieger und Fürsten. Weiterhin
sieht man einen bespannten Wagen, der, wie es
scheint, von Musikanten bewillkommnet wird. Der
ganze Zusammenhang läßt sich der vielen Lücken
schließlich auf seine Beobachtungen verlassen hat,
denn in seiner Beschreibung und Deutung der
Wandmalereien finden wir keine Spur, die darauf
hinweisen würde, daß er von der älteren Literatur
beeinflußt war. Die Beschreibung der Überreste
der Malereien in der Apsis bereichert nicht ältere
Wahrnehmungen. Die Gestalten beiderseits der
Apsis deutet er als Bilder des hl. Wenzels und
der hl. Ludmilla und bemerkt, daß ihre Namen
an der Wand beigefügt sind (!). Desgleichen hat
Grueber in der Kuppel nur spärliche Fragmente der
Malereien vorgefunden. Im vierten Streifen hat
Grueber isolierte Gestalten auf dunkelblauem Grunde
konstatiert; die Frage, welche Heiligen und alle-
gorischen Gestalten diese darstellen, läßt er unbe-
9) Mitteilungen der Zentralkommission Bd. XIX
(1874), S. 59 ff.
wegen nicht mehr ganz zusammenstellen.“ Die Re-
daktion der Mitteilungen fügt folgende Bemerkung
hinzu: „Wir geben die Beschreibung der Malereien
mit dem Bemerken, daß dieser nur von Grueber
angenommenen Erklärung entgegen andere Fach-
männer in diesem Cyklus Begebenheiten aus der
Geschichte des Hauses Premysl erkennen wollen10).“
Der untere Streifen (II) mit den Bilddarstellungen
war in dieser Zeit nicht erkenntlich; es scheint, daß
seine Überreste in den Fünfzigerjahren, als man die
10) Im alten Amtsexemplar der Zentralkommission der
Mitteilungen habe ich bei dieser Anmerkung eine mit
Bleistift geschriebene Aktenzahl vorgefunden, die sich auf
ein Aktenstück, in welchem Trapp heftig gegen Grueber
polemisiert, bezieht. Daraus ist es ersichtlich, daß mit
den Worten „andere Fachmänner“ nur Trapp gemeint
werden kann.»