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Hans Tibtze Ein Porträt des Francesco Filelfo

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Rundbildern Niccolö Pizzolos in der Eremitanikapelle
in Padua (Fig. 92) abgeleitet8); unsere Zeichnung läßt
erkennen, in welcher Weise ein Tiroler vor Pacher
eine ähnliche Anregung umbildete. Denn er hat auch
paduanische Vorbilder gekannt; durch die gotische
Umformung spürt man die italienische Anregung durch
und selbst die wie Krabben verwendeten Putten gehen

Noch ein Umstand läßt sich vielleicht für den
Tiroler Ursprung der Zeichnung anführen. Jener
Maler Mang, dem Sigismund Gossembrot die Sendung
seines Sohnes mitteilen sollte, war ein Tiroler; seit
1446 in Augsburg nachweisbar, hat er dennoch den
Zusammenhang mit der Heimat nicht ganz aufgege-
ben, noch 1472 erhält er eine Zahlung aus Inns-


Fig. 91 Hl. Katharina im Gefängnis, Neustift bei Brixen

auf das christlich heidnische Engelsvölkchen zurück,
das auf Bildern Gregorio Schiavones und Marco Zop-
pos9) eine so große Rolle — halb Adoration, halb De-
koration — zu spielen hat. Im Keime liegen in diesem
zaghaften Versuche, ein bewundertes Renaissance-
motiv in die nordische Formensprache zu übersetzen,
Pachers spätere Kirchenväterbilder eingeschlossen.

8) H. Röttinger, Das Motiv der vier Kirchenväter bei
Michael Pacher, Repertorium f. Kunstwissensch., 1901,448fr.
9) Beispiele bei A. Venturi, Storia dell’ Arte Italiana,
VII/III, Fig. 5 und 21.

bruck10). Stand dieser Mang in irgend einem Zu-
sammenhang mit dem Zeichner? Bezieht sich das in
zwei verschiedenen Formen erscheinende M irgend-
wie auf seinen Namen? Wie gerne würden wir diese
Frage beantworten, denn das seltsame M unter
10) Über Mang Schnellaweg s. Rob. Vischer, Studien
zur Kunstgeschichte, S. 489; E. Bredt, Der Handschriften-
schmuck Augsburgs im XV. Jh., Studien z, d. kg. 25,
S. 21 f. In dem Namen eine Vorwegnahme des italienischen
Fa-Presto zu erblicken, wie W. H. Riehl, Kulturstudien aus
drei Jahrhunderten, Stuttgart 1862, S. II7, tut, scheint wohl
kaum möglich.
 
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