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Hans Tietze Ein Porträt des Francesco Filelfo

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zeigen die Tafeln des Katharinenaltars in Neustift,
dessen Entstehung im Jahre 1465 Semper nachge-
wiesen hat7). Die Philosophen, mit denen die Heilige
disputiert, der Krieger, der ihr Gefängnis bewacht
(Fig. 91), haben die gleichen scharf artikulierten Züge,

dieselben betonten Augäpfel, die gleichen regelmäßig
gedrehten Korkzieherlocken, die Gewänder da und dort
den gleichen Reichtum rundlichen Gefältels. Dazu
kommt das ganze Motiv, das Sitzen des gelehrten
Mannes in einer Möbelarchitektur, deren Wucht und

Fig. 90 Porträt des Francesco Filelfo,
Sammlung des Grafen Wilczek, Kreuzenstein


') H. Semper, Die Brixner Malerschulen des XV.
und XVI. Jhs. und ihr Verhältnis zu Michael Pacher, in
Zeitschrift des Ferdinandeums 1891, und Ders.: Die Ent-
stehungszeit des Katharinenaltars in der Gemäldesammlung
des Klosters Neustift, das. 1908; beide auch bei H. Sem-
per, Michael und Friedl. Pacher^ Eßlingen 1911.

Reichtum ihn imposanter machen soll; ein Motiv,
das Michael Pacher von den Kirchenvätern an
der Decke der alten Sakristei der Stiftskirche in
Neustift bis zu den Prachtgestalten der aus Brixen
stammenden Münchener Tafeln immer bedeutender
ausgestaltet hat. Das Motiv hat Röttinger von den
 
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