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Anton MATßjÖEK Die romanischen Wandmalereien in der Rotunde der hl. Katharina in Znaim

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Rotunde zu verschiedenen Zwecken verwendete,
übertüncht wurden.
Um die Sicherheit und die Art von Gruebers
Beobachtungen zu charakterisieren, sei da folgender
Satz zitiert: „Die sämtlichen Figuren sind schlank
und langgestreckt, doch besitzen die Frauen (!), was
sonst an alten Bildern nicht vorzukommen pflegt,
ungemein volle Busen, ein Zeichen, daß der Maler
seine Ideale in Mähren gefunden hat (!!).“ Indem er

zogen haben, und auf das Urteil der archäologischen
Sektion des böhmischen Museums stützt, greift er
heftig Grueber an, ihm vorwerfend, daß er die Ma-
lereien erst zu einer Zeit, als sie schon durch den
vorschreitenden Auflösungsprozeß vernichtet waren,
besichtigt und keiner aufmerksamen Untersuchung
unterzogen habe. Bei dieser Gelegenheit legte er der
Zentralkommission sein Werk neuerlich vor.
Seine Mühe und sein Eifer wurden durch die


Fig. 76 M. Trapp, Kopie nach der Malerei der Apsis und des Triumphbogens

die Znaimer Wandmalereien mit denen der Schloß-
kapelle in Klingenberg vergleicht, kommt er zum
Schlüsse, daß beide in die Mitte des XIII. Jhs. zu
setzen sind. Ihr Stilcharakter sei identisch, und
einige Details, wie die „Drei- und Vierpässe, Wein-
und Efeublätter, französische Lilien u. dgl. Dekora-
tionen,“ seien weder früher noch später denkbar.
Durch diese Abhandlung hat sich M. Trapp
getroffen gefühlt, denn im Mai 1874 schickte er der
Zentralkommission eine Zuschrift, in der er seine
Arbeit gegen das ablehnende Votum der Zentral-
kommission temperamentvoll verteidigt. Vielmehr als
die Ablehnung der Zentralkommission hat ihn die
Nichtbeachtung seiner Arbeit durch Grueber ge-
kränkt. Indem er sich auf die Autorität des Historio-
graphen Dr. Palacky, des Professors der Archäologie
I. E. Wocel und des Redakteurs des „Pamätky
archeologicke“, welche sein Werk der- Kritik unter-
Jahrbuch des kunsthist. Instituts der k. k. Z. K. für Denkmalpflege 1916.

Ernennung zum Konservator der Zentralkommission
belohnt. In dieser Funktion unternahm er im Jahre
1879 neue Schritte zur Sicherung der Gemälde und
seiner Bemühung ist es wahrscheinlich zuzuschrei-
ben, daß die Verhandlungen, die bisher noch kein
praktisches Ergebnis hatten, eine festere Gestalt
annahmen. Der Rotundenraum, welcher in den letzten
zwei Jahrzehnten als Schenke des Brauhauses,
Schweinstall, Tanzlokal, Depot für Wirtshausgeräte
und schließlich als Korbflechterwerkstätte diente,
befand sich in einem verwahrlosten Zustande und
die Malereien, welche Trapp im Jahre 1861 kopierte,
waren in dieser Zeit fast vollkommen zugrunde ge-
gangen11). Den sich schleppenden Verhandlungen
war jetzt ein gewisser Erfolg beschieden, es konnte

*’) Vgl. Wolfskron 1. c., S. 36, und Trapps Bericht
an die Zentralkommission aus dem Jahre 1879.
Beiblatt.

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