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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 13.1919

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Guby, Rudolf: Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich): Kunsthistorisches Begleitwort zu P. Augustin Rabensteiners "Archivalien zur Baugeschichte der Dreifaltigkeitskapelle in Paura"
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https://doi.org/10.11588/diglit.27700#0080
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Die Dreifaltigkeitskapelle in Paura bei Lambach (Oberösterreich).

Kunsthistorisches Begleitwort zu P. Augustin Rabensteiners ..Archivalien zur Baugeschichte

der Dreifaltigkeitskapelle in Paura“.

Von Rudolf Guby.

Mit der Publikation und kunsthistorischen Kommentierung der von dem verdienstvollen
Forscher P. Augustin Raben steiner erschlossenen „Archivalien zur Baugeschichte
der Dreifaltigkeitskapelle in Paura“ soll nicht nur eine der entzückendsten und bedeutendsten
Schöpfungen deutscher Kunst des XVIII. Jhs. langer Vergessenheit entrissen werden, es
soll, über die Freude am Finzelwerke hinaus, der Forschung eine neue Quellenschrift
zur Geschichte dieser Glanzperiode deutscher Kunst geboten werden, die in mancher
wichtigen Frage neue Aufschlüsse zu geben geeignet ist.

Den unmittelbaren Anlaß zur Erbauung der Dreifaltigkeitskapelle gab ein Gelübde
des Abtes Maximilian (A.1). Im Jahre 1713 wütete in unmittelbarer Nähe Lambachs die
Pest, der viele Menschen zum Opfer fielen. In den Tagen dieser Bedrängnis gelobte Abt
Maximilian, er wolle der hl. Dreifaltigkeit eine Kirche erbauen, wenn Lambach von der Pest
verschont bleibe. Lambach blieb verschont; zu Weihnacht 1713 g'alt die Seuche als erloschen.
Bereits am 2. Jänner 1714 suchte Abt Max beim bischöflichen Ordinariat in Passau um die
Baubewilligung nach.

Damit war für den Abt die Grundidee des Baues bereits gegeben: die neue Kapelle
sollte das göttliche Geheimnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit verherrlichen. Für die Art,
wie die Idee zum Ausdruck gebracht werden sollte, war der religiöse Geist der Zeit,
welcher einen neuen Mystizismus zum wesentlichen Bestandteil der geistigen Bildung der
intellektuellen Welt hatte werden lassen, maßgebend2).

Bereits Georg Dientzenhofer hatte in seiner 1685—1689 erbauten Dreifaltigkeits-
kapelle des Klosters Waldsassen im Fichtelgebirge versucht, den theologischen Gedanken
der Dreifaltigkeit in einer Bauform zum Ausdruck zu bringen. Der Grundriß in Waldsassen
zeigt drei überhöhte Halbbögen, welche einem gleichseitigen Dreieck einbeschrieben sind.
An den so entstehenden Dreipaß, in dessen drei einspringende Winkel minarettartige
Rundtürme gestellt sind, legt Dientzenhofer einen niedrigen Umgang, dadurch
gleichsam die Dreiheit des Hauptbaues zu einer Einheit zusammenfassend. Aus der
Formensprache der Kunst in die Schriftsprache übertragen, ergibt diese Lösung die
Übersetzung: „Nach innen drei, nach außen eins“, womit der Künstler das religiöse

1) Die Verweise auf die bezüglichen Stellen der Ur- 2) Vgl. die herrliche „Philothea“ des hl. Franz von

kundensammlung sind jeweils in Klammern eingesetzt. Sales und den großen Kreis ähnlicher religiöser Bücher!
 
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