Hans Tietze Domenico Martinelli und seine Tätigkeit für Österreich
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Abb. 18 Schloß Aussee: Stiegenhaus.
Abb. 19: Schloß Aussee: Portal neben dem Stiegenhause.
giebel ein Fenster mit geschwungenem Segmentgiebelabschluß sprengt. Die Architektur, die
Martinelli hier anwendet, ist etwas grobschlächtig; sie erarbeitet ihre Effekte aus einem
sicheren Reichtum wohlerprobter Mittel, ist aber dennoch in Auffassung und Einzelheiten
für den Künstler durchaus kennzeichnend.
Vielleicht hat Martinelli im Dienst des eifrigen Bauherrn, der Fürst Johann Adam von
Liechtenstein war, noch weitere Aufgaben zu lösen gehabt; vorläufig läßt sich nichts davon
nachweisen. Nur eine Vermutung liegt auch jetzt schon nahe; daß er das Pomeranzenhaus gebaut
hat, dessen Errichtung offenbar als ein Stück des großen dem Roßauer Palast gewidmeten Bau-
unternehmens anzusehen ist (Abb. 20 und 21). Wir sahen oben, wie die Entstehungsumstände
hier und dort übereinstimmen, wie auswärtige Kräfte zu dieser Arbeit herangezogen wurden
und wir hörten den Fürsten das durch den Hinweis auf den wälschen Architekten begründen,
von dem das Projekt herrühre. Am natürlichsten ist es hiebei, an Martinelli zu denken, der
gerade um die fragliche Zeit so viele Liechtensteinsche Bauunternehmungen leitet; das
Aussehen des schlichten, aber wohl proportionierten Nutzbaues, der erst vor wenigen Jahren
dem Gebäude des Arbeitsministeriums zum Opfer gefallen ist, widerspricht dieser Vermutung
nicht. In seinen Verhältnissen und in der Behandlung der Wandfelder äußert sich der gleiche
Sinn für architektonische Masse, der sich in den beiden Palästen Johann Adams um so
viel reicher entfaltet.
Viel weniger geschlossen ist das Bild, das sich von Martinellis Tätigkeit für seine
beiden anderen hochadeligen Gönner in Wien gewinnen läßt. Mit dem Grafen Ferdinand
Bonaventura Harrach stand er •— wie erwähnt wurde — schon von Rom aus in Verbin-
dung und blieb er — wie gleichfalls schon gesagt wurde — zumindest bis 1698 in ver-
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Abb. 18 Schloß Aussee: Stiegenhaus.
Abb. 19: Schloß Aussee: Portal neben dem Stiegenhause.
giebel ein Fenster mit geschwungenem Segmentgiebelabschluß sprengt. Die Architektur, die
Martinelli hier anwendet, ist etwas grobschlächtig; sie erarbeitet ihre Effekte aus einem
sicheren Reichtum wohlerprobter Mittel, ist aber dennoch in Auffassung und Einzelheiten
für den Künstler durchaus kennzeichnend.
Vielleicht hat Martinelli im Dienst des eifrigen Bauherrn, der Fürst Johann Adam von
Liechtenstein war, noch weitere Aufgaben zu lösen gehabt; vorläufig läßt sich nichts davon
nachweisen. Nur eine Vermutung liegt auch jetzt schon nahe; daß er das Pomeranzenhaus gebaut
hat, dessen Errichtung offenbar als ein Stück des großen dem Roßauer Palast gewidmeten Bau-
unternehmens anzusehen ist (Abb. 20 und 21). Wir sahen oben, wie die Entstehungsumstände
hier und dort übereinstimmen, wie auswärtige Kräfte zu dieser Arbeit herangezogen wurden
und wir hörten den Fürsten das durch den Hinweis auf den wälschen Architekten begründen,
von dem das Projekt herrühre. Am natürlichsten ist es hiebei, an Martinelli zu denken, der
gerade um die fragliche Zeit so viele Liechtensteinsche Bauunternehmungen leitet; das
Aussehen des schlichten, aber wohl proportionierten Nutzbaues, der erst vor wenigen Jahren
dem Gebäude des Arbeitsministeriums zum Opfer gefallen ist, widerspricht dieser Vermutung
nicht. In seinen Verhältnissen und in der Behandlung der Wandfelder äußert sich der gleiche
Sinn für architektonische Masse, der sich in den beiden Palästen Johann Adams um so
viel reicher entfaltet.
Viel weniger geschlossen ist das Bild, das sich von Martinellis Tätigkeit für seine
beiden anderen hochadeligen Gönner in Wien gewinnen läßt. Mit dem Grafen Ferdinand
Bonaventura Harrach stand er •— wie erwähnt wurde — schon von Rom aus in Verbin-
dung und blieb er — wie gleichfalls schon gesagt wurde — zumindest bis 1698 in ver-