Hans Tietze Domenico Martinelli und seine Tätigkeit für Österreich
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geführt haben soll. Ihm, dessen Tätigkeit für Austerlitz um die gleiche Zeit angesetzt wird,
mag auch die entsprechende Modernisierung der Austerlitzer Fassade an gehören, die in
den wesentlichen Zügen dennoch, wie jene Zeichnung besagt, Architectura del Signor
Martinelli ist.
In der Ausführung treten diese ursprünglichen Züge stärker zutage als im Entwurf, weil
die Dächer, vielleicht erst nach dem verheerenden Brand, dem auch die berühmte Bilder-
galerie zum Opfer fiel, in einfacheren, dem Sinne Martinellis offenbar entsprechenderen
Formen hergestellt wurden. Sein Stil ist namentlich in der Gartenfront herrschend (Abb. 25);
Abb. 25 Gartenfassade des Schlosses Austerlitz.
hier scheiden sich die beiden Eckrisalite, deren zwei Fensterfelder von je zwei Pilastern
eingefaßt sind, deutlich vom zurücktretenden Mitteltrakt, mit dem sie doch durch Stock-
werkeinteilung, Fensterbehandlung und Hauptgesimse eine Einheit bilden; die Mittelachse
ist nur schwach betont — durch die drei Rundbogen des Erdgeschosses und den drei-
teiligen Balkon vor dem Hauptgeschoß — und die Flügel halten ihr ohne Mühe das
Gleichgewicht. Motive der Liechtensteinpaläste, des Harrachschen Majoratshauses und
von Mährisch-Aussee begegnen uns hier. Stärker erneut ist die Hoffassade; hier scheint
das ganze reiche Mittelmotiv, mit dem der Hauptsaal auch nach außen beherrschend
vortritt, erst der Periode des unter Fürst Wenzel Kaunitz durchgeführten Baues anzu-
gehören; auch der größere Reichtum aller Details widerspricht dem früheren Datum.
Vielleicht war der Schloßbau in einer ersten Bauperiode zu Beginn des Jahrhunderts
nur bis zu einem nicht genau bestimmbaren Grade fertig geworden und wurde später —
von Petruzzi — unter Benützung und Veränderung der Martinellischen Pläne weiter-
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geführt haben soll. Ihm, dessen Tätigkeit für Austerlitz um die gleiche Zeit angesetzt wird,
mag auch die entsprechende Modernisierung der Austerlitzer Fassade an gehören, die in
den wesentlichen Zügen dennoch, wie jene Zeichnung besagt, Architectura del Signor
Martinelli ist.
In der Ausführung treten diese ursprünglichen Züge stärker zutage als im Entwurf, weil
die Dächer, vielleicht erst nach dem verheerenden Brand, dem auch die berühmte Bilder-
galerie zum Opfer fiel, in einfacheren, dem Sinne Martinellis offenbar entsprechenderen
Formen hergestellt wurden. Sein Stil ist namentlich in der Gartenfront herrschend (Abb. 25);
Abb. 25 Gartenfassade des Schlosses Austerlitz.
hier scheiden sich die beiden Eckrisalite, deren zwei Fensterfelder von je zwei Pilastern
eingefaßt sind, deutlich vom zurücktretenden Mitteltrakt, mit dem sie doch durch Stock-
werkeinteilung, Fensterbehandlung und Hauptgesimse eine Einheit bilden; die Mittelachse
ist nur schwach betont — durch die drei Rundbogen des Erdgeschosses und den drei-
teiligen Balkon vor dem Hauptgeschoß — und die Flügel halten ihr ohne Mühe das
Gleichgewicht. Motive der Liechtensteinpaläste, des Harrachschen Majoratshauses und
von Mährisch-Aussee begegnen uns hier. Stärker erneut ist die Hoffassade; hier scheint
das ganze reiche Mittelmotiv, mit dem der Hauptsaal auch nach außen beherrschend
vortritt, erst der Periode des unter Fürst Wenzel Kaunitz durchgeführten Baues anzu-
gehören; auch der größere Reichtum aller Details widerspricht dem früheren Datum.
Vielleicht war der Schloßbau in einer ersten Bauperiode zu Beginn des Jahrhunderts
nur bis zu einem nicht genau bestimmbaren Grade fertig geworden und wurde später —
von Petruzzi — unter Benützung und Veränderung der Martinellischen Pläne weiter-